Von Obernkirchen nach Bad Nenndorf
Anreise
Anfahrt mit dem Pkw zum Bahnhof Bad Nenndorf (Navi-Eingabe: N52°16’01″ E9°02’45″). Weiter mit der S-Bahn zum Bahnhof Bückeburg. Von dort mit dem Bus 2026 zum Etappenbeginn nach Obernkirchen, Post.
Tourbeschreibung
Von Obernkirchen geht es über den Bückeberg durch die Ortschaften Apelern und Rodenberg nach Bad Nenndorf. Kurz nach Obernkirchen beginnt der Anstieg in den Bückeberg. Sein Kamm weist kaum Steigungen auf, so dass diese landschaftlich reizvolle Etappe trotz ihrer Länge von fast 27 km gut zu meistern ist. Nach 5 km berührt der Sigwardsweg den Pilgerweg Loccum-Volkenroda und teilt sich mit diesem einen kurzen Wegeabschnitt. Nach weiteren reizvollen 12 km durch den Bückeberg erreicht man Apelern. Hier steht eine zweischiffige Hallenkirche, die 1162 erbaut und um 1300 gotisiert wurde. Neben der Kirche befinden sich in Apelern auch die Schlösser derer von Münchhausen und von Hammerstein. Weitere 4 km geht es nach Rodenberg. Hier finden Sie die im Jahre 1040 vom Mindener Bischof Bruno dem Heiligen Jakobus geweihte Kirche. Auch das Wasserschloss Rodenberg, das zwischen 1228 und 1240 erbaut wurde, lohnt einen Besuch. Hinter Rodenberg geht es auf die letzten 4 km dieser langen Etappe, bis schließlich der bedeutende Gesundheitsstandort Bad Nenndorf erreicht wird. Bereits im Jahre 1787 errichtete hier Landgraf Wilhelm IX von Hessen-Kassel ein Schwefelbad. Sehenswert ist die St.-Godehardi-Kirche Bad Nenndorf, welche bereits um 1136 eine erste Erwähnung fand. Heute steht hier eine spätklassizistische Kirche.
Bückeberg
Die Alte Bückeburg (Castrum Bukkaburg) wurde erstmals urkundlich in den Reichsannalen im Jahre 775 beim Rückmarsch des siegreichen Karolingischen Heeres aus Sachsen erwähnt. Die Alte Bückeburg war Verwaltungssitz des Bukkigaus. Ursprünglich im Besitz der Billunger ging sie nach deren Erlöschen an die Askanier. Bis 1236 wird die Alte Bückeburg noch in Urkunden erwähnt, obwohl sie keine Bedeutung mehr hatte. 1616 veräußerte Graf Ernst von Holstein-Schaumburg den Burgplatz. 1624 nennt das Obernkirchener Kirchenbuch Bürger, die am Platz der Burg Wohnhäuser errichtet hatten. Vermutlich stammte das Baumaterial aus den früheren Burggebäuden. 1746 erwarb der Bergrat von Cölln die Gebäude und richtete einen Meierhof mit Schäferei ein. Bei Ausgrabungen auf dem Burggelände 1917 wurden Mauerreste freigelegt und verschiedene Bodenfunde wie Faustkeile, Streitäxte, Tonscherben und Münzen gemacht. Seit der Gründung des Klosters und der Errichtung der romanischen Klosterbasilika im Jahre 1167 bestimmt das Brechen und die Bearbeitung des Sandsteins aus einem der ältesten aktiven Steinbrüche der Welt auf den Kammlagen des Bückeberges die Geschichte des Ortes Obernkirchen.
Seit 1879 wurden im Oberkirchener Steinbruch einzelne Fährten von pflanzenfressenden Sauriern gefunden. Seit der Entdeckung der neusten Saurierspuren im Jahre 2008 ist Oberkirchen auch in der Paläontologie weltweit bekannt geworden. Im Steinbruch finden sich zwei größere Horizonte mit Trittsiegeln von Dinosauriern. Der obere Horizont wurde geotouristisch erschlossen und zeigt zahlreiche Abdrücke dreizehiger Dinosaurier von pflanzenfressenden Ornithopoden wie Iguanodon und von fleichfressenden Theropoden wie beispielsweise den Allosauriern. Letztere sind ebenso dreizehig, ihre Trittsiegel sind aber deutlich schlanker und länger. Das tiefere Profil ist direkt im Steinbruch und während des Betriebs nicht öffentlich zugänglich. Dieser Horizont, der aufgrund seines Gewirrs von Theropodenspuren auch gerne als Hühnerhof bezeichnet wird, zeigt auch die ersten für die Unterkreide Europas nachgewiesenen zweizehigen Siegel von Troodontiden, die landläufig auch als Raptoren bekannt sind. Der nur etwa hüfthohe Velociraptor wurde durch den Film Jurassic Park berühmt. Typisch für den Jäger sind die sichelförmigen Krallen an den drei Zehen, von denen eine beim Laufen nach oben klappte. Dies führte wiederum zu dem Zweizehen-Fährtenabdruck. Der bis zu 1,80 Meter lange Saurier lief auf zwei Beinen und besaß Federn, war aber flugunfähig.
Laut der Schaumburger Chronik ist bereits die Jahreszahl 1386 mit dem Abbau von Steinkohlen in Obernkirchen in Verbindung zu bringen. Der älteste schriftliche Beleg, ein Rechnungsbuch des Probstes zu Obernkirchen, stammt aus dem Jahre 1498. Ab 1782 liegen Angaben über alle 700 Schächte und ein halbes Hundert Stollen vor. Über 50 Jahre warben die Eisenbahner-Briketts mit dem eingepressten Obernkirchener Brikettwappen für den heimischen Bergbau, bis im Jahre 1960 der Abbau der Steinkohle im Schaumburger Land eingestellt wurde. Das Restgebäude des Liethstollens, der sogenannte Bremsschacht 7, ist als eines der letzten Wahrzeichen des Steinkohlebergbaus im Bückeberg erhalten und dient jetzt als Informationszentrum.
Apelern
Apelern liegt im Deister-Süntel-Tal südlich von Rodenberg zwischen Deister, Süntel und dem Bückeberg. Der Ort wurde bereits 866 als to den Apelderen urkundlich erwähnt. Zur Zeit der Sachsen war Apelern Kult- und Gerichtsstätte. Die Kirche war zum Ende des 12. Jahrhunderts Hauptkirche (Archidiakonat) des Bukkigaus. Die zweischiffige Hallenkirche wurde um 1150 erbaut; der Kirchturm ist als Wehrturm benutzt worden. Der westliche Vorbau enthält die Gruft (Mausoleum) der Familie von Münchhausen. Bei der Teilung der Grafschaft Schaumburg 1648 wurde Apelern dem Kurfürstentum Hessen angegliedert und bildete eine Exklave zum fernen Kassel. Das Wasserschloss Münchhausen wurde um 1560 durch die Eheleute Börries von Münchhausen, Drost zu Lauenau, und Heilwig von Büschen-Oldendorf erbaut. Börries machte sein Vermögen als Rittmeister im Söldnerheer seines Vetters, des Obristen Hilmar von Münchhausen, insbesondere 1557 in der Schlacht von St. Quentin. Die Wasserburg ist bis heute ein Wohnsitz der bereits seit 1370 in Apelern ansässigen Freiherren von Münchhausen. Schloss Hammerstein, ursprünglich Teil des Münchhausen’schen Besitzes, befindet sich seit 1673 im Besitz der Freiherren von Hammerstein-Gesmold. Die Freiherren von Hammerstein leben heute in der 12. Generation auf dem Schloss. Die Wiederherstellung der Gartenräume im Jahr 2004 orientierte sich an historischen Gartenplänen, Insbesondere denen des damaligen Königlich-Hannoverschen Hof- und Kammerjunkers Börries Friederich Karl von Hammerstein zur Restaurierung herangezogen. Dieser hatte auf seinen Reisen die Gärten der englischen Königsschlösser besichtigt und zwischen 1805 und 1806 zusätzlich zu den bereits vorhandenen Küchen-, Obst- und Lustgärten die Anlage eines englischen Gartens unter Leitung des Kurfürstlich-Hessischen Hofgärtners Homburg in Apelern verwirklicht
Rodenberg
Die erste urkundliche Erwähnung (Castrum Rodenbergum) stammt aus dem Jahr 930, in dem die Vorgänger der Schaumburger Grafen hier eine Burg oder einen Wehrturm errichteten. Sie befand sich angeblich auf dem sogenannten Alten Rodenberg im Westen des Ortes. Das in wenigen Resten vorhandene Schloss Rodenberg wurde als Wasserburg zwischen 1228 und 1240 angelegt. 1250 wurde Rodenberg zum Freien Wickbold (befestigte und bevorrechtigte Siedlung) erhoben und 1615 bekam es von Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg die Stadtrechte verliehen. Zu dieser Zeit war Rodenberg schon lange kein Regierungssitz der Schaumburger Grafen mehr. 1647 fiel Rodenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Die 1718 entdeckte Heilquelle war weithin bekannt. Saline und Gesundbrunnen in Rodenberg wurden großzügig gefördert, ehe der Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel 1787 in Nenndorf bei den Schwefelquellen ein Badehaus errichtete. Die Stadt zwischen Deister und Altem Rodenberg war Sitz des Amtsgerichtes, sogar ein Gefängnis gab es hier. Es wurde aus Sandsteinquadern erbaut und steht noch heute in der Nähe des Burgwalls. Bis zur Eingemeindung des Dorfes Grove 1838 war Rodenberg eine Stadt, die weder Schul´ noch Kirche hat, denn beides befand sich in Grove und steht dort heute noch. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1859 wurden die Schlossgebäude bis auf das Ständehaus als früherer Palas abgerissen. 1866 fiel Rodenberg an das Königreich Preußen und wurde der Provinz Hessen-Nassau unterstellt, bis es im Zuge der Verwaltungsreform von 1932 der ebenfalls seit 1866 preußischen Provinz Hannover einverleibt wurde.
Die Kirche St. Jacobi wurde um das Jahr 1040 im Auftrag des Grafen Adolf II. von Rodenberg erbaut. Ein Teil dieses Bauwerks ist heute noch als Südmauer der heutigen Kirche erhalten. Bischof Bruno von Minden, ein Verwandter des Grafen, weihte die Kirche, entweder unter dem heutigen Namen St. Jacobi oder als Omnium Sanctorum (Aller Heiligen). Am 25. Juli, dem Jakobustag, des Jahres 1373 kam es in der Kirche zu einer Massenpanik. Während einer Totenmesse für Magnus II. Torquatus, den Herzog von Braunschweig und Calenberg, der am selben Tag bei der Schlacht von Leveste gegen die Streitmacht Ottos I. von Schaumburg getötet worden war, schlug ein Blitz in das nahe Kantorhaus ein und löste eine Panik aus. Im Zuge der Flucht aus der überfüllten Kirche wurden 23 Menschen zu Tode getrampelt. Der Bischof von Minden weihte daraufhin die Kirche neu auf den Namen „Aller Heiligen“. Am Jahrestag der Katastrophe wurde jahrelang eine Seelenmesse für die Verunglückten gelesen; eine Tafel mit deren Namen war noch bis 1840 in der Kirche zu sehen. Ab 1552 wandten sich die ersten Pastoren im Schaumburger Land der Lehre Martin Luthers zu, und 1556 wurde auch St. Jacobi evangelisch. Der Taufstein stammt von 1587 und wurde von Johann von Schaumburg gestiftet.
Bad Nenndorf
Das vermutlich am Anfang des 9. Jahrhunderts entstandene Dorf am Nordwestrand des Deisters wurde erstmals im Jahr 936 als Nyanthorpe (Neues Dorf) in den Urkunden des Klosters Corvey erwähnt. Im Jahr 1136 wurde die erste Kirche errichtet und 1150 wurde der Ort Niendorpe genannt. Nachdem südwestlich des Ortes eine kleine Siedlung entstanden war, unterschied man künftig Groß-Nenndorf und Klein-Nenndorf. Seit der Teilung der Grafschaft Schaumburg 1647 gehörte Nenndorf zu Hessen-Kassel. Die Heilkraft der 1546 erstmals auf dem so genannten Dübelsdreck beurkundeten Schwefelquellen, zwischen Groß- und Klein-Nenndorf gelegen, wurden später von der Landbevölkerung zu Heilzwecken genutzt. Nach einem ärztlichen Gutachten der Universität Rinteln wurde sie auf Befehl des hessischen Landgrafen Friedrich II. eingefasst. Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel überzeugte sich 1786 persönlich von dem Wert der Schwefelquelle und gründete 1787 nach einem Gesamtplan des Hofarchitekten Simon Louis du Ry den Gutsbezirk Nendorff mit den Badeeinrichtungen und dem Kurpark. Die Schwefelquellen gehören zu den stärksten Europas und konnten nun endlich mit großem Erfolg bei Rheuma, Gicht und Hautleiden eingesetzt werden. Im Jahr 1866 wurde Bad Nenndorf Königlich Preußisches Staatsbad und konnte durch finanzielle Unterstützung aus Berlin weiter expandieren.
Wegpunkte Sigwardsweg – Etappe 4
WP22 N52°16.1769 E009°07.6867, Beginn Etappe 4
WP23 N52°16.0974 E009°08.3354, Alte Bückeburg
WP24 N52°16.1242 E009°12.4909, Bremsschacht 7
WP25 N52°17.2910 E009°16.9315, Friedhofskapelle Reinsdorf
WP26 N52°17.3632 E009°20.2361, Apelerner Kirche
WP27 N52°18.8373 E009°21.5622, St. Jakobi-Kirche, Rodenberg
WP28 N52°16.1769 E009°07.6867, Kurpark Bad Nenndorf
Flyer Bückeberg-Weg (pdf)
Route Sigwardsweg – Etappe 4 (gpx)
Fotoalbum Sigwardsweg – Etappe 4 (Flickr)