Ruhrmanns Mühle in Fretter (Knochenmühle)
Die Knochenmühle in Fretter gehört zum Hof Ruhrmann. Sie arbeitete hauptsächlich für den Eigenbedarf des Hofes und nur in geringem Umfang auch für andere. Errichtet wurde das Mühlengebäude vermutlich um 1900, das gußeiserne Stampfwerk ist allerdings älter.
Die Verwendung künstlicher Düngemittel verbreitete sich mit der Verkehrserschließung durch die Eisenbahn. Die Bahnstrecke durch das Frettertal wurde erst 1911 eröffnet und durch die Ereignisse der folgenden Jahre war das selbst hergestellte Knochenmehl noch lange konkurrenzfähig und blieb dieses kleine Gebäude mitsamt seiner Einrichtung noch bis nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb.
In der Knochenmühle in Fretter wurden im Winter, wenn die Arbeit auf den Feldern ruhte, 30 bis 40 Zentner Knochen, die zuvor ein bis zwei Jahre auf dem Dachboden getrocknet hatten, zu Mehl zerstampft. Das Knochenmehl diente vorwiegend der Felddüngung, etwas wurde auch dem Futter des Jungviehs und der Hühner beigefügt.
Technisch gesehen ist die Knochenmühle ein Stampfwerk, wie es seit dem Mittelalter für vielerlei Zwecke Anwendung gefunden hat, z. B. als Ölmühle oder als Erz- und Schlackepoche im Berg- und Hüttenwesen.
Die Knochenmühle in Fretter ist eine von nur noch drei erhaltenen in Westfalen. Eine Besonderheit ist das gußeiserne Stampfwerk, die beiden anderen sind aus Holz. Für diesen Zweck ist das auch vollkommen ausreichend und zudem billiger. Umbauspuren am Stampfwerk von Ruhrmanns Mühle bezeugen vorgenommene Veränderungen. Eine eingehendere Betrachtung ergibt, daß es sich hier um einen von ehemals zwei nebeneinander liegenden Sätzen einer sogenannten „kalifornischen Poche“ in einer frühen Form aus der Zeit um 1860 handelt, wie sie auch in den Hüttenwerken dieser Gegend als Erz- oder Schlackepoche benutzt wurden. Das Vorhandensein des siebartigen Pochtroges belegt, daß das Gerät zum Naßpochen eingesetzt wurde. Das Pochgut konnte erst vom durchfließenden Wasser mitgenommen werden, wenn es ausreichend zerkleinert war und durch die Lochung des Pochtroges paßte. In einem angeschlossenen Gerinne mit Absetzmulden trennte sich dann das schwerere Erz von dem leichteren tauben Gestein bzw. das sogenannte Wascheisen von der Schlacke.
So ist das Stampfwerk in Fretter ein einmaliges Zeugnis der heimischen Montanindustrie in zweiter Verwendung. Möglicherweise stammt es aus der Neubrücker Hütte, die auf dem Gelände des Bahnhofes in Finnentrop von 1858 bis 1907 bestand. Selbst das „Deutsche Museum“ in München besitzt nur eine wesentlich modernere Form einer solchen Poche aus dem Jahr 1902.