Kreuztals Anschluss an den Rothaarsteig
Seit 2013 ist die Kindelsbergkommune für einen Jahresbeitrag von 3000 Euro ordentliches Mitglied im Trägerverein des Rothaarsteigs und wird daher auch an den Premiumwanderweg offiziell angeschlossen. Der 15 km lange Zubringer führt vom Kulturbahnhof über den Richtung Osten verlaufenen Höhenrücken bis zur Ginsberger Heide. Die abwechselungsreiche und interessante Wegeführung des neuen Zu- und Abgangsweges mit einigen herrlichen Ausblicken führt vorbei an Mühlenkopf, Kilgeshahn, Siegerberg, Kirrberg, Lichtenhardt, Oberbach, Elme und Kronprinzeneiche. Ob Wanderwegeeinrichtungen wie Vesperinseln und Sitzbänke aufgestellt werden, ist zwar noch ungewiss; sicher aber ist, dass der Kreuztaler Zubringer künftig auf den Wanderkarten verzeichnet sein wird. Zu hoffen bleibt, dass der Zubringer neben den üblichen Markierungen auch mit Wegezeigern versehen wird, wie es auf dem Rothaarsteig aber auch im Sauerland zwischenzeitig Standard geworden ist.
Anreise
Mit dem Pkw bis zum gebührenfreien Parkplatz am Bahnhof (Navi-Eingabe N50°57’24“ E7°59’30“). Vom Bahnhof Kreuztal geht es dann mit der Rothaar-Bahn in 28 Minuten Fahrzeit hinauf zum Bahnhof Vormwald, dem Ausgangspunkt der Wanderung über den neuen Zu- und Abgangsweg zum Rothaarsteig. Ich habe mich zwar für den Weg von der Ginsberger Heide zum Kulturbahnhof Kreuztal entschieden, wer es aber anders mag, kann natürlich auch am Kulturbahnhof starten und ab Bahnhof Vormwald nach Kreuztal zurückkehren.
Tourbeschreibung
Der Ausgangspunkt Bahnhof Vormwald (Zollposten) ist dem Umstand geschuldet, dass die Ginsberger Heide mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen ist. Dadurch verlängert sich die offizielle Streckenlänge von 15 km auf insgesamt 16,2 km. Am Zollposten die Bundestraße 508 überqueren und dem ausgeschilderten Weg mit der Markierung „J“ – den Schlossberg mit der Ginsburg rechts liegen lassend – bis zur Wegekreuzung auf der Ginsburger Heide steil bergan folgen. Zwar ist auf diesen 1300 Metern ist ein Anstieg von 485 m auf 600 m über NN zu bewältigen, dafür geht es dann aber anschließend über Kronprinzeneiche, Elme, Lichtenhardt, Kirrberg, Siegerberg, Kilgeshahn, Mühlenkopf bis zum Kulturbahnhof in Kreuztal überwiegend allmählich bergab. Die Route des Zugangsweges verläuft übrigens vom Zollposten bis zum Hauberg in Grund auf gleicher Trasse wie der Jung-Stilling-Rundweg („J“) und ab dem Wegekreuz an dem Elme bis zur Oberbach wie der Kulturhistorische Lernpfad. Mit gutem Schuhwerk und wetterfester Kleidung im Rucksack, ausreichend Proviant sowie guter Laune und Freude an der Natur lässt der Kreuztaler Zugangsweg zum Rothaarsteig kaum Wanderwünsche offen.
Ginsberger Heide
Schon vor dem Bau der Ginsburg befand sich auf der Hochfläche im Knotenpunkt von drei wichtigen Handelsstraßen eine kleine Siedlung mit dem Namen Wehbach. Fahrende Kaufleute fanden hier eine günstige Gelegenheit für Mensch und Tier zu verschnaufen, neue Kräfte für den weiten und beschwerlichen Weg in die großen Städte zu sammeln und kleine Unpässlichkeiten zu beheben. So hatte die Siedlung mit Köhlern, Waldschmieden und Gastwirten ihr gutes Auskommen. Als König Wenzel 1398 den Grafen Johann von Nassau mit dem Freigericht belehnt, wird zwischen der Ginsburg und Wehbach sogar ein Gerichtsplatz eingerichtet. Zum Ort gehörte auch eine kleine Kapelle, die dem heiligen Antonius geweiht war, der dem Volksglauben nach Mensch und Tier vor der Pest schützen konnte. Aus diesem Grund fand die Kapelle auch als Wahlfahrtsort bis zur Reformation großen Zuspruch. Danach gab es keine Wallfahrten mehr und die Kapelle verödete langsam. Daher wurde die Antoniuskapelle im Jahre 1571 abgebrochen und das Holz beim Bau der Kirche in Lützel verwendet. Die Ginsberger Heide diente aber auch als Heerlager und Exerzierplatz für die Truppen von Wilhelm dem Schweiger, der im Jahr 1568 hier auf der Ginsberger Heide ein Heer mit 6.000 Mann für den Befreiungskrieg der Oranier gegen die Spanier versammelte und von hier aus den niederländischen Befeiungskrieg führte. Heute finden auf der Ginsberger Heide (Giller) neben „Kultur Pur“ das Ginsburg-Jugend-Treffen und das Giller-Bergturnfest statt. Trotzdem ist die Ginsberger Heide in erster Linie ein Naturschutzgebiet, wo Ruhe und Abgeschiedenheit den größten Teil des Jahres über spürbar sind, auch wenn im Sommer auf dem Sportplatz oder im Winter bei Schnee auf den Loipen und am Skihang Hochbetrieb herrscht.
Kredenbach
Wie mein früherer Geschichtslehrer Werner Wied aus Kreuztal beschreibt, ist die Gemeinde Kredenbach aus Einzelhöfen in den Ortsteilen Lohe und Kredenbach und dem Wüstehof entstanden. Im Jahre 1314 wird als Zeuge ein Everart der Dove van dem Loe genannt und in einer Urkunde von 1340 erscheinen der Hof zu Kredenbach und das Haus zu dem Lohe. Lohe hatte seit jeher zum Gericht und Kirchspiel Ferndorf gehört. Besitzer der alten Höfe waren die Herren Daube von Selbach, mit Sitz in der Wasserburg zu Lohe, wo sie spätestens seit 1461 auch eine Hütte betrieben. Etwa 1634 brannte der Wüstehof ab und wurde auch nicht wieder aufgebaut. Nach dem Aussterben der Herren von Selbach zog der Fürst von Nassau den Wüstehof und Lohe ein. Nachdem die Grundstücke des Wüstehofs und des Aher Hofs 1711 durch Kauf und das Vorwerk Lohe durch Verlehnung an Einwohner aus Kredenbach und anderen Ortschaften übergegangen waren, wurde das Haus Lohe 1819 erbeigentümlich an die Gemeinden Ferndorf, Kredenbach und Müsen verkauft. Im Jahre 1856 erwarb der Bergwerks-Aktien-Verein Cöln-Müsen die Loher Hütte, legte sie aber bereits 1861 still. Das Gelände diente von 1894 bis 1950 der Degussa als Werk zur Herstellung von Essigessenz, Holzgeist und Holzkohle. Die ehemaligen Loher Hütten- und Hammerwerke waren auch außerhalb des Siegerlandes bekannt, wurde doch hier 1834 einer der ersten deutschen mit Koks befeuerten Hochöfen in Betrieb genommen. Wie man sich in Kredenbach erzählt, liefere die Siegerbergquelle ein liebliches Quellwasser und sei ganz besonders für verliebte Paare empfehlenswert; spätabends genossen solle das Wasser eine ungeahnte Wirkung erzielen. Das raue und harte Quellwasser aus der Wolfsbornquelle sei dagegen eher für Einzelkämpfer und Grenzgänger geeignet und für normale Wanderer nur in kleinen Mengen verträglich.
Ferndorf
Laut Werner Wied ist Ferndorf einer der am frühesten urkundlich belegten Orte des Siegerlandes. 1067 beschenkte der Kölner Erzbischof Anno die Stiftskirche zum hl. Georg in Köln u. a. mit einem Gut in Ferndorf (Berentraph). Das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle gehörte den Kolben von Wilnsdorf, die es 1339 an die Grafen von Nassau verkauften. 1345 verkaufte Graf Otto II. von Nassau die Kirchspiele Ferndorf und Krombach vorübergehend an den Erzbischof. Beide Kirchspiele bilden seither einen einheitlichen Verwaltungs- und Gerichtsbezirk. Das Siegel der Schöffen ist bereits aus dem Jahre 1470 überliefert. Das darin abgebildete Jagdhorn findet sich noch heute im Wappen der Stadt Kreuztal wieder. Erbaut wurde die St.-Laurentius-Kirche in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen für diese Zeit typischen spätromanischen westfälischen dreischiffigen Hallenbau mit einem Westturm und einem dreijochigem Langhaus. Der Chor wurde 1887 durch einen Neubau mit Querschiff ersetzt. Im Inneren befindet sich ein gusseisernes Grabepitaph mit Inschrift und Jahreszahl 1559 des Ritters Velten von der Hees. Seit dem 16. Jahrhundert verarbeiteten Eisen- und Stahlhämmer das aus den Bergen rund um Kindelsberg und Martinshardt gewonnene Erz. Die Herrschaft des Hauses Nassau endete endgültig 1742, das Fürstentum Nassau-Siegen fiel zurück an das Haus Nassau-Oranien. Im Jahre 1806 wurde Nassau-Siegen dem Großherzogtum Berg zugeteilt. Die Mairie Ferndorf umfasste damit das alte Amt und Gericht in den Grenzen von 1623. Durch den Bau der Wittgensteiner Straße in den Jahren 1830 bis 1834 und die Eröffnung der Bahnlinie nach Hilchenbach (1884) und Erndtebrück (1888) erlebte Ferndorf im 19. Jahrhundert einen erstaunlichen industriellen Aufschwung. In Ferndorf befindet sich ein Heimatmuseum mit Funden aus der Vor- und Frühgeschichte sowie Erzeugnissen des heimischen Handwerkes und Zeugnisse der Wohnkultur aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Kulturbahnhof
Im Zuge der Sanierung und Modernisierung des alten Kreuztaler Bahnhofes zum neuen Kulturbahnhof hat die Stadt Kreuztal die Empfangshalle neu gestaltet und der Kunst Raum gegeben. Das Ausstellungskonzept Szenenwechsel steht für regelmäßig wechselnde Präsentationen verschiedener Künstler und deren Werke aus allen Sparten der bildenden Kunst. Wanderer sollten vielleicht für einen kurzen Moment innehalten und sich einbeziehen lassen, bevor sie sich auf den Weg zum Giller machen.
Wegpunkte Zollposten-Kulturbahnhof
WP01 N50°58.8410 E008°08.6036, Bahnhof Vormwald (Zollposten) WP02 N50°58.4780 E008°09.0431, Köhlerhütte
WP03 N50°58.4317 E008°09.1415, Wegezeiger Ginsberger Heide (Rothaarsteig)
WP04 N50°58.0213 E008°08.7584, Kronprinzeneiche WP05 N50°58.0262 E008°07.5621, Scheune bei Grund, links abbiegen WP06 N50°57.8985 E008°07.1527, Wegekreuzung am Elme
WP07 N50°58.1277 E008°06.5085, Schutzhütte am Lernpfad
WP08 N50°58.3322 E008°05.7750, Wanderparkplatz Oberbach
WP09 N50°57.8766 E008°04.2542, Herzhäuser Eiche
WP10 N50°57.4928 E008°02.9471, Wanderparkplatz Kredenbacher Höhe
WP11 N50°57.0368 E008°02.5614, Wolfsbornquelle
WP12 N50°57.2636 E008°00.7488, Schießanlage, rechts abbiegen
WP13 N50°57.3560 E007°59.5196, Kulturbahnhof Kreuztal
Route Zubringer Rothaarsteig (gpx) Fotos vom Kreuztaler Zugang zum Rothaarsteig
Schöner Beitrag zum neuen Weg, Dieter. Ich bin auch frohweil ich 14 Jahre dafür gearbeitet habe.
Grüße
Jochen