Landesmuseum Kloster Dalheim
Einst Ort der Stille, heute modernes Museum, blickt das ehemalige Kloster Dalheim auf eine bewegte, mehr als 800-jährige Geschichte zurück. Die rund 7,5 Hektar große Anlage ist fast vollständig erhalten und beherbergt Deutschlands einziges Landesmuseum für Klosterkultur, das im Zusammenspiel von historischer Bausubstanz und moderner Architektur die höchst unterschiedlichen Facetten klösterlicher Kultur erlebbar macht. Die Klostergärten wurden auf gut 2 Hektar Fläche wiederhergestellt und präsentieren eindrucksvoll Komplexität und Schönheit klösterlicher Gartenbaukunst.
Das Kloster Dalheim ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift bei Lichtenau im Paderborner Land in einem Seitental der Altenau am Westhang des Eggegebirges. Archäologische Funde lassen auf eine Besiedlung des Ortes seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. schließen. Im Mittelalter besaß Dalheim offenbar bereits um 800 eine kleine Pfarrkirche. Ein Nachfolger dieses Baus diente in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts dem in Dalheim gegründeten Augustinerinnen-Konvent als Klosterkirche. Reste der Kirche wurden 1990 durch eine Grabung des Westfälischen Museums für Archäologie freigelegt.
Im 15. Jahrhundert gegründet und im Barock prachtvoll erweitert, wurde die fast vollständig erhaltene Klosteranlage nach der Säkularisation (1803) als Gutshof genutzt. Seit 2007 beherbergt das Kloster Dalheim das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, eines der 17 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), das von der Stiftung Kloster Dalheim betrieben wird. Der offizielle Titel des Hauses lautet „Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur“.
Dem Niedergang einer ersten Ansiedlung folgte 1429 die Wiederbesiedlung durch Augustiner-Chorherren des Klosters Böddeken. 1452 erlangte Dalheim wieder den Rang eines selbstständigen Klosters. In den folgenden Jahren wurde das Kloster vollständig neu gebaut: Westlich der alten Anlage im Tal entstanden eine neue Kirche und großzügige Konventgebäude. Um 1500 lebten im Kloster Dalheim 24 Chorherren und 100 Laienbrüder. Es galt als das geistliche, aber auch wirtschaftliche Zentrum des südlichen Paderborner Landes. Große Teile der spätgotischen Kernanlage sind bis heute erhalten. Die Reformation blieb für das Kloster in der weiterhin katholisch geprägten Region ohne Folgen.
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 hingegen schädigte auch den zuvor wohlhabenden Dalheimer Konvent wirtschaftlich schwer. Nach mühevollen Aufbauarbeiten erlebte das Kloster im Barock seine größte Blüte. Vor allem Bartholdus Schonlau, seit 1708 Prior, betrieb den Ausbau Dalheims und formte eine beeindruckende Gesamtanlage. Er rühmte sich, in den 23 Jahren seiner Amtszeit ebenso viele Gebäude errichtet zu haben. Um 1800 gehörten zum Kloster Dalheim fast 21.000 Morgen Land, die Dörfer Oesdorf und Meerhof (heute zur Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis gehörend) samt Einwohner sowie anstelle der Laienbrüder ca. 200 angestellte Landarbeiter, die 1.250 Morgen Land bestellten.
Zum weitläufigen Außengelände gehört auch der Wirtschaftshof des ehemaligen Klosters Dalheim. Sein ältestes erhaltenes Gebäude ist die Schmiede, die spätestens aus dem 17. Jahrhundert stammt. Das heutige Bild des Wirtschaftshofs wird durch die späteren Umgestaltungen unter dem Priorat von Bartholdus Schonlau (1708-1730) geprägt. Er ließ insgesamt 23 Gebäude neu errichten. Bis heute erhalten sind die Ackerbergscheune, die Meiereischeune mit dem Sassenhaus, die Zehntscheune und der Alte Schafstall. Aus der nachklösterlichen Nutzung stammen der sogenannte Neue Schafstall (1829), der Kartoffelkeller (1842) und das Geflügelhaus (19. Jahrhundert). Die heutige Mühle wurde mit der Stellmacherei 1871 am Standort der barocken Mühlenanlage errichtet. Abhängig von den Jahreszeiten sind Nutztiere auf dem Gelände untergebracht.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgehoben und als Staatsdomäne verpachtet. In Kirche und Kreuzgang stand fortan das Vieh oder lagerten Stroh und Korn. Bis in die 1970er Jahre wurde das Kloster Dalheim als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Davon zeugen noch heute die baulichen Veränderungen aus der Domänenzeit.
Seit der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Klosteranlage im Jahr 1979 erwarb, wurden umfangreiche Mittel zur Sicherung des Bestands, für einen teilweisen Rückbau und die sorgsame Umgestaltung zu einem modernen Museum aufgebracht. Seit 2002 werden die Baumaßnahmen von Ausstellungen begleitet, die sich unter Einbeziehung unterschiedlicher Fachbereiche mit klösterlich-religiösen Themen befassen. In seinen neu gestalteten Ausstellungsräumen präsentiert das Museum Dauer- und Sonderausstellungen zur klösterlichen Kulturgeschichte.
Ziel des bundesweit einzigartigen Hauses ist es, einen ebenso lebendigen wie fundierten Einblick in die Entwicklung und Vielfältigkeit der europäischen Klosterkultur zu geben. Die Dalheimer Klosteranlage ist dabei als Gesamtheit das wichtigste Exponat. Der Kreuzgang des ehemaligen Klosters Dalheim stammt aus dem 15. Jahrhundert. Spiegel erleichtern die Betrachtung der aufwendigen Wandmalereien. Den Kern der Klosteranlage bilden die spätgotische Klosterkirche und die Klausur. Die Kirche stammt aus der Gründungszeit des Klosters und wurde von 1460 bis 1470 errichtet. Es handelt sich um einen turmlosen, gestreckten Saalbau von rund 52 Metern Länge, der durch einen modern wiederhergestellten Lettner in Chor und Langhaus geteilt wird. Im Süden schließt sich der spätgotische Kreuzgang an, dessen Wandmalereien zum Teil bis heute erhalten sind.