Von Extertal nach Aerzen
Anreise
Mit dem Pkw zum Kirchplatz in Aerzen (GPS-Eingabe: N52°02’55″ E9°15’52″). Von dort mit dem Bus ab Haltestelle Kirche zum Etappenbeginn nach Bösingfeld-Bahnhof. Nach Etappenende Unterkunft im „Hotel-Restaurant Waldquelle“, Inh. Heinrich Garvens, Waldquelle 1, 31855 Aerzen.
Tourbeschreibung
Die fünfte 13,6 km lange Etappe des Hansaweges führt den Wanderer vom Extertal über die Hohe Asch bis zur Waldquelle auf dem Lüningsberg bei Aerzen. Während dieser Etappen-Wanderung reiht sich Aussicht an Aussicht. Am Ortsrand von Bösingfeld führt der Weg in den Wald bis Hummerbruch. Nun geht es bergauf zur Hohen Asch. Hier unbedingt eine Fotopause einlegen. 70 Stufen führen bis zur Spitze des Turms auf dem ein grandioser 360-Grad-Rund-Umblick lockt. Bei gutem Wetter geht der Blick bis zum Hermannsdenkmal und zur Porta Westalica. Drei Panoramatafeln informieren darüber, wo sich was am Horizont befindet. Nach dem Turmabstieg folgt auch der Abstieg vom Berg. Schmale Pfade führen nach Reine. Hier verlässt man nun Nordrhein-Westfalen und überquert die Grenze nach Niedersachsen. Nun geht es hinauf auf den Ahornberg. Entschädigt wird man durch den Ausblick links und rechts. Ein Schild informiert über die extensive und nachhaltige Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Der Hansaweg verläuft weiter auf schmalen Pfaden am Waldrand des Lüningsberges entlang, bis man das Baumhaushotel Waldquelle erreicht.
Extertal
Bösingfeld wurde kurz vor dem Jahr 1252 nach dem städtebaulichen Dreistraßensystem von dem Grafen zu Sternberg als Planstadt gegründet. Der Ort wurde nicht von einer Stadtmauer umgeben, sondern von einer Dornenhecke. Vorbild dafür war die Anlage von Lemgo. Die Staatsgewalt wurde in den einzelnen Dörfern durch ansässige Bauernrichter ausgeübt. Alle Gesetzesverstöße mussten dem Amt Sternberg gemeldet werden. Extertal war in seinen Ortsteilen Bösingfeld, Göstrup, Meierberg und Schönhagen von 1587 bis 1662 von Hexenverfolgungen betroffen. Fünf Frauen und ein acht bis neun Jahre altes Mädchen gerieten in Hexenprozesse. Mindestens zwei Frauen wurden hingerichtet; der Ausgang der anderen Prozesse ist unbekannt. Die dörflichen Strukturen in der aus mehreren Ortschaften gebildeten Gemeinde Extertal haben sich bis heute erhalten; in jedem der Dörfer ist eine Kirche und ein Schulgebäude zu finden.
Mit einer Höhe von ca. 370 Metern ist die Hohe Asch neben dem Dörenberg und dem Schanzenberg die höchste Erhebung in Extertal. Südwestlich der Hohen Asch liegt der Weiler Hummerbruch, südöstlich des Bergs liegt das Dorf Reine mit Ortsteilen in Extertal und im östlich befindlichen Aerzen, denn durch das Dorf verläuft die Landesgrenze zwischen den beiden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Auf der Hohen Asch wurde 1980 ein fünfzehn Meter hoher Aussichtsturm aus Stahlbeton errichtet. Vom Aussichtsturm können bei guten Sichtverhältnissen die Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal, der Köterberg und das Weserbergland betrachtet werden. Bei sehr guter Fernsicht ist sogar der Brocken im Harz zu erkennen. Der Aussichtsturm liegt direkt am Extertalpfad und Hansaweg. Im Rahmen des Projekts Wanderwegeinfrastruktur Nordlippe wurden eine Infotafel am Parkplatz des Aussichtsturms und vier Panoramatafeln am Geländer der Aussichtsplattform erstellt. Die Panoramatafeln zeigen die Fernsicht aller vier Himmelsrichtungen und liefern gleichzeitig eine Beschreibung der jeweiligen Aussicht. Der Aussichtsturm heißt inzwischen Panoramaerlebnisturm.
Sage von den Zwergen im Lüningsberg
Vor langer Zeit haben laut dem Heimatverein Aerzen Zwerge im Lüningsberg auf einer Waldwiese nachts mit goldenen Kegeln und Kugeln gekegelt. Lange Zeit hindurch trieben die Zwerge ihr Spiel, ohne dass sie darin gestört wurden. Unsere Vorfahren sprachen oft am Feierabend darüber. Aber niemand war bislang zur Nachtzeit in den Wald gegangen, um einmal selbst das Spiel zu beobachten. Die Angst saß bei allen Bewohnern des Ortes zu tief. Bis ein lustiger Webergeselle nach langen Wanderjahren nach Aerzen zurück kam. Heinrich, so hieß der junge Mann, war ein mutiger und furchtloser Bursche. Er liebte die hübsche Müllerstochter Anna, und sie liebte ihn ebenfalls. Das Paar wollte heiraten, war aber zu arm, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Da kam dem jungen Mann in der Not ein rettender Gedanke, den er sofort seiner Braut mitteilte: „Anna ich gehe in den Lüningsberg und hole mir noch heute Nacht von den Zwergen eine goldene Kugel!“ Auf dem Weg dorthin wurde ihm ganz unheimlich zu Mute, aber er dachte an seine Anna, und das gab ihm die Kraft vorwärts zu schreiten. Plötzlich tauchte eine im hellen Mondschein liegende Wiese vor ihm auf, und er ging hinter einen Busch in Deckung. Da sah er durch die Zweige wie die Zwerge die goldenen Kugeln über den Rasen rollten. Eine davon warf alle goldenen Kegel um und landete noch mit Schwung direkt in dem Busch, wo Heinrich lag. Ein Griff, und der kostbare Schatz war sein. „Anna ,Anna ich habe sie“, jubelte er und lief so schnell er konnte aus dem Wald auf den Hummeübergang zu. Die Zwerge, die seinen Jubelschrei gehört hatten, verfolgten den jungen Mann mit wildem Drohen und Schreien. Sie kamen ihm schon so nah, dass er ihr Keuchen hörte. Er kam an die Humme und sprang in den Bach. Das rettete ihn, denn das Wasser war für die Zwerge zu tief. Heinrich aber eilte mit der Beute zu seiner Anna und sie fielen sich in die Arme. Von dem Erlös der Kugel kauften sie ein Haus in der Pöhlenstraße und lebten glücklich miteinander. Von den Zwergen im Lüningsberg hieß es aber bald darauf, dass sie aus dem Walde verschwunden seien, und das ihr Kegelspiel aufgehört habe.
Aerzen
Der Flecken Aerzen wird umrahmt von den sanften Mittelgebirgszügen des Weserberglandes. Das ursprüngliche Amt Aerzen, an zwei wichtigen Handelswegen gelegen, ist aus der gleichnamigen Herrschaft, die in ihrem Bereich auch die Gerichtshoheit besaß, hervorgegangen. 1178 starb das Geschlecht der Herren von Aerzen aus. Die Gografschaft Aerzen fiel an die Grafschaft Everstein. Als die Welfen sich nach dem Sturz Heinrichs des Löwen gegen die Hohenstaufen erfolgreich zur Wehr setzten und die Eversteiner bedrängten, suchten diese 1283 bei Erzbischof Siegfried von Köln Schutz und übertrugen ihm den festen Ort Aerzen. Doch auch der Erzbischof konnte die Einnahme der Burg Everstein durch die Welfen nicht verhindern. Die Welfenherzöge verpfändeten 1433 Aerzen an die Hildesheimer Bischöfe, die Amt und Schloss als Pfand weitergaben. 1508 erhielten Stacius von Münchhausen und Heinrich von Hardenberg Pfandschaften. Als neun Jahre später der Hildesheimer Bischof die Hardenbergsche Pfandschaft nicht erneuerte, kam es Anfang 1518 zwischen den beiden Pfandinhabern in Aerzen zum Kampf. Stats von Münchhausen musste fliehen und wurde kurz vor Hildesheim von Heinrich von Hardenberg erschlagen. Sein Tod führte zu der verhängnisvollen Hildesheimer Stiftsfehde. 1660 mussten die Herren von Münchhausen nach über 160 Jahren Pfandherrschaft Aerzen für immer verlassen. Der Amtshof wurde Staatsgut. Amtmänner und Amtsschreiber bestimmten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das Verwaltungs- und Gerichtsgeschehen in Aerzen.
Die Burg bzw. das Schloss Aerzen wird auch als Domänenburg bezeichnet. Die von Wassergräben umgebene Burg wurde 1293 erstmals urkundlich erwähnt, bestand aber bereits davor. Im 16. Jahrhundert errichteten die Herren von Münchhausen den Nordflügel der Domänenburg Aerzen im Renaissancestil als Haupthaus. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges brannten 1642, als Weimarer Reiter den Ort plünderten, die Burggebäude ab. Nach dem Krieg wurden sie wieder aufgebaut und dann als Amtshof genutzt. Bis 1962 war die Anlage eine von Pächtern verwaltete Staatsdomäne. Von 1985 bis 1989 erfolgte eine Restaurierung des Süd- und Westflügels, die seither in vielfältiger Weise genutzt werden. Der schön gestaltete Domänenteich und der angrenzende Park laden zum Verweilen ein.
Im Jahre 1153 wurde das Gotteshaus in Aerzen als kreuzförmige Basilika erbaut und ist um 1643 zum Teil abgebrannt. Die heutige, denkmalgeschützte evangelisch-lutherische Marienkirche wurde an der gleichen Stelle, nördlich der alten Heerstraße im ältesten Teil des Dorfes Aerzen errichtet und befindet sich noch heute in einem tadellosen Zustand. Sie ist ein einschiffer Kirchenbau mit Mauern aus Bruchstein. Durch Holzpfeiler wird das Kirchenschiff in drei Schiffe unterteilt. Der nördliche Kreuzarm und das Kreuzgratgewölbe des Vorgängerbaus wurden in die neue Kirche einbezogen. Sehenswert sind der mehrfarbige Marmoraltar mit Figuren und Reliefs von 1691, ein Priechengemälde von J. Woltemate von 1680 und Orgel und Kanzel aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Wegpunkte Hansaweg (X9) – 5. Etappe
WP23 N52°03.4726 E009°06.3439, Etappenbeginn Extertal
WP24 N52°03.3309 E009°08.8505, Hohe Asch
WP25 N52°03.2768 E009°10.5077, Grenzweg Reine
WP26 N52°03.3083 E009°14.9112, Etappenende Aerzen
WP27 N52°02.9108 E009°15.8626, Kirchplatz Aerzen
Route Hansaweg (X9) – 5. Etappe (gpx)
Fotoalbum Hansaweg (X9) – 5. Etappe (Flickr)
Flyer Hansaweg (pdf)