Unterwegs auf dem Möhne-Westerwald-Weg
Anreise mit Pkw zum Parkplatz am Bahnhof in Kreuztal (GPS-Eingabe: N50°57’24″ E7°59’30″). Ab Kreuztal Bahnhof mit Bus R50 Richtung Olpe bis Girkhauser Höhe. Rückreise ab Siegen Bahnhof Gleis 4 mit Abellio-Zug RE16 nach Kreuztal Bahnhof. Fahrplanauskunft VWGS http://vgws.de/netzplaene/
Tourbeschreibung
Der Möhne-Westerwald-Weg (Markierung X 24) führt weitgehend durch Wälder, Wiesen und Täler und passiert auf seinen gut 130 km Weglänge nur wenige größere Orte wie Attendorn und Siegen. Start dieser 16,4 km langen Etappe auf dem Hauptwanderweg X 24 ist die Bushaltestelle Girkhauser Höhe an der Landstraße 714 zwischen Osthelden und Girkhausen. Von hier geht es in vorwiegend südlicher Richtung entlang der alten Grenze zwischen dem Wendener Land und dem Siegerland oberhalb von Osthelder, Berghäuser und Oberheeser Schlag am Halben Galgen bei Hünsborn vorbei bis zum Holzklauer Schlag. Am Holzklauer Schlag wechselt der Möhne-Westerwald-Weg dann ins Freudenberger Bergland und erreicht Oberholzklau. Ein kurzer Abstecher in den Ort hinein kann allein wegen der um 1250 erbauten Kirche in Oberholzklau empfohlen werden, die typisch ist für den Übergang von der Romanik zur Gotik. Ebenfalls sehenswert ist das prächtige Pfarrhaus aus dem Jahr 1608. Auf einem Höhenrücken, der die Täler von Alche und Holzklau trennt, verläuft der Möhne-Westerwald-Weg weiter Richtung Siegen und erreicht die Trupbacher Heide. Hier wurde 1936 ein Truppenübungsplatz eingerichtet, der nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994 von belgischen Streitkräften weiter genutzt wurde. Heute ist der ehemalige Übungsplatz als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist Heimat für über vierzig gefährdete Arten, die auf der Roten Liste stehen. Über den Heckenberg (419 m) geht es durch den Wald am Tiergarten Weidenau vorbei über die Hermelsbach zum Bahnhofsplatz mit City-Galerie, Gastronomie und dem zentralen Omnibusbahnhof. Wer zu Ende der Etappe noch Zeit und Kraft in den Beinen hat, sollte nicht verpassen, die Siegener Oberstadt zu besuchen. Dazu geht man über die Bahnhofstraße zum Kölner Tor mit der Martinikirche aus dem 11. Jahrhundert und dem Unteren Schloss. Weiter den Siegberg (307 m) hinauf, vorbei an der Nikolaikirche mit der goldenen Krone zum Oberen Schloss. Von dort oben bietet sich ein herrlicher Blick auf das Stadtgebiet von Siegen.
Osthelden
Osthelden liegt unterhalb und östlich der Girkhauser Höhe. Das Dorf ist eine der ältesten Siedlungen des Siegerlandes. Volkskulturell ist Osthelden ein moselfränkisch sprechender Ort und liegt an der Uerdinger und der Benrather Linie. Seit wann die ersten Menschen die geschützte Mulde am Oberlauf des Ostheldener Baches als Siedlungsort nutzten, ist unklar. Der erste schriftliche Hinweis auf Osthelden findet sich im Bickenschen Mannbuch, einem Lehnsregister der Herren von Bicken; im Jahr 1344 hatten die Herren von Bicken auf Burg Hainchen die Zehntrechte in Osthelden und Fellinghausen dem Gobel von der Hees überlassen. Für das Jahr 1461 werden fünf schatzungspflichtige Personen genannt. In einer Steuerliste aus dem Jahr 1563 sind neun Haushaltungen erwähnt. Die erste genaue Karte Markung des Dorfes Osthelden wurde 1720 von Erich Philipp Ploennies angefertigt. Bis zur kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen am 1. Januar 1969 war Osthelden eine selbstständige Gemeinde, zu der auch der heutige Kreuztaler Stadtteil Junkernhees gehörte. Die Orte waren Teil des damaligen Amtes Ferndorf.
Halber Galgen
An der Grenze zwischen Hünsborn und Oberholzklau stand im 17. Jahrhundert ein Halber Galgen, der aber am 25. Juni 1662 heimlich beschädigt worden war, Laut Eike Otto Hammel aus Oberholzklau ergebe sich aus alten Akten, dass man an jenem Tag deshalb 12 Männern befohlen habe, in dem unsicheren Grenzstreifen zu patrouillieren. Vier Männer seien die Straße an der Grenze entlang geschickt worden. Eine weitere Gruppe habe den Weg über den Kamp auf Römershagen zu genommen. Die erste Gruppe sei auf dem Hinwege am Galgen vorbeigekommen und habe festgestellt, dass der Pfosten angehauen worden war. Als sich die Männer nach 2 bis 3 Stunden dort wieder eingefunden hätten, habe der Galgen inzwischen abgehauen am Boden gelegen. Sofort seien einige Männer losgeschickt worden, die den Hünsborner Schäfer zur Rede stellten, der sich in der Nähe befunden habe. Auf die Frage „Worümb hastu dass Gericht niedergehauen?“ sei der Schäfer „blödt unterm Gesicht“ geworden. Nach vielem Hin- und Herreden sowie dem Vergleich seines Beilchens mit der Haustelle habe der Schäfer die Tat jedoch zugegeben.
Holzklauer Schlag
Das Siegerland wurde seit Mitte des 15. bis Mitte des 17. Jahrhunderts zum größten Teil von einer dichten Landhecke zum Schutz gegen feindliche Überfälle umschlossen. Die Grenze zum kurkölnischen Herzogtum Westfalen, das sogenannte Kölsche Heck, wurde besonders stark befestigt. Hauptursache dafür war die Soester Fehde von 1444 bis 1449, in der die Stadt Soest ihre Freiheit gegen den Erzbischof von Köln behauptete. Insbesondere das böhmische Söldnerheer des Erzbischofs löste im Siegerland Angst vor Übergriffen, aber auch höchste Verteidigungsbereitschaft aus. Eine Verstärkung der Landwehr erfolgte nach dem Beginn des niederländischen Befreiungskrieges. An den Durchgängen durch die Landwehr standen verschließbare Schlagbäume – daher auch die Bezeichnung Schlag, die nicht nur den Schlagbaum selbst meinte, sondern auch den durch ihn gesicherten Durchgang. Dort, wo wichtige Straßen die Landhecke querten, wurden die Schläge durch Schanzen und zusätzliche Wälle und Gräben verstärkt. Die Grenzdurchgänge entlang des Kölsches Hecks waren aus Sicherheitsgründen so schmal, dass sie lediglich von einem Fuhrwerk passiert werden konnten. Besondere Bedeutung erhielt der Holzhauer Schlag nach dem 30-jährigen Krieg für die Ausfuhr von Eisenerz in die Grafschaft Mark und das Herzogtum Berg.
Historischer Grenzstein NN am Holzklauer Schlag
Ein Protokollum über die vom 10. bis 12. Mai 1690 vollzogene Einsetzung der Gräntzsteine, das der Erbdroste zu Bilstein, Domprobst Adolf von Fürstenberg und Fürst Wilhelm Moritz von Nassau-Siegen zur Kenntnis bringen, erinnert an die Markierung der Grenze vom Dreiherrnstein bis Hühnerkamp. Auf den entgegen gesetzten Seiten der Grenzsteine sind Barockwappen von den Steinmetzen eingemeißelt; auf der kurkölnischen Seite steht COLLEN, auf der Siegerländer Seite NASSAW. Jeder Stein ist mit Buchstaben gekennzeichnet. Am Dreiherrnstein hat der Grenzstein den Buchstaben A. Den Grenzstein Z findet man am Welschen Ennester Schlag. Die folgenden Grenzsteine haben zwei Buchstaben AA, BB, CC und so weiter. Der letzte Grenzstein dieser Markierung mit den Buchstaben PP findet man auf dem Grenzpunkt bei Hühnerkamp.
Oberholzklau
Der alte Grenzort Oberholzklau wurde bereits im Jahre 1079 erstmals urkundlich erwähnt. Die Oberholzklauer Kirche, die zu den schönsten Hallenkirchen im weiten Umkreis zählt, wurde um 1250 erbaut; die älteste Glocke der Kirche trägt die Jahreszahl 1512. Unter Graf Wilhelm dem Reichen wurde die Oberholzklauer Kirchengemeinde 1531 lutherisch, jedoch führte Graf Johann VI. bereits im Jahre 1578, inspiriert durch die Niederländer, die reformierte Lehre ein. Das alte Pfarrhaus aus dem Jahre 1608 ist eines der ältesten und schönsten Fachwerkhäuser des Siegerlandes. Direkt gegen über steht das „Al döwwern Hus“ etwa aus der gleichen Zeit. Dem alten Pfarrbackes aus dem 17. Jahrhundert am Pfarrweiher gegenüber steht die 1736 errichtete Pfarrscheune. Direkt am X 24 liegt der „Hof Linde“ an einer bedeutenden mittelalterlichen Fernstraße zum Niederrhein). Der Hof war zeitweilig ein Gasthaus, in dem die Fuhrleute rasten konnten. Es lohnt sich, das schöne und zugleich geschichtsträchtige Dorf und seine herrliche Umgebung zu entdecken. Führungen sind möglich. Ansprechpartner ist der Heimat- und Verschönerungsverein Oberholzklau e. V.
Trupbacher Heide
Das Naturschutzgebiet Heiden und Magerrasen bei Trupbach bildet zusammen mit dem noch auf Freudenberger Gebiet liegenden Naturschutzgebiet Kirrberg die Trupbacher Heide. Die Grenze zwischen Freudenberg und Siegen auf der Trupbacher Heide wird durch über 200 Jahre alte Eichen markiert. Um diese Landschaft auf dem ehemaligen Truppenübungsplatzes zu erhalten, muss sie landwirtschaftlich genutzt und gepflegt werden, sonst würde der gesamte Bereich rasch verbuschen, und die hier charakteristischen und geschützten Arten würden verdrängt. Auf der Trupbacher Heide geschieht das durch späte Mahd und Beweidung durch etwa 350 Mutterschafe. Vor allem Merino-Landschafe und einige Schwarzköpfe sind deshalb hier gemeinsam mit einigen Ziegen als Landschaftspfleger unterwegs und tragen maßgeblich zur Offenhaltung des Gebietes und zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Besondere Aufmerksamkeit unter den Naturliebhabern erfährt die Heidelerche, eine in Südwestfalen sehr seltene Art, die am Boden auf extrem vegetationsarmen Stellen brütet. Erwähnenswert sind auch die Kleingewässer, die sich in verdichteten Bodendellen gebildet haben, seltene Zwergbinsengesellschaften beherbergen und Lebensraum von Libellen und Amphibien sind.
Historischer Tiergarten Siegen
Den 1657 erstmalig erwähnten herrschaftlichen Tiergarten ließ Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen (1604-1679) anlegen. Das von Hecken und Zaunanlagen begrenzte, weitläufige Gelände reichte von der Alche über den Wellersberg bis zur Ferndorf und Lauseiche und soll aus dem Grundbesitz des herrschaftlichen Hofes Füsselsbach (später Charlottenhof genannt) hervorgegangen sein. Der Hirschsprung bildete einen zaunlosen Abschnitt der nördlichen Einfriedung des Tiergartens. An dieser Stelle erlaubte die durch einen Graben unterbrochene Umzäunung das Eindringen brunftiger Hirsche in das Gehege, hinderte sie jedoch am Verlassen des Areals. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass es bei dem isolierten Tierbestand im Gehege nicht zu Inzuchterscheinungen kam. In reizvoller Lage bietet dieser Teil des Siegener Stadtwaldes unmittelbar am Hauptwanderweg X 24 Ruhe und Erholung. Entlang des Wald- und Pilzlehrpfades findet sich Wissenswertes über Bäume, Pflanzen, Pilze und Tiere. Die aufgestellten Schautafeln und Schilder geben Aufschluss über Art, Wachstum und Vorkommen der Bäume sowie über die Bedeutung des Waldes. In einem besonderen Abschnitt wird versucht, die Probleme der neuartigen Waldschäden aufzuzeigen. Im Tiergarten entsteht seit Herbst 2014 der „Erlebniswald Historischer Tiergarten Siegen“. Mit diesem Projekt wird die Nutzungs- und Erlebnisvielfalt mit bis zu 20 sogenannten Erlebnisstationen sowie mit neuen Picknickplätzen und verbesserter Beschilderung erhöht.
Universitätsstadt Siegen
Erste urkundliche Erwähnungen des Ortes Sigena reichen bis in das Jahr 1079 zurück. Auf einer Münze, die um das Jahr 1175 entstanden ist, wird Siegen unter der Bezeichnung „civitas“ (deutsch: Stadt) genannt. Im Jahre 1224 wurde Siegen als eine aufs Neue erbaute oder wiederaufgebaute Stadt oder Landgemeinde („oppidi Sige de novo constructi“) in einer neunzeiligen Urkunde in lateinischer Sprache erwähnt, die Erzbischof Engelbert I. von Köln dem Grafen von Nassau, Heinrich dem Reichen, zum halben Miteigentum übertrug. Es ist belegt, dass das Obere Schloss zu dieser Zeit schon existierte. Am 19. Oktober 1303 erhielt die Stadt das Soester Stadtrecht. Bis zum 1. Februar 1381 hatte die Stadt zwei Eigentümer. Erst dann ging sie gänzlich in die Hände der Nassauer über. Die Stadt Siegen bot im 16. Jahrhundert einen wehrhaften Anblick. Sie war von gewaltigen Mauern mit 16 Türmen und drei Stadttoren umgeben und besaß eine mächtige Burg. Die drei Tore der Siegener Stadtbefestigung waren das Kölner Tor nach Westen, das Löhrtor nach Süden und das Marburger Tor nach Osten. Neben der Aufteilung des Stadtgebietes in Bezirke und Stadtteile werden noch Gebiete mit eigenem Namen unterschieden, deren Grenzen und Bezeichnungen jedoch nicht klar definiert sind. Als Beispiele sind u. a. die Unter- bzw. Oberstadt, Haardter Berg, Hammerhütte, Charlottental, Lindenberg oder Hermelsbach anzuführen. Neben der teils weitreichenden Bedeutung für das Selbstverständnis ihrer Bewohner finden sie sich zur Orientierung auf Stadtkarten, in der Benennung von Buslinien sowie auf Hinweis- und Verkehrsschildern. Die Stadt Siegen gehörte anfangs zum Gebiet des Erzbistums Mainz beziehungsweise zu dessen Dekanat Arfeld. In der Stadt befand sich ein Weißfrauenkloster, das im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde. Ein Franziskanerkloster wurde 1533 nach der 1530 von den damaligen Landesherren, den Nassauern, eingeführten Reformation, aufgelöst. Danach war die Stadt zunächst lutherisch, 1550 trat das Fürstentum Nassau zum reformierten Bekenntnis über. Siegen war eine überwiegend protestantische Stadt. Ab 1623 konnte die Gegenreformation teilweise Fuß fassen, so dass etwa ein Fünftel Siegens und dessen Umland wieder katholisch wurden. Ab 1626 gab es ein Jesuitenkloster in der Stadt. Nach dem Übergang an Preußen 1815 wurde in Siegen, wie in ganz Preußen, zwischen 1819 und 1835 die Union zwischen lutherischen und reformierten Gemeinden eingeführt, die Gemeinden der Stadt behielten allerdings ihr reformiertes Gepräge.
Wegpunkte von Osthelden nach Siegen
WP1 N50°57.7048 E007°55.5071, Girkhauser Höhe
WP2 N50°55.9072 E007°55.3946, Holzklauer Schlag
WP3 N50°55.4166 E007°55.7445, Hof Linde
WP4 N50°54.6203 E007°57.0829, Alcher Höhe
WP5 N50°54.0540 E007°59.1175, Birlenbacher Höhe
WP6 N50°53.9875 E008°00.1533, Historischer Tiergarten
WP7 N50°53.3799 E008°00.5653, Hermelsbacher Friedhof
WP8 N50°52.4542 E008°00.9600, Bahnhof Siegen