Herford – ehemals freie Reichs- und Hansestadt
Die im Jahr 789 gegründete Stadt Herford liegt im Ravensberger Hügelland zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge an bereits zu damaliger Zeit wichtigen Handels- und Heerstraßen und deren Furten über die Flüsse Aa und Werre. Das um 800 gegründete Frauenstift Herford wurde bald nach seiner Gründung in den Stand einer Reichsabtei erhoben und erlangte im 12. Jahrhundert die Reichsunmittelbarkeit, die das Stift bis 1803 bewahren konnte. In Nachbarschaft zur Abtei entwickelte sich die Stadt Herford im frühen Mittelalter zu einer der bedeutendsten und am stärksten befestigten Handelsstädte Westfalens. Ab 1342 gehörte Herford der Hanse an. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts bis um 1530 nahm eine kondominiale Regierung von Stift und Stadt reichsstädtisches Recht wahr. Spätestens 1631 erlangte neben der Abtei auch die Stadt Herford selbst die Reichsfreiheit, die zuvor umstritten war. Bereits 1647/1652 verlor die Reichsstadt Herford ihre Reichsfreiheit durch Annexion durch das Kurfürstentum Brandenburg.
Bis zur Reformation war Herford auch ein bedeutender Sammelpunkt der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Die Stadt lag verkehrsgünstig am Kreuzungspunkt der Handelsstraßen von Mainz nach Lübeck und von Hameln nach Osnabrück. Im Norden verlief der Hellweg vor dem Santforde (die heutige Bundesstraße 65), im Süden der Hellweg von Paderborn nach Soest. Zahlreiche in Herford ansässige Bruderschaften kümmerten sich um die durchreisenden Pilger und unterhielten Hospitäler und Herbergen.
Anziehungspunkte für die Pilger waren die wundertätige Marienkirche als Ort der Herforder Vision sowie die heilige Pusinna, deren Reliquie in der Münsterkirche aufbewahrt wurde. In der Radewig, dem Rast- und Marktplatz der Fernhändler, wurde eine Kapelle errichtet, aus der die spätere Jakobikirche (Radewiger Kirche) entstand. Aus einer Bulle des Papstes Julius II. von 1510 geht hervor, dass die Jakobikirche keine Pfarrkirche war, sondern eine reine Pilgerkirche, die dem Jakobskult diente. Im Jahr 1530 wurde die Kirche auf Anordnung des Rates wegen der zur „Landplage“ gewordenen Pilger geschlossen. Jakobspilger wurden jedoch noch bis ins 17. Jahrhundert in der Stadt gesehen.
Das Herforder Münster
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts entstanden in „Sancta Herfordia“ (dem Heiligen Herford) ca. 37 Kirchen, Kapellen, Stifte, Klöster, Hospitäler und kirchliche Häuser. Damit war das geistliche Leben dort eher mit Köln als mit anderen Städten dieser Zeit zu vergleichen. Die evangelische Münsterkirche mit der benachbarten Wolderuskapelle war die Kirche des reichsunmittelbaren Frauenstifts Herford. Die spätromanische Hallenkirche wurde vermutlich 1220–1250 erbaut und ist der erste Großbau einer Hallenkirche in Deutschland und heute die größte Hallenkirche in Westfalen. 1270–1280 entstand als letzter Teil die Zweiturmfassade, von der allerdings nur der Südturm mit einer Höhe von 66 Metern fertig geworden ist. Die Kirche wurde ursprünglich als Marienkirche erbaut. Nachdem bereits im Jahre 860 die Reliquien der heiligen Pusinna aus Frankreich nach Herford überführt worden waren und als wundertätig verehrt wurden, stand die Kirche unter einem Doppel-Patronat und trug den Namen St. Marien und Pusinna. Später wechselte der Schwerpunkt der Marien-Verehrung allmählich zur Stiftberger Marienkirche.
Die Wolderuskapelle
Die Wolderuskapelle ist eine Kapelle nahe der Münsterkirche in Herford. Sie wurde 1735 erbaut, geht aber auf einen mittelalterlichen Vorgängerbau zurück. Der Überlieferung nach soll die ursprüngliche Wolderuskapelle die älteste Kirche der Stadt und des Stiftes Herford gewesen sein. Der Stiftsgründer Waltger († 825) soll dort begraben worden sein. Schriftlich belegt ist die Kapelle für das Jahr 1285. Im Jahr 1735 wurde die alte Kapelle abgerissen und der bis heute bestehende Saalbau errichtet.
Das Kantorhaus
Am Münsterkirchplatz steht das Kantorhaus, das zweitälteste Fachwerkhaus Westfalens, erbaut zwischen 1484 und 1494 auf der Immunität der Fürstabtei Herford. Die Dachtraufe des zweigeschossigen Hauses zeigt zur Straßenseite. Bis heute ist es der Wohnsitz des Münster-Kantors. Interessant ist die Ausfachung der Gefache mit Ziegelmauerwerk im Zierverband. Einige der hervorragenden Knaggen tragen eingeschnitzen Wappen.
Das Reichsabtei-Denkmal
Mit der Reichsunmittelbarkeit wurde das Stift ein eigenständiges Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Es umfasste einen Teil des heutigen Stadtgebietes von Herford und bestand bis zur Säkularisation 1803. Seine Äbtissinnen waren Reichsfürstinnen. In der Nachbarschaft des Stiftes entwickelte sich die Siedlung Herford, die seit 1170/1180 Stadtrecht besaß und später ebenfalls reichsunmittelbar wurde. Ab 1256 bis um 1530 bildeten Stadt und Abtei eine gemeinsame Regierung für das Gebiet, was einmalig im Reich war. Die 14 Basaltsäulen des Reichsabtei-Denkmal vor der Münsterkirche, erschaffen von Wolfgang Knorr im Jahre 1998, stehen für die 14 hochadeligen Stiftdamen an deren Spitze, in Richtung Münster und Rathaus die hohe Frau von Herford, die Äbtissin, den Bürgermeister der Stadt auf den Schoß trägt. Die Äbtissin hat ein Buch in ihrer Hand, die aufgeschlagene Seite zeigt den Grundriss der Abtei, der Bürgermeister hält in seinen Händen das Rathaus – Herford hat als eine der ersten Städte in Deutschland das Bürgermeisteramt eingeführt – daneben noch die Jakobi- und die Johanniskirche. Am Fuße der Skulptur winden sich Schlange und anderes Gewürm als Symbol des Bösen, das bei der christlichen Gründung der Stiftes durch Waltger erst überwunden werden musste. Weil Stift und Stadt Herford nur unmittelbar dem Papst und dem Kaiser unterstanden, sind deren Insignien der Äbtissin und dem Bürgermeister gegenüber dargestellt.
Äbtissin Elisabeth von Herford
Elisabeth von der Pfalz (* 26. Dezember 1618 in Heidelberg; † 8. Februar 1680 in Herford) war die älteste Tochter des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und seiner Gemahlin Elisabeth sowie später als Elisabeth III. Äbtissin des reichsunmittelbaren Frauenstifts Herford. Elisabeth wurde von ihrer Großmutter, Kurfürstin Luise Juliane, einer geborenen Prinzessin von Oranien, dann seit 1627 im Den Haag von ihrer Mutter Elisabeth Stuart, einer geborenen Prinzessin von England, Schottland und Irland, erzogen. Aufgrund ihrer Verbannung wendete sich in frühen Lebensjahren der Wissenschaft zu und entwickelte ernste Weltanschauungen.
Sie stand mit Anna Maria von Schürmann, dann mit René Descartes in Verbindung, wurde dessen eifrigste Schülerin und stand bis zu seinem Tod mit ihm in lebhaftem Briefwechsel, aus dem unter anderem sein Traktat Les Passions de l’âme entstandt. Nachdem sie längere Zeit am Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, und dann in Kassel bei ihrer Cousine Hedwig Sophie, verh. Landgräfin von Hessen-Kassel, gelebt hatte, wurde sie 1661 zur Koadjutorin der Reichsabtei Herford gewählt und 1667 Äbtissin. Da sie sich inzwischen mehr und mehr einer schwärmerisch-mystischen Richtung zugewandt hatte, nahm sie 1670 Labadisten, dann auch Quäker bei sich in Herford auf. Deren mystische Exzentrizitäten erregten jedoch bei der lutherischen Bevölkerung großen Anstoß.
Gegenüber dem Geschichtshotel steht eine vom Künstler Wolfgang Knorr geschaffene Büste von Elisabeth von Herford, die im Jahre 1667 Äbtissin der Fürstabtei Herford wurde. Ihr Wohnhaus steht noch heute in der Straße Holland Nr. 33. Ihre letzte Ruhestätte liegt vor dem Hochaltar im Herforder Münster.
Das Widukinddenkmal
Das Original der Plastik, die den mit einem Flügelhelm ausgestatteten Sachsenherzog Widukind zu Pferde zeigt, schuf der Bildhauer Heinrich Wefing im Jahr 1899. Zwar gibt es in Nienburg eine Statue und in Enger einen Brunnen mit einer Widukindfigur, das einzige Widukinddenkmal Deutschlands steht jedoch in Herford. Es wurde 1959 nach den alten Entwürfen Professor Heinrich Wefings vom Bochumer Bildhauer Walter Kruse neu geschaffen. Das 1899 eingeweihte vorherige Denkmal war im Kriegsjahr 1942 eingeschmolzen worden. Es geht auf eine der vielen Sagen zurück, nach deren gemeinsamem Kern Widukind als wesentlicher Führer des sächsischen Widerstands gegen Karl den Großen während der Sachsenkriege eines Tages über den Kamm des Wiehengebirges geritten sei und darüber nachgedacht habe, welches wohl der richtige Glaube sei. Er sei nämlich vorher in einer Kirche gewesen und habe dort als Bettler verkleidet an einem Gottesdienst teilgenommen, der ihn sehr beeindruckt habe. Unter diesem Eindruck habe er sich ein Zeichen gewünscht, ob das Christentum die richtige göttliche Lehre sei. Während des Ritts sei sein Pferd dann an der Stelle stehengeblieben, an der heute die Kirche des Ortsteils Bergkirchen von Bad Oeynhausen liegt. Das bei den heidnischen Sachsen als Verbindung zum Göttlichen angesehene Reittier habe dort einen Stein losgescharrt. Aus dem Boden sei darauf eine Quelle hervorgesprungen, was Widukind als Zeichen dafür genommen habe, sich als Vorbild für sein Volk zum Christentum zu bekehren, sich kriegerisch geschlagen zu geben und sich Karl dem Großen zu unterwerfen. Oberhalb der Quelle habe Widukind daraufhin eine Kirche erbauen lassen.
Das Linnenbauerdenkmal
Das 1909 eingeweihte Denkmal am Linnenbauerplatz ist dem letzten Herforder Handweber Fritken Oberdiek gewidmet, der sein Leinen noch selbst zum Verkauf in die Stadt brachte. Der Bildhauer Gregor v. Bochmann zeigt den Leinenweber, wie er verschmitzt lächelnd sein Geld für die verkauften Leinwandballen zählt. Bis 1972 verlief hier die Bowerre, die Alt- und Neustadt trennte. Das kleine Flüsschen war auch Antrieb der alten Herforder Abteimühle.
2009 lernte ich in Herford eine junge Frau kennen und verliebte mich auch in sie, nach einige Wochen war es leider vorbei, leider.
Bünde, was ebenfalls zu Herford gehört, ist eine Zigarrenstadt, dort gibt es ein Zigarrenmuseum, wobei ein Besuch sich lohnen wird. Ich war das letzte Mal vor vielen vielen Jahren im Museum, dort liegt wohl auch die „längste“ Zigarre, ob das die längste Zigarre der Welt ist, weiß ich nicht.