Stadtrundgang Herford

Fassadenbild Sanctae Herfordiae portae qae appellatur Deichtor 1745

Vom Steintor zur Marienkirche auf dem Stiftberg

Damenstift HerfordIn günstiger, wirtschaftlich und militärisch nicht unwichtiger Verkehrslage gelegen, entstand um 800 das bedeutende Frauenstift Herford, dessen Bedeutung weit über die Region hinausging. Im Jahre 823 unterstellte Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster seinem persönlichen Schutz. Der Kaiser übertrug der Abtei weitere Güter, die nun eng mit dem Kloster Corvey verbunden blieb. Bald darauf entwickelte sich auch eine Kaufmannssiedlung. Es wird angenommen, dass 833 Ludwig der Fromme dem Kloster Herford das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. Besonders die Ottonen waren Herford eng verbunden: Mathilde, die Ehefrau Heinrichs I., war hier Damenstifterzogen worden; 926 wurde das Kloster während des Ungarnsturms zerstört und anschließend mit königlicher Unterstützung neu aufgebaut. Otto der Große bestätigte 973 Markt- und Zollrechte; mit dem bestätigten Marktprivileg gehörte Herford zu den ältesten Märkten in Deutschland. 1011 gründete die Äbtissin Godesdiu auf der Grundlage einer Marienerscheinung (Herforder Vision, datiert etwa in der Mitte des 10. Jahrhunderts, diese Vision gilt als früheste Marienerscheinung nördlich der Alpen) vor den Toren der Stadt das Stift auf dem Berge als Ausbildungsstätte für die Töchter des niederen Adels, das sich zum Wallfahrtsort entwickelte.

HerfordHerforder Münster war im Mittelalter ein bedeutendes geistliches und geistiges Zentrum. Zu dieser Zeit war es eine der am besten befestigten deutschen Städte mit fünf Stadttoren und 14 Türmen, die den verschiedenen Zünften zugeordnet waren. Sie waren Teil der 3,5 Kilometer langen Stadtbefestigung mit Mauer, die von der Werre, der Aa und dem Stadtgraben umgeben war. Die heute zugeschüttete Bowerre markiert den ursprünglichen Verlauf der Werre, während die heutige Werre Teil der Stadtbefestigung war. In staufischer Zeit wurde das Stift Herford Herforder Münsterals reichsunmittelbar bestätigt; spätere Kaiser bestätigten verschiedene Rechte von Stift und Reichsstadt Herford. Die Äbtissin war Reichsfürstin mit quasibischöflichen Rechten („Monstrum Westphaliae“). Um 1170 wurde eine Bürgergemeinde gebildet und das Stadtrecht entwickelt, wobei das Dortmunder Stadtrecht als Vorlage diente. Herford erhielt zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine Ratsverfassung. Um 1220 ist die früheste Erwähnung des Herforder Stadtrates nachweisbar; er war damit einer der ersten in Deutschland.  1224 wurde die RadewigHerforder Neustadt gegründet. Das Kondominat, die gemeinschaftliche selbständige Regierung von Stift und Stadt, nahm seit Mitte des 13. Jahrhunderts reichsstädtisches Recht wahr; im Gegenzug leisteten Bürgermeister und Rat der Abtei den Lehnseid. Herford war Mitglied des Ladbergener Städtebundes, weiterer Städtebünde und Hansestadt von 1342 bis ins 17. Jahrhundert. In der Sicherheit der Stadt kam es zu geistlichen Niederlassungen fast aller damaligen klösterlichen Orden, so dass die Stadt als Sancta Herfordia bezeichnet wurde. Die rege Radewigkaufmännische Tätigkeit erstreckte sich früh über den gesamten Hanseraum, aber auch die Verbindungen nach Westen (Flandern) waren bedeutsam. Besonders wichtig waren die Tuchproduktion (seit dem 13. Jahrhundert) und der Handel damit. Im Herforder Rechtsbuch von etwa 1375 werden zahlreiche Gilden und Zünfte erwähnt. Bis 1634 war die Neustadt selbständig und hatte neben der Altstadt einen eigenen Bürgermeister. Die Außengrenzen (Landwehrgrenzen) der mittelalterlichen Stadt Herford blieben bis 1969 Stadtgrenze von Herford. Dort an den Ausfallstraßen befanden sich die Bäumer, die die Schlagbäume für diejenigen öffneten, die in die Stadt wollten oder sie verlassen wollten.

Alter MarktIn der Frühen Neuzeit begann eine lange rechtliche Auseinandersetzung um den Status der Stadt als Reichsstadt. Die Abtei war reichsfrei, die Äbtissin Reichsfürstin mit quasibischöflichen Rechten („Monstrum Westphaliae“), die Stadt  Herford nahm aufgrund des sogenannten Kondominats, der gemeinschaftlichen selbständigen Regierung von Stift und Stadt seit Mitte des 13. Jahrhunderts, reichsstädtisches Recht wahr. Mehrere Prozesse vor dem Reichskammergericht, die  zunächst vom Reich angestrengt wurden, das gerne von Herford Reichsteuern erheben wollte, führten schließlich 1631 zur Bestätigung als Reichsstadt, was zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Stadt lag. In der Stadt setzte sich bereits um  1530 die Reformation durch, Rathausdie Abtei blieb bis 1565 katholisch. Die Stadt wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrfach belagert, 1638 brannten große Teile der Stadt ab. Infolge der jülich-klevischen Erbfolgeauseinandersetzungen wurde  Herford 1647 durch brandenburgische Truppen besetzt und verlor seine Selbständigkeit. Die Annexion durch Brandenburg wurde durch den Westfälischen Frieden und schließlich 1652 endgültig bestätigt. Herford wurde der Grafschaft  Ravensberg zugeschlagen und somit abhängige brandenburgisch-preußische Landstadt. Als 1765 die Stadtmauer nicht mehr benötigt wurde, wurde das Material versteigert. Heute umschließt dort der Stadtwall die Innenstadt. Die Leitung der  Reichsabtei wurde durch adelige Damen brandenburgisch-Hauptbahnhof preußischer Familien wahrgenommen. Die Abtei blieb bis zur Säkularisation 1803 Reichsstand. 1816 wurde Herford Kreisstadt des Kreises Herford innerhalb der preußischen Provinz  Westfalen. 1847 erhielt Herford mit dem Bau der Cöln-Mindener Eisenbahn einen Bahnanschluss. Die Elektrifizierung der Hauptstrecke Köln-Minden war mit der ersten Fahrt am 29. September 1968 abgeschlossen. Im Jahre 1880 wurde die  Strecke nach Detmold und Altenbeken (Lippische Bahn) sowie 1904 die Strecke nach Bünde gebaut. Durch die Bahnstrecke begünstigt, begann in Herford die Zeit der Hochindustrialisierung sehr früh mit der Ansiedlung zahlreicher  Fabrikationsstätten, in denen insbesondere Textilien, Wäsche und Oberbekleidung hergestellt wurden.

Tourbescheibung

Steintor

SteinstraßeDas Steintor war eins der fünf Herforder Stadttore. Im Mittelalter befand sich dort eine Vier-Turm-Anlage mit zwei steinernen und einer hölzernen Zugbrücke über den Stadtgraben. Die Holzbrücke konnte im Falle eines Überfalls oder einer Belagerung hochgezogen werden. Bis ins 19. Jahrhundert befand sich dort, wie auch an den anderen Stadttoren, ein Torwärterhäuschen, an dem auswärtige Händler und Besucher Zoll für die Nutzung der innerstädtischen Straßen zahlenmussten. Am Steintor treffen sich unweit des Herforder Bahnhofs der Deichtorwall und der Steintorwall sowie die Steinstraße. In Richtung Osten verläuft die vierspurig ausgebaute Straße „Auf der Freiheit“, die sich nach Überquerung der Aa in der Altstadt bis zum Stephansplatz fortsetzt.

Ehemalige Stadtbefestigung

SteintorwallEin Wallrundgang ist von vielen Stationen aus möglich. Herford entstand an den Furten im Mündungswinkel von Werre und Aa. An den Flussläufen und den sie verbindenden Stadtgräben entlang zog sich eine massive Befestigungsanlage mit Mauer, fünf Stadttoren und dem bis heute vollständig begehbaren Wall in einer Länge von 3,5 Kilometern. Ein kompletter Wallspaziergang ist sehr lohnenswert: ein Aussichtssteg an der Mündung von Stadtgraben und Aa am Steintorwall und einige Infotafeln am Deichtorwall geben neue Einblicke. Die heute zugeschüttete Bowerre markiert den ursprünglichen Verlauf der Werre, während die heutige Werre Teil der Stadtbefestigung war.

Gänsemarkt mit Gänsebrunnen

GänsemarktDer Marktplatz des Stadtteils Radewig ist einer der schönsten Plätze der Stadt. Für ihn wurden bereits 833, in karolingischer Zeit, von Kaiser Ludwig dem Frommen Markt-, Münz- und Zollrechte verliehen. Neben den vielen Einzelhändlern  findet der Platz bei Veranstaltungen wie z.B. dem Weinfest des Hoeker-Festes und dem Weltkindertag großen Zuspruch. „Wiederkehrende Gänse“ heißt der Brunnen in der Radewig auf dem Gänsemarkt. 1978 wurde der aus Muschelkalkstein bestehende Sockel vor Ort an seinem Standplatz bearbeitet. Acht aus Bronze gegossene Gänse zieren diesen Brunnen. Ihr Gewicht beträgt ca. eine Tonne, die Höhe beträgt 3,20 Meter. Geschaffen wurde der Gänsebrunnen vom Bildhauer Bruno Buschmann aus Oerlinghausen.

St. Jakobi

St. Jakobi (Radewiger Kirche)Bis zur Reformation war Herford ein bedeutender Sammelpunkt der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Die Stadt lag verkehrsgünstig am Kreuzungspunkt der Handelsstraßen von Mainz nach Lübeck und von Hameln nach Osnabrück. Im Norden verlief der Hellweg vor dem Santforde (die heutige Bundesstraße 65), im Süden der Westfälische Hellweg von Paderborn nach Soest. Zahlreiche in Herford ansässige Bruderschaften kümmerten sich um die durchreisenden Pilger und unterhielten Hospitäler und Herbergen.  Anziehungspunkte für die Pilger waren die wundertätige Marienkirche als Ort der Herforder Vision sowie die heilige Pusinna, deren Reliquie in der Münsterkirche aufbewahrt wurde. In der Radewig, dem Rast- und Marktplatz der Fernhändler, wurde eine Kapelle errichtet, aus der die spätere Jakobikirche (Radewiger Kirche) entstand. Aus einer Bulle des Papstes Julius II. von 1510 geht hervor, dass die Jakobikirche keine Radewiger Kirche, JakobsmuschelPfarrkirche war, sondern eine reine Pilgerkirche, die dem Jakobskult diente. Im Jahr 1530 wurde die Jakobikirche auf Anordnung des Rates wegen der zur Landplage gewordenen Pilger geschlossen. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Anton Brudtlacht wurde die Kirche wieder als Pfarrkirche eingerichtet und eingeweiht. Am Donnerstag nach dem 1. Advent im Jahre 1590 wurde sie als evangelische Kirche wiedereröffnet. Die Radewiger Hausfrauen hatten ein leckeres Mittagessen aufgesetzt: Grünkohl mit Rauchwurst. Der Legende nach soll auch die Kirche mit Grünkohl, der auch Braunkohl genannt wird, ausgeschmückt gewesen sein, weil wegen des ungewöhnlich schneereichen Winters kein Tannengrün aus dem Wald geholt werden konnte und zu dieser Jahreszeit keine Blumen zum Ausschmücken der Kirche zur Verfügung standen. Noch heute wird aus diesem Anlass das Radewiger Kohlfest gefeiert.

Radewiger Brücke

Radewiger BrückeÜber den Fluss Aa verbindet die Radewiger Brücke die Stadtteile Radewig und Altstadt. Hier befand sich seit dem 13. Jh. die Radewiger Mühle und der sogenannte Hexenkolk, wo bis in das 17. Jahrhundert die „Wasserprobe“ an vermeintlichen Hexen vorgenommen wurde. Oberhalb der Radewiger Brücke, die die Radewiger Straße mit der Bäckerstraße in der Altstadt verbindet, stand die seit 1224 nachweisbare Radewiger Mühle an der Aa. Ursprünglich gehörte sie zum in der Radewig liegenden Gut Odenhausen und der Abtei. Der Wasserdurchlass an der Stadtmauer wurde durch zwei Türme mit einem Wachgang gesichert. Beim Umbau 1933 wurden die letzten Reste der Befestigung abgebrochen. Nachdem die Mühle über viele Radewiger BrückeJahre an verschiedene Lehensträger verpachtet war, wurde sie 1560 verkauft. Von 1604 bis 1765 gehörte der Mühlenkomplex der Stadt. Danach wechselten bis zur Stilllegung am 31. Januar 1960 mehrmals die Besitzer. Die Mühle brannte mehrmals ab. Nach dem Feuer 1845 musste sie vollkommen neu aufgebaut werden. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1912 wurde die Mühle weiter ausgebaut. Noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte zur Mühle eine eigene Mühlengerechtigkeit, die für bestimmte Bauern einen Ablieferungszwang des geernteten Getreides an die Mühle beinhaltete. Unterhalb des Wehrs befand sich der Hexenkolk, in dem bis zur frühen Neuzeit die Wasserprobe an Frauen vorgenommen wurde, die der Hexerei angeklagt waren.

Abteibrunnen vor der kleinen Markthalle

AbteibrunnenDas schlossartige, neobarocke Rathaus und die Markthalle wurden in den Jahren 1913/17 auf dem ehemaligen Gelände der Fürstabtei Herford errichtet. Die Erinnerung an die Abtei soll der Brunnen mit Stiftsdame und Delphin wach halten.Der 1917 errichtete Abteibrunnen steht auf dem ehemaligen Gelände der Reichsabtei, zeitgleich mit dem Rathaus und der Markthalle wurde dieser Sandsteinbrunnen erbaut. Damals war er das einzige Denkmal, das an das hochadelige Damenstift erinnerte. Auf der Spitze der Säule reitet eine Stiftsdame auf einem Delfin, das Abteiwappen hält sie gut sichtbar im Arm. Wie es ihrer adeligen Stellung gebührt müssen wir zu ihr emporschauen. Delfine geleiteten im griechischen Totenkult die Seelen der Verstorbenen. Ein passendes Symbol, denn die Stiftsdamen waren jahrhundertelang für die Memoria, das Gebetsgedenken, zuständig. Künstler: Alfred Glaser (1888-1973).

Stephansplatz

Alte PostDer Stephansplatz wurde 1897 nach Heinrich von Stephan, dem Organisator des deutschen Postwesens benannt, nachdem er 1895 das neue kaiserliche Hauptpostamt besichtigt hatte. Es steht noch heute dort, wurde jedoch 1977 als Poststandort aufgegeben und wird zwischenzeitlich von der Deutschen Angestellten-Akademie genutzt. Östlich des Postgebäudes wurde in den 1960er Jahren das noch heute stehende Gebäude des Fernsprech-Knotenamtes gebaut. Es wird derzeit als Museumsarchiv der Stadt Herford genutzt.

Wolderuskapelle

WolderuskapelleIn der Kapelle ist der Gründer des ältesten Damenstifts in Westfalen, der Adelige und spätere heilige Waltger (Wolderus, gestorben 825), begraben. Über sein Leben gibt die Vita Waltgeri, eine mittelalterliche Handschrift, Auskunft. Der heutige schlichte Saalbau wurde 1735 errichtet und von der reformierten Gemeinde genutzt. Seite 1962 dient sie als griechisch-orthodoxe Nektarios-Kapelle.

Herforder Münster

Herforder MünsterDas Herforder Münster war die Kirche des reichsunmittelbaren Frauenstifts und die Urpfarrkirche Herfords. Das ab 1220 unter der Äbtissin Gertrud II. zur Lippe über einem ottonischen Vorgängerbau im spätromanischen Stil erbaute Münster  ist der erste Großbau einer Hallenkirche in Norddeutschland mit hoch- und spätgotischen Anbauten in den Dimensionen einer Bischofskirche. Die Seitenschliffe sind genauso hoch wie das Mittelschiff und erzeugen dadurch eine  eindrucksvolle Raumwirkung. Dieser Bau war Vorbild für viele Kirchenbauten des gleichen Typs und gab wesentliche Impulse zur Verbreitung der Gotik.

Kantorhaus

KantorhausAm Münsterkirchplatz steht das Kantorhaus, ein zwischen 1484 und 1494 erbautes zweigeschossiges Fachwerk-Traufenhaus mit Ziegelausfachung im Zierverband. Das Obergeschoss kragt nach allen Seiten über gekehlte Knaggen vor, in die zum Teil Wappen eingeschnitzt sind. Das Kantorhaus, in dem zeitweilig eine Schule untergebracht war, gehört zu den ältesten Fachwerkbauten Westfalens.

Reichsabtei-Denkmal

ReichsabteidenkmalMit einem Vertrag von 1256 entstand in Herford eine reichsweit einmalige Rechtskonstruktion als Kondominat: Die reichs- und papstunmittelbare Abtei begab sich unter den Schutz der Bürgerschaft, die dafür von ihr wesentliche Hoheitsrechte erhielt. Ergebnis war eine über Jahrhunderte funktionierende Zusammenherrschaft von Stift und Stadt, die beide keinem anderen weltlichen oder kirchlichen Herrn Untertan waren. Beide zusammen nahmen faktisch die Rechte einer Reichsstadt wahr. Künstler: Wolfgang Knorr (*1945) .Stifter: Heinrich Wemhöner

Elisabethdenkmal

ElisabethdenkmalElisabeth II. von der Pfalz (1618-1680), Fürstäbtissin aus königlichem Hause (1667-1680). Elisabeth wurde als Tochter des Kurfürsten von der Pfalz Friedrich V. und der Prinzessin Elizabeth Stuart von England geboren. Sie war von 1667 bis zu ihrem Tode 1680 Äbtissin des Herforder Reichsstifts und gilt als  eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. Seit 1640 befreundet mit René Descartes, dem Vater der neuzeitlichen Philosophie, der ihr sein Hauptwerk widmete. Große Geister wie William Penn und Leibnitz besuchten sie in Herford. Tolerant gegenüber Andersgläubigen wie Quäkern und Labdisten. Letzte Ruhestätte vor dem Hochaltar im Herforder Münster.  Künstler: Wolfgang Knorr (*1945).

Altstädter Brunnen

Altstädter BrunnenAuf dem Platz vor Münsterkirche steht der Altstädter Brunnen aus dem Jahre 1616 mit seiner auffällig filigranen schmiedeeisernen Krone. Das alte Herforder Wappen ist bereits am Brunnen zu finden. Ehemals stand der Ziehbrunnen auf dem Alten Markt und wurde um 1830, als sich die Stadt in Geldnöten befand, an Generalleutnant von Vincke verkauft. Dieser ließ ihn auf seinem Gut Ostenwalde bei Melle aufstellen. Um 1965 wurde der Brunnen wiederentdeckt und durch eine Stiftung 1967 für die Stadt zurück gekauft.

Labadistenhaus

LabadistenhausDas Labadistenhaus wurde im 17. Jahrhundert auf der Immunität der Fürstabtei Herford erbaut. Nachdem sich die Äbtissin Elisabeth von der Pfalz (1618–1680) immer mehr einer schwärmerisch-mystischen Richtung zugewandt hatte, nahm sie 1670 Labadisten, dann auch Quäker bei sich in Herford auf. Deren mystische Exzentrizitäten erregten jedoch bei der lutherischen Bevölkerung großen Anstoß. Ihre Freundin Anna Maria von Schürmann hatte sich mit 62 Jahren der Gemeinde der Labadisten angeschlossen. Über Middelburg und Amsterdam gelangte die Gruppe 1670 nach Herford, wo die Fürstäbtissin der Gemeinde eine Zeitlang Zuflucht gewähren konnte. Sie lebten nicht in der Abtei, wohl aber unter deren Schutz. 1672 wurde die Gruppe durch ein Edikt des Reichskammergerichts von dort vertrieben. Die Quäker Robert Barclay und William Penn besuchten Elisabeth, die sogar Quäkerandachten in ihrer Abtei gestattete und sich beim König von England aktiv für deren Duldung einsetzte.

Mausefalle und Alter Markt

GrenzsteinDer Verbindungsweg zwischen der Fürstabtei und dem Alten Markt im weltlichen Teil der Altstadt wurde früher im Volksmund Mausefalle genannt. Da die Stadt im Mittelalter nicht die Gerichtsbarkeit über die Abtei besaß, konnten sich gerichtlich Verfolgte aus der Stadt Herford durch die Mausefalle auf das Gebiet der Abtei retten. Sie waren dort aber wie in einer Mausefalle gefangen, da die Abtei rings von städtischem Gebiet umgeben war. 1886 wurde die Straße in GrenzsteinMarktstraße umbenannt. Da sich dieser Name jedoch nicht durchsetzen konnte erhielt sie 1912 wieder den Namen Mausefalle. An der bis 1803 existierenden Grenze zwischen dem reichsunmittelbaren Stift Herford und der freien Reichsstadt Herford an der Einmündung der Mausefalle in die Elisabethstraße wurden zwei Grenzsteine aufgestellt und eine weiße Linie über die Straße gezogen. Auf einem Stein befindet sich das alte Herforder Balken-Wappen und auf dem anderen der Reichsadler. Der Alte Markt ist der zentrale Innenstadtplatz der Stadt. Hier wurde im Jahre 1360 das Altstädter Rathaus gebaut, das etwa hundert Jahre später durch einen Anbau und später durch einen Vorbau ergänzt wurde. Es wurde 1878 abgebrochen. Der Platz ist umgeben von Geschäften, Kneipen und Cafés, an wärmeren Tagen mit Außengastronomie.

Brüderstraße

BrüderstraßeAn der an das frühere Augustinerkloster erinnernden Brüderstraße finden sich zahlreiche Fachwerkbauten. Das 1521 von Heinrich Aldach, genannt Remensnider, erbaute Haus Brüderstraße 26 gilt als das künstlerisch reichste spätgotische Fachwerkhaus in Westfalen. Seine Figurenknaggen zeigen die christliche Hierarchie von Jesus als Weltenrichter über die Heiligen und die Todsünden bis zum Hölleneingang. Weitere beeindruckende Zeugnisse der spätgotischen Fachwerkarchitektur sind das 1532 erbaute Engelkinghaus und das um 1560 erbaute Rothe-Haus.

Jahrhundertbrunnen

JahrhundertbrunnenDer Jahrhundertbrunnen ist ein Geschenk der Stadtwerke an die Stadt Herford, anlässlich des 100jährigen Bestehens der Herforder Wasserwerke im Jahr 1996. Der Brunnen mit seinen beweglichen Figuren erinnert an Herforder Originale: „Mutter Grün“, die als „fliegende Händlerin“ mit ihrem Wägelchen unterwegs war und allerlei Kurzwaren verkaufte. Sie hieß eigentlich Anna Hirschfeld und starb einsam und verarmt im Jahr 1950. Daneben steht ein „Trompeter“, der für ein kühles Bier ein Lied zum Besten gab. Die zwei Kinder in einer Karusselgondel stehen für die vielen in Herford ansässigen Schausteller. Künstler Bonifatius Stirnberg (*1933)

Linnenbauerdenkmal

LinnenbauerdenkmalDas 1909 eingeweihte Denkmal am Linnenbauerplatz ist dem letzten Herforder Handweber des 19. Jahrhunderts Fritken Oberdiek gewidmet, der sein Leinen noch selbst zum Verkauf in die Stadt brachte. Der Bildhauer Gregor v. Bochmann zeigt den Leinenweber, wie er verschmitzt lächelnd sein Geld für die verkauften Leinwandballen zählt. Bis 1972 verlief hier die Bowerre, die Alt- und Neustadt trennte. Das kleine Flüsschen war auch Antrieb der alten Abteimühle, später bekannt als Bexten Mühe. Seit 2008 findet sich hier- mitten in der Innenstadt- ein neu angelegter Spielplatz.

Bürgermeisterhaus

BürgermeisterhausDas Bürgermeisterhaus wurde  1588 von dem Kaufmann Heinrich Crüwell. Bürgermeister den Neustadt Herford, erbaut.  Der spätgotische Stufengiebel gehört zu den schönsten in Westfalen und zeigt als Giebelinschrift (übersetzt): „Gott zum Lobe, der Stadt Herford zu Ehre und zum Nutzen der Menschen gebaut im Jahre unseres Herrn 1538“. Das Haus wurde 1966 auf Kosten des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Herford renoviert.

St. Marien

St. Marien1011 gründete Äbtissin Godesti jenseits der Stadtmauer einen Tochterkonvent des Reichsstiftes: Das Stift auf dem Berge, in dem Töchter des niederen Adels lebten, denen der Zugang zum hochadeligen Pussinnen-Stift in der Herforder Innenestadt verwehrt blieb. Noch heute heißt dieser Stadtteil Stiftberg. Die Geschichte der Marienkirche ist eng mit der Legende der „Herforder Vision“ verknüpft. Im 10. Jahrhundert fand in Herford angeblich die älteste Marienerscheinung nördlich der Alpen statt, nach der die größte Herforder Kirmes (Vision) benannt war. Der Legende nach machte ein Hirte mit seinen Schafen Rast auf dem heutigen Stiftberg. Seinen Hirtenstab steckte er in den Boden. Im Traum erschien ihm Maria in Gestalt einer weißen Taube, die sich auf seinen Stab setzte. Sie trug ihm auf, an dieser Stelle eine Kirche bauen zu lassen. Währenddessen begann der Hirtenstab wie eine Linde auszuschlagen. Als der Hirte wieder aufgewacht war, lief er in die Stadt und erzählte Kirchhof St. Mariendies den Stiftsdamen, welche an dem Ort der Vision die Marienkirche bauten. Ein Stück Baumstamm wird im Altar der Marienkirche als angeblicher Überrest ebendieser Linde aufbewahrt. Vermutlich handelt es sich dabei um „christianisierte“ Überreste eines alt-sächsischen Heiligtums. Früher  wurden Holzsplitter davon in der Hoffnung auf Heilung bei Zahnschmerzen zwischen die Zähne gesteckt. Die Marienkirche, eine große hochgotische Hallenkirche, wurde in ihrer jetzigen Gestalt als Kirche des Frauenstifts auf dem Berge um 1290 begonnen und 1325 geweiht. Aus dem blockhaften Baukörper springen der Chor (nach Epitaphe an der Außenwand von St. MarienOsten) und der Turm (nach Westen) heraus. Einen besonderen Akzent bilden die Giebel der Quersatteldächer des Langhauses, die mit Fialen geschmückt und von Maßwerkkreuzen gekrönt sind. Strebepfeiler und Maßwerkfenster gliedern die Wände. Das Innere der Kirche erscheint als weiter und luftiger Raum mit schlanken Pfeilern, deren Dienste in die Bögen und Rippen der weitgespannten Gewölbe ausstrahlen Den Chor markiert ein Fünfachtelabschluss, der in einem glatten Chorabschluss aufgefangen wird. Dieser glatte Abschluss ermöglicht außen einen dreigliedrigen reich verzierten gotischen Giebel. Im Mittelalter eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen ist die Kirche St. Marien seit 1548 evangelische Pfarrkirche.

Neuer Markt

Neuer MarktDer Neue Markt als Zentrum der Herforder Neustadt ist einer der schönsten Herforder Plätze. Im Schatten der Johanniskirche wird er von Fachwerk- und Renaissancearchitektur geprägt. Dazu gehört das ehemalige Rathaus der bis 1634 selbstständigen Neustadt. Erbaut um 1600, wurde der Giebel Anfang des 20. Jahrhunderts abgebrochen. Anlässlich der 1200 Jahrfeier 1989 wurde er rekonstruiert. Das gegenüber liegende Wulferthaus wurde 1560 errichtet. Auf dem Neuen Markt befindet sich der Neustädter Brunnen, ein Renaissancebrunnen aus dem Jahr 1599.

Neustädter Rathaus

Neustädter RathausDas giebelständige Steinhaus an der Lübberstraße, Ecke Neuer Markt wurde 1579 über einem älteren Kern errichtet.  Bis zur Zusammenlegung mit der Altstadt im Jahr 1634 diente es als Rathaus der Herforder Neustadt. Der Ratskeller wurde jedoch noch Jahrhunderte länger genutzt. 1767 wurde das Haus in Privatbesitz verkauft. Der ursprüngliche, mit 1600 datierte Staffelgiebel im Stil der Weserrenaissance mit Maßwerkbekrönung verfiel im Laufe der Zeit. Er wurde 1930 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1988 rekonstruiert. Mit dem gegenüberliegenden Wulferthaus bildet das Neustädter Rathaus ein Gebäudeensemble. Seit 1982 steht das Haus unter Denkmalschutz.

Neustädter Brunnen

Neustädter BrunnenAuf dem Neuen Markt befindet sich der Neustädter Brunnen, ein Renaissancebrunnen aus dem Jahr 1599. Oben auf dem Brunnengehäuse steht ein Bannerträger, der in der rechten Hand das Banner und in der linken Hand den Schild der freien Reichsstadt Herford trägt. Dieser Brunnen wurde um 1830 von der Stadt Herford aus Geldnöten verkauft. Der Käufer, Generalleutnant von Vincke, stellte ihn auf seinem Gut Ostenwalde bei Melle auf. 1962 konnte der Brunnen zurückerworben und an seinem alten Standort am Neuen Markt wieder aufgestellt werden.

St. Johannis

St. JohannisDie gotische Hallenkirche St. Johannis ist die Pfarrkirche der um 1220 gegründeten Herforder Neustadt und beeindruckt durch ihre Glasfenster, die zu den ältesten in Westfalen gehören. Von 1414 bis 1810 war St. Johannis auch die Kirche des Dionysius-Stiftes. Hier wurde der Dionysiusschatz mit Taufgaben Karls des Großen an Wittekind verwahrt (heute Staatliche Museen Berlin).. Charakteristisch für die Kirche ist die reichhaltige Ausstattung aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit Kanzel und den Amtsstühlen der Handwerkerzünfte.

Frühherrenhaus

FrühherrenhausDas Frühherrenhaus befindet sich an der Petersilienstraße in der Herforder Neustadt, unweit der Kirche St. Johannis. Für den Dechanten des dortigen Kollegiatstifts St. Dionysius (Stift Enger) wurde das mit einem dreigeschossigen Staffelgiebel ausgestattete Haus im Jahr 1591 erbaut. Später wurde es mehrmals umgebaut. Nach der Säkularisation des Stifts im Jahr 1810 kam das Haus in Privatbesitz. 1882 wurde hier der spätere U-Boot-Kommandant Otto Weddigen geboren, weshalb das Frühherrenhaus auch als Weddigenhaus bezeichnet wird. Seit 1930 gehört es der Johannis-Kirchengemeinde und wird als Gemeindehaus genutzt. Seit 1981 steht das Frühherrenhaus unter Denkmalschutz.

Elisabethhaus

ElisabethhausAuf dem Holland wohnte 16 Jahre Elisabeth von der Pfalz in Anwartschaft auf den Äbtissinnenposten, bevor sie 1667 Äbtissin wurde. Die baulichen Reste der Süsternkapelle an der Berliner Straße erinnern an die reiche kirchliche Tradition Herfords. Das Elisabethhaus wurde im 17./18. Jahrhundert als „Freier Hof“ der Fürstabtei Herford erbaut. 1661-1667 war hier die Wohnung der späteren Fürstäbtissin Elisabeth von der Pfalz.

Wittekind-Denkmal

Wittekind-DenkmalDas einzige Wittekind-Denkmal Deutschlands erinnert an den großen Gegenspieler Karls des Großen. Der Sachsenherzog Wittekind (oder Widukind) leistete erbitterten Widerstand gegen die überlegenen Franken und ihren christlichen Glauben. Das Denkmal erinnert an das Quellwunder, die Bekehrung Wittekinds zum Christentum. Das Original von Heinrich Wefing wurde 1942 eingeschmolzen. Der Bildhauer Walter Kruse gestaltete es 1959 auf Grundlage der alten Vorlage neu.

Schiller-Denkmal

Schiller-DenkmalGanz in der Nähe des Wilhelmsplatzes an der Schillerstraße steht eine Büste des großen deutschen Dichters Friedrich Schiller auf einem hohen Sockel aus Sandstein. Als das Denkmal am 9. Mai 1905 anlässlich des 100. Todestages eingeweiht wurde, stand es noch als Teil einer gärtnerischen Anlage in unmittelbarerer Nähe zum Wilhelmsplatz. Die bronzene Büste selbst war auf einen Sockel mit weit ausladenden Volutenbändern montiert. Herfords Schiller-Kopf ist keine Einzelarbeit, sondern der fertige Abguss eines alten Gipsmodells aus dem Jahr 1837 – auf dem Kunstmarkt gekauft. Anfang 1940 wurde die Büste demontiert und als Metallspende nach Hamburg gebracht. Dort schmolz man sie jedoch nicht ein. Nachdem sie 1951 auf einem Schrottplatz entdeckt worden, kaufte der Herforder Verschönerungsverein die Büste, um sie wieder in Herford aufzustellen. Es vergingen noch fünf Jahre, ehe die Büste von Friedrich Schiller auf ihrem neuen Sockel in der Nähe ihres alten Aufstellungsortes eingeweiht werden konnte. Künstler: Johann Heinrich von Dannecker (1758-1841).

Wegpunkte Stadtrundgang Herford

Wegpunkte Stadtrundgang Herford

WP1   N52°06.9433 E008°39.9303,   Gänsemarkt
WP2   N52°06.9421 E008°40.2843,   Münsterkirche
WP3   N52°06.8520 E008°40.2832,   Alter Markt
WP4   N52°6.97810 E008°41.1936,   Marienkirche
WP5   N52°06.9691 E008°40.4839,   Neuer Markt
WP6   N52°07.1142 E008°40.2743,   Wittekind-Denkmal
WP7   N52°07.1697 E008°39.8778,   Bahnhof

Stadtplan Herford
Route Stadtrundgang Herford (gpx)
Fotoalbum Stadtrundgang Herford (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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