Mit der Kamera unterwegs im Bilsteiner Land
Anreise mit dem Pkw zum Wanderparkplatz oberhalb des Forsthauses Einsiedelei (GPS-Eingabe: N51°3’56“ E7°58’60“). Der Parkplatz ist sowohl über die Bundesstraße 55 (Abzweig nordöstlich von Oberveischede) als auch von der Bundesstraße 517 (Abzweig nordöstlich von Welschen Ennest) zu erreichen.
Tourbeschreibung
Die 10,8 km lange Rundwanderung führt hauptsächlich auf gemütlichen Forstwegen durch den Wald mit Einkehrmöglichkeiten in einem der Gasthäuser in Rahrbach oder Welschen Ennest. Start und Ziel ist der Wanderparkplatz östlich der Einsiedelei. Von dort führt die Route durch die Einsiedelei hoch zur Wolfhardt und dann bergab über das Rahrbacher Kreuz und durch das Dorf zum Rahrbach. Ab hier geht es wieder sanft bergauf zur Rahrbacher Höhe und der Bundesstraße 517 und weiter entlang der alten Landhecke zum Welschen Ennester Schlag. Nun geht es relativ steil bergab zum Bahnübergang in Welschen Ennest. Dann in vorwiegend nordwestlicher Richtung mäßig bergauf zum Waldrand oberhalb des Ortes und entlang des Osthangs der Wolfhardt durch den Wald zurück zur Einsiedelei und zum Wanderparkplatz.
Einsiedelei
Der Ortsteil Einsiedelei – heute eher bekannt als Altes Forsthaus Einsiedelei – liegt im äußersten südwestlichen Bereich der Stadt Lennestadt in einer waldreichen Umgebung. Die Geschichte der Einsiedelei reicht zurück in das 18. Jahrhundert. Am 17. April 1731 gab der Kölner Erzbischof Kurfürst Clemens August dem Einsiedler August Risse die Erlaubnis, in dem zur kurfürstlichen Rentei gehörigen Walde auf dem Sundern oder Wolfhardt eine „geringe Clause sampt einer Kapellen zu Ehren Gottes und des heiligen Johannes Nepomuceni aufbauen zu lassen, zu seinem Unterhalt im Amt Bilstein einige Almosen samlen zu dürfen und sich von dem Rentmeister zu Bilstein das nötige abständige Holz anweisen zu lassen.“
In den folgenden Jahren vergrößerte sich die Zahl der Eremiten; auch wurde angestrebt, in der Einsiedelei durch Ordenspriester ordentliche Gottesdienste abhalten zu lassen. Es wurden auch Vorwürfe erhoben, die Eremiten betrieben ein einträgliches Bettelgeschäft und lebten davon im Überfluss. Gegen diese Entwicklung wehrten sich die benachbarten Pfarreien und insbesondere auch das Franziskanerkloster Attendorn, das um Einbußen im Spendenaufkommen fürchtete. Zum Zeitpunkt der Säkularisation, die zur Auflösung kirchlicher Institutionen und Enteignung ihrer Besitztümer führte, lebten in der Einsiedelei noch drei Eremiten höheren Alters. Da das ehemalige Herzogtum Westfalen (Kurköln) von 1803 bis 1816 zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt gehörte, ordnete das zuständige Ministerium in Darmstadt an, dass die Eremiten bis an ihr Lebensende nicht vertrieben werden sollten. Der Versteigerungstermin der Einsiedelei konnte daher erst am 31. Juli 1810 bekannt gemacht werden. Die wertvolle Immobilie umfasste acht Wohnräume und einen Keller, daneben eine Kapelle, einen kleinen Stall und ein Backhaus. Im April 1811 wurden die Objekte an den Oberförster Götz in Ewig übergeben. Die Versteigerung des Inventars stieß ebenfalls auf ein großes Interesse.
Rahrbach
Das erstmals 1308 urkundlich erwähnte Dorf Rahrbach wird vom Hundem-Nebenfluss Olpe, der hier noch Rahrbach heißt und namensgebend für das Dorf Rahrbach war, durchflossen. Auf der Rahrbacher Höhe verläuft die Gemeinde- und Kreisgrenze zur Stadt Kreuztal und zum Kreis Siegen-Wittgenstein, die bereits in früheren Jahrhunderten das Fürstentum Siegen-Nassau vom kurkölnischen Herzogtum Westfalen trennte und hier den Verlauf sowohl der Uerdinger als auch der Benrather Linie beschreibt. Hier wohnen Sachsen, dort Franken bis zum heutigen Tag und unterscheiden sich in Sitte, Sprache und Wesensart und seit der Reformation auch in ihrem Bekenntnis. Ein dichter Heckenwald, ein Hagen und ein Grenzwall taten noch das Ihrige hinzu, die Trennung zu markieren. Wo die alten Wege die Wallwehren schnitten, konnten sie durch Ringwälle (Schläge) gesperrt werden. Oberhalb von Rahrbach und Welschen Ennest sind sie noch zu sehen. Urkunden des 13. und 15. Jahrhunderts zeigen, dass das Südsauerland zum Herrschaftsbereich der Edelherren von Gevore-Bilstein gehörte, die Inhaber der Gerichtsgewalt und anderer Hoheitsrechte waren. Bezeichnet wurde dieser Herrschaftsbereich als Freibann, Freigrafschaft oder Herrschaft Amt Bilstein. 1368 verkaufte Graf Gottfried IV. von Arnsberg nach einer verlorenen Fehde mit Graf Engelbert III. von der Mark seine Grafschaft an das Kölner Erzstift. Die Zugehörigkeit des Bilsteiner Landes zum kurkölnischen Herzogtum Westfalen dauerte bis zur Säkularisation der geistlichen Fürstentümer. Im Jahre 1803 wurde das Herzogtum Westfalen dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt zugesprochen, der es bereits im September 1802 durch seine Truppen hatte besetzen lassen. 1808 wurde die Schultheißenordnung eingeführt und Schultheißen als Ortsvorstände eingesetzt, die dem Amtmann in Bilstein unterstellt waren. 1816 ging das Herzogtum auf Grund der Regelungen des Wiener Kongresses in den Besitz des preußischen Staates über. Der Regierungsbezirk Arnsberg wurde gebildet und in Kreise untergliedert. Statt der Schultheißenbezirke richteten die Preußen 1826 Bürgermeistereien ein. Rahrbach kam dabei zur Bürgermeisterei Bilstein. Die Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen von 1841 war Grundlage für eine erneute Verwaltungsreform. Das Kirchspiel Rahrbach mit den Ortschaften Fahlenscheid, Kruberg, Rahrbach und Welschen Ennest bildete fortan eine politische Gemeinde des Amtes Bilstein. 1969 wurde das Amt Bilstein aufgelöst und die Gemeinde Rahrbach kam mit Ausnahme des Ortes Fahlenscheid zur neuen Großgemeinde Kirchhundem.
Grenzstein am Welschen Ennester Schlag
Grenzsteine setzten dem Streit vor 300 Jahren zwischen Collen und Nassaw endlich ein Ende. Ein Protokollum über die vom 10. bis 12. Mai 1690 vollzogene Einsetzung der Gräntzsteine, das der Erbdroste zu Bilstein, Domprobst Adolf von Fürstenberg und Fürst Wilhelm Moritz von Nassau-Siegen zur Kenntnis bringen, erinnert an diese Markierung vom Dreiherrnstein bis Hühnerkamp. Auf den entgegen gesetzten Seiten der Grenzsteine sind Barockwappen von den Steinmetzen eingemeißelt: auf der kurkölnischen Seite steht COLLEN, für das nassauische Siegerland NASSAW. Jeder Stein ist mit Buchstaben gekennzeichnet. Am Dreiherrnstein hat der Grenzstein den Buchstaben A. Den Grenzstein Z findet man zwischen der Welschen Ennester und Rahrbacher Höhe auf dem Jüberg. Die folgenden Grenzsteine haben zwei Buchstaben AA, BB, CC und so weiter. Der letzte Grenzstein dieser Markierung mit den Buchstaben PP findet man auf dem Grenzpunkt bei Hühnerkamp, wo sich das einstige kurkölnische Herzogtum Westfalen mit Siegen-Nassau und dem Wildenburger Land berühren. Nachdem der Nassauer Fürst diesseits und der Kölner Kurfürst hier in den Bigge- und Lennetälern die Landeshoheit über geschlossene Räume in Anspruch nahmen, ließen diese keinerlei Ansprüche und Hoheits- und Herrschaftsrechte fremder Machthaber in diesen Räumen zu.
Welschen Ennest
Das erstmalig 1334 erwähnte Dorf Welschen Ennest lag über Jahrhunderte an der Schnittstelle zwischen Kurköln und Nassau, an der Grenze zwischen Sauer- und Siegerland. Noch heute sind Reste des Grenzwalls (Altes Heck) am Ortsrand erhalten, den die Siegen-Nassauer Grafen um 1420 anlegten. Nicht erst zur Zeit der Reformation führte die Grenze immer wieder zu Konflikten. Aus der Zeit um 1690 stammen die Grenzsteine zwischen Kurköln und Nassau, die bis heute erhalten sind. Zwischen Welschen Ennest und Kirchveischede verläuft in den Wäldern noch ein Teil der in dieser Gegend so genannten Bergstraße. An dieser Straße, die von Siegen kommend nach Arnsberg führt, wurde im Mittelalter und möglicherweise auch bereits in frühgeschichtlicher Zeit die für die Roheisenerzeugung benötigte Holzkohle in den entsprechenden Meilern gewonnen. Bereits im späten Mittelalter begannen Fuhrleute den Handel und die Verarbeitung bisher unbekannter Waren nach Welschen Ennest zu bringen. Aus dieser Tradition wurde bereits 1794 von Damian Limper eine Weinhandlung gegründet. 1825 wurde die Tabakfabrik Neuhaus gegründet, die lange der größte Arbeitgeber im Ort war. Außerdem siedelten sich Kaffeeröstereien an. Durch den Bau der Lenne-Sieg-Straße in den 1840-er Jahren und die 1861 eröffnete Ruhr-Sieg-Eisenbahn wurde Welschen Ennest mit dem 1913 erbauten Empfangsgebäude des Bahnhofs an das damalige überregionale Verkehrswegenetz angeschlossen, so dass der Ort seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich prosperierte. Sehenswert ist der alte Ortskern um die um 1903 fertiggestellte Pfarrkirche St. Johannes Baptist und den Marienbrunnen. Außerdem sind Überreste einer Seilbahn von Silberg nach Welschen Ennest erhalten, die zum Abtransport von Erzen diente. Sie war an den Bahnhof Welschen Ennest angeschlossen und hat für eine große Güterabfertigung am Bahnhof Welschen Ennest gesorgt.
Wegpunkte Rundwanderung Einsiedelei
WP1 N51°03.8966 E007°59.2357, 519 m, Einsiedelei
WP2 N51°02.9377 E007°58.7100, 522 m, Rahrbacher Kreuz
WP3 N51°02.2025 E007°58.6165, 447 m, Rahrbach
WP4 N51°01.9518 E007°59.0337, 438 m, Rahrbacher Höhe
WP5 N51°02.5365 E008°00.2158, 408 m, Rastplatz Welschen Ennest
WP6 N51°03.9236 E007°59.0058, 533 m, Wanderparkplatz
Route Rundwanderung Einsiedelei (gpx)
Fotoalbum Rundwanderung Einsiedelei (Flickr)