Mit der Kamera unterwegs auf dem Rothaarsteig
Anfahrt mit Pkw zum Helleplatz in Neuastenberg (Navi-Eingabe N51°10’32“, E8°29’48“). Weiterfahrt mit Bus 451 ab Haltestelle Helleplatz bis Winterberg Pforte. Dann umsteigen in RegioBus R48 nach Küstelberg. Hier beginnt die 15,2 km lange Etappe bis zum Helleplatz.
Fahrplanauskunft der VRR unter http://www.vrr.de
Tourbeschreibung
In Küstelberg knickt der Rothaarsteig in Richtung Westen ab und führt etwas später die L872 kreuzend zum Steinbruch Wagenschmier (ca. 645 m). Hiernach kreuzt der Steig die L740 und passiert die gefasste Ruhrquelle (666,5 m), die mit Picknickplatz rund 330 m nordöstlich des Ruhrkopfgipfels (695,7 m) liegt. Nach gipfelnahem Queren der Ruhrkopf-Ostflanke verläuft der Steig südlich vorbei am Dumel (720,1 m) südwestwärts in die Kernstadt von Winterberg (667,9 m), um nach Durchqueren von der Innenstadt etwa 600 m nordöstlich des Herrlohtunnels den gemeinsamen Straßenabschnitt der B236 und der B480 auf einer Brücke zu überqueren. Weiter geht es zu der auf dem Herrloh (732,9 m) stehenden St.-Georg-Schanze. Dann verläuft der Steig über die südöstlichen und südlichen Flanken von Poppenberg (745,8 m) und Bremberg (ca. 810 m), wonach er die L640 und die L540 kreuzt und durch die Hochheide Kahler Asten auf den Kahlen Asten (841,9 m) führt, auf dem sich der Astenturm und knapp 400 Wegmeter westlich davon die Lennequelle (825 m) befinden. Dann führt der Steig von der Lennequelle südsüdostwärts vom Kahlen Asten hinab und kreuzt die Landwehr im Astengebiet, die einst als Befestigungsanlage besonders zum Schutz der Stadt Winterberg diente. Hier links abbiegen und parallel zur Landwehr in östlicher Richtung weiter bis zum Etappenziel Helleplatz.
Küstelberg
Küstelberg, der mit 666 m höchstgelegene Ort der Region Medebach, galt als wichtige Station an dem Fernhandelsweg Heidenstraße. Zweimal jährlich hielt der Ort überregional bedeutende Märkte ab, den Pfingstmarkt und den Laurentiusmarkt am 10. August, dem Tag des Kirchenpatrons. Den wichtigsten überregionalen Faktor bildete der Pferdehandel. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde Küstelberg von etwa 1350 Pferdefurwerke angefahren. Die Bewohner Küstelbergs leisteten die vielfach in Anspruch genommenen Spanndienste. Als durch die Verbesserung der Straßenverhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts die Vorspanndienste nicht mehr nötig waren, verlor der Ort als Handels- und Umschlagplatz schnell an Bedeutung. Die traditionellen zwei Pferdemärkte am Pfingstfest und auf Laurentius fanden ihren Abschluß bei Geselligkeit und Tanz in der Dorfhalle. Da in den letzten Jahren immer weniger Pferde aufgetrieben wurden, verloren die Märkte ihren Sinn und fanden letztmalig 1964 statt. Dafür gibt es aber seit 1966 ein Schützenfest.
Steinbruch Wagenschmier
Entlang der Straße Küstelberg nach Winterberg führte bereits im Mittelalter die Heidenstraße, die wichtigste Ost-West-Verbindung von Thüringen und Sachsen nach Köln. Zu dieser Zeit sind hier schon die Wagen und Karren im lehmigen Untergrund eingesunken. Die Pferdewagen früherer Zeiten kannten weder Kugel- noch Rollenlager, sondern nur Gleitlager. Die mussten oft geschmiert werden, um nicht heiß zu laufen und um die Pferde zu schonen. Hier am Steinbruch war solch ein Abschmierplatz.
Heidenstraße
Die alte Fernhandelsstraße wurde im Sauerland Heidenstraße genannt. Die Tatsache, dass mehrere vor- und frühgeschichtlichen Ringwälle im unmittelbaren Bereich der Heidenstraße liegen, legt nahe, sogar ein latènezeitliches Alter dieses Weges anzunehmen. Anderenorts wurde die ab dem 8. Jahrhundert genutzte Straße auch Köln-Kassler-Landstraße oder alte Landstraße genannt. Auf dieser Straße zog vermutlich Kaiser Otto III. im Jahre 1000 vom Osten kommend nach Aachen. Die Heidenstraße führte von Leipzig, wo die Straße eine zusätzliche Verbindung nach Breslau und Thorn hatte, über das Eichsfeld weiter nach Kassel. Die Strecke verlief dann durch Korbach und die Sauerländer Orte Medebach, Winterberg, Nordenau, Westfeld, Oberkirchen, Winkhausen, Gleidorf, Schmallenberg, Wormbach, Bracht, Elspe, Grevenbrück, Attendorn, Grotewiese und Meinerzhagen. Der Heidenstraße folgend gelangte man dann über Marienheide und Wipperfürth nach Köln. Wegen ihrer Anbindung war die Heidenstraße im Mittelalter die wichtigste Straße für das Sauerland. Durch den Bau von weiteren Landstraßen im 19. Jahrhundert verlor die Heidenstraße ihre besondere Verkehrsbedeutung.
Ruhrquelle
Die Ruhr entspringt einem kleinen, morastigen Gebiet im Wald, das unter Naturschutz steht. Etwa 330 Meter nordöstlich des Ruhrkopfgipfels und 7,5 Meter unterhalb der eigentlichen Ruhrquelle liegt auf 666,5 m ü. NN ein Steinrondell aus den 1950er Jahren, an dem ein Gedenkstein errichtet wurde. Der Stein erinnert sowohl an die erstmalige Errichtung einer Mauer von 1849 als auch an das Hundertjahresjubiläum von 1949. Durch das 1980 restaurierte Rondell wird das Ruhrwasser im Rahmen eines nach oben offenen Kanals geleitet. Im Jahre 2007 wurden die Ruhrquelle, und die ersten Meter ihres Verlaufes umgestaltet. Der kanalisierte Bachlauf erhielt wieder ein naturnah strukturiertes Bachbett, zudem wurden dichte Büsche ausgelichtet, um wieder einen guten Blick auf das kleine Bächlein zu ermöglichen. Für Besucher wurden über dem Boden Stege zum Besuch der Quellregion angelegt. Außerdem wurden die Einfassungsmauern des Rondells saniert, Wege zur natürlichen Entwicklung der Ufervegetation zurückgebaut, und neue Wege, ein paar Meter abseits der Ruhr, zur Entlastung derselbigen angelegt.
Winterberg
Die Entstehungsgeschichte der Stadt Winterberg reicht bis um das Jahr 1240 zurück. Die Gründung der Stadt Winterberg wurde vermutlich gemeinsam mit dem Kloster in Küstelberg vorgenommen. Die Stadtbefestigung scheint im 14. Jahrhundert zunächst nur sehr begrenzten Schutz gewährt zu haben. 1321 eroberte der Graf von Waldeck die Stadt. Um 1357 wurde Winterberg von Gottfried IV. von Arnsberg während dessen Krieges mit dem Kölner Erzbischof zerstört. Zum Wiederaufbau gewährte der Erzbischof eine zunächst zehnjährige Steuerfreiheit. Winterberg galt als Hansestadt. Die Stadt lag im Schnittpunkt der Heidenstraße zwischen Köln und Kassel und der Heerstraße zwischen Frankfurt und Soest. Die schlechten landwirtschaftlichen Bedingungen führten dazu, dass der Handel eine zentrale Rolle als Lebensgrundlage im Leben der Stadt spielte. Dem Schutz der Stadt diente ein System von Landwehren. Etwa zwischen 1350 und 1500 wurden die umliegenden Siedlungen von ihren Bewohnern aufgegeben. Sie zogen vielfach nach Winterberg, wobei sie ihre Besitzrechte an ihren alten Landfluren beibehielten. Die Ursachen für die Aufgabe der alten Ansiedlungen lagen vermutlich in der damals gelegentlich auftretenden Pest, aber auch in den häufigen Fehden dieser Zeit, in denen die Städte besseren Schutz vor feindlichen Übergriffen boten. Vermutlich waren zu dieser Zeit im Amt Medebach nur noch die Städte Winterberg, Hallenberg, Schmallenberg und Medebach besiedelt, während die umliegenden Dörfer vollständig verlassen wurden. Von den Wüstungen der Winterberger Marken wurde nur Elkeringhausen im 16. Jahrhundert wieder neu besiedelt. Spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts dehnten die Winterberger ihre Flur im Gebiet des Astenbergs aus. Dadurch gerieten sie in Konflikt mit dem Grafen von Waldeck, der Rechte im benachbarten Dorf Nordenau besaß. Von Südwesten her überschnitten sich ihre Gebietsansprüche mit der Grafschaft Wittgenstein. Dieser Streit zog sich mit beiden Gegnern bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hin. Mit Wittgenstein wurde 1783 in einem Vergleich das strittige Gebiet aufgeteilt. Wie in vielen anderen Orten im Herzogtum Westfalen fanden auch in Winterberg zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Hexenprozesse und Hinrichtungen statt. Die genaue Zahl ist unbekannt; nachweisbar sind Hexenprozesse in den Jahren 1523, vermutlich 1562, 1629 und zuletzt 1728. Mit der Französischen Revolution begann eine unheilvolle Zeit für Winterberg. 1802 okkupierten die Hessen das Herzogtum Westfalen und am 8. September marschierten hessische Truppen mit geladenen Gewehren in die Stadt ein. Die preußische Herrschaft begann im Hungerjahr 1816. In dieser Situation ließen die neuen Landesherren Getreide aus den östlichen Provinzen Preußens in die neuen westlichen Provinzen transportieren und halfen so, die Hungersnot zu lindern. 1833 wurde die Straße nach Niedersfeld, 1835 die Strecke nach Hallenberg fertiggestellt. Hiermit wurde die direkte Verbindung zwischen Münster, Arnsberg einerseits und Gießen, Darmstadt und Frankfurt andererseits deutlich verbessert. 1848 begann der Straßenbau nach Neuastenberg und weiter Richtung Berleburg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten Einheimische das Skifahren ein, was schon bald zu einem Aufschwung des Wintersports in Winterberg führte. Zu den Sehenswürdigkeiten von Winterberg gehören neben der St.-Jakobus-Kirche zahlreiche alte Fachwerkhäuser in der Altstadt, die seit Fertigstellung des Waltenbergtunnels vom Durchgangsverkehr freigehalten wird. Auch die St.-Georg-Schanze lockt zahlreiche Besucher an.
Kahler Asten
Irrtümlich wird der Kahle Asten oft als höchster Berg von Nordrhein-Westfalen bezeichnet. Dies ist jedoch mit 843,2 m Höhe der etwa 12 km nordnordöstlich gelegene Langenberg auf der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Im Rothaargebirge ist darüber hinaus auch der zur Gänze im hessischen Upland befindliche Hegekopf mit 842,9 m höher. Die Höhe des Kahlen Asten ist in der Deutschen Grundkarte mit rund 841,9 m Höhe angegeben, womit er nur der dritthöchste Berg der Region, aber mit Abstand deren bekanntester ist, da er aufgrund seiner Wetterwarte in Wetterberichten häufiger genannt wird. Der Kahle Asten weist ein stark von den Westwinden des Atlantiks geprägtes und damit recht feuchtes Klima auf. Der Jahresdurchschnittsniederschlag erreicht hier 1420 mm und ist damit fast doppelt so hoch wie im Nordwestdeutschen Tiefland (750 bis 850 mm). Aufgrund der Höhenlage des Berges liegt die Temperatur im Schnitt um 4 bis 5 K unter den Tieflandwerten. Im Winter fallen die Niederschläge daher meist als Schnee. Durchschnittlich liegt an 120 Tagen im Jahr eine geschlossene oder durchbrochene Schneedecke, die maximale Schneehöhe pro Winter liegt im Mittel bei etwa 80 cm. Der höchste Wert, der gemessen werden konnte, waren 239 cm am 9. März 1970. Die Wolken, die sich an den Westhängen des Rothaargebirges stauen führen zudem zu einer erhöhten Nebelhäufigkeit und einer verminderten Sonnenscheindauer. Der Kahle Asten gehört mit nur rund 1400 Stunden Sonnenschein zu den sonnenscheinärmsten Orten in Deutschland. Gerade im Herbst und Winter kann hier bei Inversionswetterlagen aber auch ungetrübter Sonnenschein herrschen, während sich im Tal ganztägig Wolken halten. Auf dem Gipfel des Kahlen Astens steht auf 841 m Höhe der an das Hotel-Restaurant angegliederte Astenturm, ein Aussichtsturm, von dessen Plattform, die in einer Höhe von 862 m Höhe liegt, sich eine Rundumsicht nicht nur über das Rothaargebirge bietet. Bei extrem klarem Wetter reicht der Blick von dort bis zum 163 km weit entfernten Brocken im Harz. Im Astenturm befindet sich eine naturkundliche Ausstellung. Schwerpunkte sind das Naturschutzgebiet mit der Hochheide, die Wetterstation und die Geschichte des Astenturms.
Lennequelle
Die Lenne entspringt im Rothaargebirge auf dem Massiv des Kahlen Asten. Ihre Quelle liegt etwa 300 Meter westlich des Astenturms und ist die höchstgelegene Quelle Westfalens. Die Quelle fließt ganz unabhängig von der Wetterlage nur zeitweise (intermittierende Quelle). Über den Lehrpfad Kahler Asten, der durch die Hochheide führt, kann man leicht zur Lennequelle gelangen. Dort wurde eine kleine Metalltafel mit dieser Inschrift angebracht: „Lennequelle – 830 m ü. d. Meere – Länge des Flusses 138 km“. Die dort genannte Quellhöhe und die Flusslänge stehen jedoch im Gegensatz zu den von der Bezirksregierung Köln genannten Werten von 129,1 km Länge und 825 m Höhe.
Höhendörfer am Kahlen Asten
Am 30. Juli 1713 gewährte der Wittgensteiner Graf Casimir vierzehn Zuwanderern das Recht, sich im Grenzbereich seines Herrschaftsgebietes auf der Höhe niederzulassen. Die Vierzehn gründeten als ihren neuen Lebensmittelpunkt das Neudorf, das heutige Neuastenberg, Neuastenberg ist das größte Höhendorf und liegt südwestlich von Winterberg, nicht weit vom Kahlen Asten und der Kappe und entstand wie seine direkten Nachbarn Langewiese und Mollseifen im frühen 18. Jahrhundert während der Grenzstreitigkeiten zwischen der protestantischen Grafschaft Wittgenstein und dem katholischen Herzogtum Westfalen. Der sogenannte Winterberger Streit konnte erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts beigelegt werden. Keine zwei Kilometer nördlich von Neuastenberg liegt der kleine Ort Lenneplätze mit einer der größten erhaltenen Landwehren im Sauerland. Ein rund 600 Meter langes Stück der alten Verteidigungsanlage an der Grenze zwischen Winterberg und Wittgenstein ist hier noch deutlich im Gelände zu sehen. Der Grenzweg verläuft tief eingeschnitten in den Boden, gesäumt von zahlreichen Totholzstämmen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein hatte die Grenze praktische Bedeutung bei Grenzstreitigkeiten. An der Schutzhütte findet man noch einen alten Schnadestein, der das Dreiländereck zwischen Schmallenberg, Winterberg und Bad Berleburg anzeigt.
Wegpunkte auf dem Rothaarsteig von Küstelberg bis Neuastenberg
WP01 N51°13.3613 E008°36.2166, Küstelberg, Dorfplatz
WP02 N51°13.0383 E008°35.1646, Wagenschmier
WP03 N51°12.7634 E008°34.2482, Pastorenstein
WP04 N51°12.8317 E008°33.5356, Ruhrquelle
WP05 N51°11.9865 E008°32.1619, Schluchten- und Brückenpfad
WP06 N51°11.6668 E008°31.8244, Winterberg Pforte
WP07 N51°11.6047 E008°31.0578, St.-Georg-Schanze
WP08 N51°11.1187 E008°29.3467, Nordhang
WP09 N51°10.7962 E008°29.1209, Astenturm
WP10 N51°10.7704 E008°29.0778, Lennequelle
WP11 N51°10.4513 E008°29.3331, Landwehr Lenneplätze
WP12 N51°10.5344 E008°29.7958, Helleplatz