Tuchmacherweg Radevormwald

Blick vom Tuchmacherweg auf Keilbeck

Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 1

Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz Waldkirche, Am Wallenberg, 42477 Radevormwald (Navi-Eingabe N51°11’56″ E7°17’54″). Von der Haltestelle Wupperdamm in Radevormwald-Bergerhof dann mit dem Bus 671 zum Ausgangspunkt der Wanderung Radevormwald, Rathaus.

Fahrplanauskunft der VRS unter http://auskunft.vrsinfo.de/vrs/cgi/process/eingabeRoute

Tourbeschreibung

Auf der BredeDer 10,9 Kilometer lange Tuchmacherweg ist einer der wenigen Bergischen Streifzüge, der als Streckenwanderung angelegt ist. Thema der Wanderung ist die Industriegeschichte in den zu  Radevormwald gehörenden Wupperortschaften im Tal der Wupper. Hier fertigten einst Tausende von Arbeitern Textilien und nutzten dafür das Wasser der Wupper, um die Kamm- und  Spinnmaschinen anzutreiben. Der Tuchmacherweg startet allerdings nicht im Tal der Wupper, sondern im Zentrum von Radevormwald, das immerhin auf 421 m ü. NN liegt. Los geht’s am  Heimatmuseum Radevormwald direkt gegenüber dem Rathaus. Der Tuchmacherweg führt westwärts aus der Innenstadt hinaus und steuert zunächst das Uelfebad an, das  Unmittelbar entlang der Wupperbereits 1927 als  Freibad eröffnet, aber seit 1955 für den Schwimmbetrieb geschlossen wurde. Geblieben ist ein schöner See, der Anglern, Modellbootfahrern und Wanderer als Naherholungsgebiet dient. Die  über den Teich führende hölzerne Fußgängerbrücke mit dem kleinen Pavillon ist eines der Wahrzeichen von Radevormwald. Hinter dem Uelfebad steuert der Tuchmacherweg auf direkter Route  über Herkringrade das Tal der Wupper an. Man passiert den Fluss und wandert dann zum Wülfing-Museum im Stadtteil Dahlerau. Das Wülfing-Museum ist auf dem Werksgelände der früheren  Tuchfabrik Johann Wölfing und Sohn untergebracht. Die Dampfmaschine von 1891 ist noch voll funktionsfähig. Auch Der Wupperdammdas benachbarte noch in Betrieb befindliche Laufwasserkraftwerk von 1922  kann besichtigt werden. Der Tuchmacherweg folgt der Wupper über Vogelsmühle nach Dahlhausen. Auch hier gibt es ein großes Werksgelände zu sehen, die frühere Textilfabrik Hardt &  Pocorny. Eisenbahnfreunde kommen im Museumsbahnhof Dahlhausen auf ihre Kosten. Wenig später erreicht der Tuchmacherweg Wilhelmstal, wo im 19. Jahrhundert die Weberei und Tuchfabrik der  Gebrüder Hilger für Arbeit sorgte. Ziel des Tuchmacherwegs ist schließlich der Staudamm der Wuppertalsperre, der 1982-87 mitten durch den Radevormwalder Stadtteil Krebsöge gebaut  wurde. Die Wuppertalsperre ist mit einer Fläche von 225 ha eine der größten Talsperren im Bergischen Land und ein beliebtes Ausflugsziel.

Radevormwald

Die Kaiserstraße in RadevormwaldRadevormwald – die Stadt auf der Höhe – gehört zu den ältesten Städten im Bergischen Land und wurde im 6. und 7. Jahrhundert angelegt, um einen befestigten Ort gegen anstürmende  Sachsen zu bauen. Zwischen 1301  und 1304 eroberte Graf Wilhelm I. von Berg das Gebiet des heutigen Radevormwalds von Kurköln und gliederte es daraufhin in dem bergischen Amt Beyenburg ein, wo das Stadtgebiet bis 1806 verblieb. Zur Abgrenzung  von dem später märkisch beherrschten ehemaligen kurkölnischen Gebieten nördlich und östlich von Radevormwald wurde vermutlich bereits um 1310 die Bergische Landwehr zwischen der Wupper, Ennepe und der Die Lutherische Kirche in RadevormwaldBever  errichtet. Im 15. Jahrhundert prosperierte die Stadt. Mauern, Türme und Tore schützten das sich ansiedelnde Gewerbe der Schmiede, Wollweber und Gewandmacher. Im 16. Jahrhundert wüteten zwei schwere Stadtbrände. 1540 traten das Kirchspiel und die Geistlichkeit der Stadt zur reformierten Konfession  über. Im Jahr 1620 wurde der Ort durch die reformierten Hessen erobert. Radevormwald war im Dreißigjährigen Krieg zeitweise Hauptquartier und Lager der Spanier und Österreicher. 1635/36 besetzten Holländer und 1638 westfälische Truppen den Ort, 1639 erfolgte erneut die Einnahme durch die Restaurant „Am Matt“ in RadevormwaldHessen. Alle diese Besetzungen  gingen mit Mord, Plünderungen, Brandschatzungen und Schändung der Zivilbevölkerung einher, die durch diese Vorgänge drastisch dezimiert wurde. Im Jahr 1742 gab es in Radevormwald eine Hungersnot. Am 24. August 1802 kam es zum  letzten großen Stadtbrand. 1833 wurde erstmals ein Postkutschenverkehr in die umliegenden Städte aufgenommen und eine Postanstalt eingerichtet. Nur noch die Telegrafenstraße mit ihrem Namen erinnert an die optisch-mechanische Telegrafenlinie, für die in Radevormwald auf dem Kollenberg die Station 46 bestand. Im Jahr 1833 wurde diese Verbindung von Berlin nach Koblenz Markt mit Reformierter Kirche in Radevormwaldeingerichtet, ein Jahr später war auch die Radevormwalder Station vollständig in Betrieb. Der Grund für die Einführung der „königlich-preußischen Telegrafenlinie“ lag in der Sorge von König Friedrich Wilhelm III. um die Sicherheit der Rheinprovinz. Sie gehörte erst seit 1815 zu Preußen und lag an der Grenze zu Belgien und Frankreich, die 1830 von Revolutionen geschüttelt waren. Mit Hilfe der optischen Telegrafie sollte eine schnellere Nachrichtenverbindung als bisher durch Kurier oder Postkutsche ermöglicht werden. Gegen Ende des Jahrhunderts folgte dann die Eisenbahn. Sämtliche  Eisenbahnlinien in der Umgebung der Stadt waren typische preußische Nebenstrecken, die innerhalb eines groß angelegten Entwicklungsprogramm ab 1885 in ganz Deutschland gebaut wurden. Im Jahre 1910 wurde mit der Eröffnung einer Eisenbahnstrecke nach Halver das Eisenbahnnetz um Radevormwald komplettiert.

Uelfebad

Das Restaurant Uelfetal ist ein kleines Schmuckstück des Bergischen LandesDas Uelfebad, eine ehemalige Freibadeanlage, wurde am 26. Juni 1927 eröffnet. Seit 1950 dürfen nur noch Enten hier baden, aber das Ülfebad ist in seiner heutigen Anlage ein Magnet für Erholungssuchende geblieben. Wo heute allenfalls noch Enten baden und man im Winter Schlittschuhlaufen kann, lud früher eines der attraktivsten Freibäder des Bergischen Landes zur Erholung ein. Während der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg setzte die Stadt damals eine ganze Heerschar von Arbeitslosen zum Bau des Ülfebades ein. Sie legten den Damm, den Überlauf, Umkleidekabinen und vieles mehr an. Die errichtete Holzbrücke trennte den Bereich der Nichtschwimmer von dem für die Schwimmer. Die kleine Insel, auf der heute ein Entenhaus steht, diente damals vielen als Tummelplatz. Auf den Holzsteg über das UelfebadLiegewiesen und Böschungen kamen die Sonnenhungrigen jedoch weniger auf ihre Kosten, da das Uelfebad vornehmlich im Schatten lag. Dafür konnte man sich damals aber schon in der Gaststätte und auf den Terrassen stärken. Im Jahr 1950 war es dann plötzlich mit dem Baden vorbei, als festgestellt wurde, daß das Wasser zu bakterienhaltig war. Die Badeeinrichtungen sind verschwunden, aber das Uelfebad ist in seiner heutigen Anlage ein Magnet für Erholungssuchende geblieben. Heute wird das Uelfebad und seine Umgebung von Anglern, Modellbootfahrern und Spaziergängern zur Entspannung genutzt. Sofern sich im Winter auf dem Uelfebad eine ausreichende Eisdicke bildet, wird es von der Stadt Radevormwald offiziell als Eisbahn betrieben. Die ehemalige Gaststätte etablierte sich zum Ausflugsziel und so wurde das Restaurant Uelfetal ein kleines Schmuckstück des Bergischen Landes.

Wülfing-Museum

In unmittelbarer Nähe zur Fabrik baute das Unternehmen viele Werkswohnungen, so dass an dieser Stelle ein kleines Stadtviertel entstandDas Wülfing-Museum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik „Johann Wülfing & Sohn“ in Radevormwald-Dahlerau. Die Gründung des namensgebenden Unternehmens wurde 1674 in Lennep vollzogen. Auf Grund der napoleonischen Kontinentalsperre zogen die damaligen Eigentümer zu Beginn des 19. Jahrhunderts an die Wupper in den heutigen Ortsteil Dahlerau. Innerhalb des Ensembles der ehemaligen Tuchfabrik befindet sich ein Gebäude aus dem Jahre 1838, das bis zum Konkurs des Unternehmens das älteste in Betrieb befindliche Fabrikgebäude Deutschlands war. In unmittelbarer Nähe zur Fabrik baute das Unternehmen viele Werkswohnungen, so dass an dieser Stelle ein kleines Das Wülfing-Museum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik „Johann Wülfing & Sohn“ in Radevormwald-DahlerauStadtviertel entstand. Bis zur Einstellung des Betriebes 1996 produzierten Johann Wülfing & Sohn hochwertige Wolltuche aus Kammgarnen, gemischt mit ebenso hochwertigen synthetischen Fasern. Das Unternehmen verarbeitete seine Materialien vom Rohstoff bis hin zur fertigen Kleinserie eines Herrenanzuges als Warenmuster für die Konfektion. Der Grund für diesen Erfolg lag in der langen Unternehmenstradition, beispielsweise unterhielt Johann Wülfing & Sohn ein großes Archiv für Stoffproben, aus dem immer wieder neue modische Trends für die kommende Saison geschöpft werden konnten. Zu diesem Zweck legte man eine Kollektion von etwa 1000 Mustern auf, die inder hauseigenen Musterweberei produziert wurden. Aus Das Wülfing-Museum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik „Johann Wülfing & Sohn“ in Radevormwald-Dahlerauden Stoffproben fertigte man Herrenanzüge der unterschiedlichsten Größen. Wegen der erheblichen Brandgefahr in den Produktionsstätten wurde in den Wülfingschen Betrieben schon sehr früh die Elektrische Beleuchtung eingeführt. Der dazu notwendige Elektrische Strom wurde mit Hilfe der im Unternehmen vorhanden Wasserturbinen und Dampfmaschinen erzeugt. Die Dampfmaschine wurde 1891 gebaut und war bis 1961 im Einsatz. Das Museum selbst wird von ehemaligen und heute pensionierten Mitarbeitern von Johann Wülfing & Sohn betrieben, die auf diese Art und Weise die alte Tradition fortführen. Im Museum sind zwei 80 Jahre alte Jacquard-Webstühle mit Lochkartensteuerung vorhanden, die wegen ihrer flexiblen Betriebsweise schon zuvor in der Musterweberei eingesetzt wurden.

Wuppertalbahn

Die Wuppertalbahn Richtung DahlhausenDie Wuppertalbahn ist eine historische 50 Kilometer lange Eisenbahnstrecke von Wuppertal-Oberbarmen (früher Barmen-Rittershausen) über Radevormwald, die Keilbahnhöfe Krebsöge und  Anschlag sowie über Halver nach Oberbrügge. Bei dem Eisenbahnunfall von Dahlerau kollidierten am 27. Mai 1971 auf der Wuppertalbahn zwei Züge bei Dahlerau, einem Ortsteil von  Radevormwald. Es war der Eisenbahnunfall mit den meisten Todesopfern der damaligen Deutschen Bundesbahn. Dabei starben 46 Menschen, davon 41 Schüler der Radevormwalder Geschwister-Scholl-Schule. Ihren Anfang nahm die Wuppertalbahn am 1. Februar 1886 Bahnhofsgebäude Dahlhausenmit der Eröffnung des ersten Streckenabschnitts  vom Eisenbahnknotenpunkt Lennep mit seinen Anschlüssen von Köln, Barmen-Elberfeld, Solingen und Gummersbach nach Krebsöge, der noch zum 1. Dezember des gleichen Jahres bis nach  Dahlerau verlängert wurde. Grund für den Bau waren die gestiegenen Anforderungen an eine brauchbare Transportinfrastruktur der aufkeimenden Industrie an der Wupper. Um die drohende Standortverlagerung zu vermeiden, wurde auf Druck der ansässigen Fabrikanten und Gemeinden in Form von etlichen Eingaben von der preußischen  Regierung vom 21. Mai 1883 per Gesetz der Bau dieser Eisenbahnstrecke Die Wuppertalbahn zwischen Wilhelmstal und Krebsögebeschlossen. Knapp zwei Jahre später wurde die Strecke bis Barmen-Rittershausen  verlängert, wo nun Anschluss an die Wuppertaler Hauptstrecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft bestand. Ein weiteres Jahr später wurde der Streckenabschnitt Krebsöge-Radevormwald eröffnet. Damit war eine der landschaftlich reizvollsten Strecken der Region geschaffen, die von der Talsohle des Tales der Wupper bei 180 m auf 360 m in Radevormwald  anstieg und mit einem Wechsel von Hanglagen, tiefen Einschnitten und Brücken auf den Reisenden einen gebirgsbahnartigen Eindruck machte. Das Reststück bis Oberbrügge wurde am 30. Juni 1910 gleichzeitig mit der Strecke Anschlag–Wipperfürth eröffnet.

Museumsbahnhof Dahlhausen

Alte Dampflok im Museumsbahnhof DahlhausenDer Bahnhof befindet sich an der Bahnstrecke von Lennep nach Oberbarmen, der Wuppertalbahn. Sie wurde im Jahre 1886 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet und  zweigt aus Oberbarmen kommend kurz nach dem Betriebsbahnhof Rauenthal ab. Das etwa acht Kilometer lange Streckenteilstück zwischen Beyenburg und Wilhelmstal steht unter Denkmalsschutz und wird vom Förderverein Wupperschiene e. V. renoviert. Später soll ein Ausflugsverkehr mit historischen Zügen vom Museumsbahnhof aus betrieben werden.

Waldkirche

Die Waldkirche nahe dem Wupperdamm gehört bereits zu LennepUm den Bewohnern der Ortsteile Krebsöge und Wilhelmstal den Kirchgang zu ermöglichen, ließ die damalige Evangelische Kirchengemeinde Lennep 1952 oberhalb der heutigen Wuppersperre eine kleine Kirche mit angrenzender Wohnung errichten. Die Kirche, die auf Grund ihrer Lage am Waldrand auch „Waldkirche“ genannt wird,  knüpft in traditionalistischer Formensprache bei Grundriss, Bauansichten und Dachform an die Architektur des Heimatstils der 1930er Jahre an und ist in der Größe mit einer Dorfkirche vergleichbar. Als die heutige Evangelische Kirchengemeinde Remscheid-Lennep im Jahr 2005 über einen Verkauf der Kirche nachdachte, gründete sich im Jahr 2006 ein Förderkreis, der sich seitdem für den Erhalt und die Nutzung der Kirche einsetzt. Neben dem sonntäglichen Gottesdienst und Trauungen finden Konzerte und Ausstellungen statt. Eine feste Größe ist inzwischen das Waldcafé, dass immer am ersten Sonntag des Monats von April bis Oktober geöffnet hat.

Wegpunkte Tuchmacherweg

Route Tuchmacherweg Radevormwald

WP1 N51°12.7148 E007°20.6131, 372 m, Station A
WP2 N51°12.8812 E007°19.8114, 284 m, Station B
WP3 N51°12.4288 E007°18.1977, 226 m, Station D
WP4 N51°11.9367 E007°17.9374, 240 m, Station E

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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