Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 9
Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz am Busbahnhof in 51709 Marienheide (Navi-Eingabe N51°4’51″ E7°31’53″).
Tourbeschreibung
Start und Ziel dieser 13,4 Kilometer langen Wanderung ist der Busbahnhof in Marienheide. Der Rundweg begleitet den Wanderer auf den Spuren des ‚Bergischen Fuhrmanns‘ zur Brucher Talsperre und durch alte Hohlwege bis nach Müllenbach. Unterwegs laden Informationstafeln und Audiostationen dazu ein, dort Halt zu machen, wo auch die Fuhrmänner ausspannten. So erfährt der Wanderer entlang des Weges, warum Marienheide an der Kreuzung zweier uralter Fernhandelswege entstand, wie früher im heutigen Naturschutzgebiet Eulenbecke Eisenerz verhüttet wurde und wie unbequem das Reisen in der Postkutsche war. Die Geschichten, die Fuhrleute gern in den zahlreichen Fuhrmannskneipen erzählten, sind ebenso ein Thema wie der gefährliche Job, hochexplosives Schwarzpulver über holprige Wege zu transportieren. Fast nebenbei gibt es zudem auch noch ein beliebtes Freizeitgebiet zwischen Talsperre, Wallfahrtsort und einer „Bonten Kerke“ zu entdecken.
Marienheide
1417 wird der Ort das erste Mal als Mergenheyde urkundlich erwähnt. Auf den Altarleuchten der alten Wallfahrtskirche ist ein gezeichnetes Wappen von 1601 zu sehen, welches die Bezeichnung Mergenheyd trägt. In einer alten Broschüre des Katholischen Pfarramtes Marienheide kann man nachlesen: »Der Gnadenort Marienheide führt seinen Ursprung auf das Jahr 1420 und auf einen bestimmten Mann zurück.« Dieser einfache Mann namens Henricus habe als Klausner in einem gehauenen Felsenversteck auf der Heyde, also im Bockelsburger Wald und damit nahe der heutigen Eisenbahnlinie, gelebt. Der Einsiedler soll sich von Ackerbau ernährt haben. Eine weitere, nicht näher bezeichnete Chronik wird hierzu als Quelle angeführt, und so heißt es weiter, dass »diesem eifrigen Heinrich die glorwürdigste Muttergottes in Gestalt eines kleinen Bildleins erschien und ihm gebot, sich nach Köln zu begeben, um ein ähnliches Bildlein für dreißig Silberlinge zu kaufen.« Die Heiligenlegende fährt fort, dass Henricus nach dieser Vision für 30 Taler in Köln ein Heiligenbildnis erstand. Schon auf dem Heimweg nach Marienheide soll sich diese Abbildung der Mutter Gottes als wundertätig erwiesen haben. Diese Nachricht sprach sich herum und zog in Folge immer mehr Pilger an. Damit sei der Anfang für den Wallfahrtsort gemacht worden. Klausner Heinrich habe bei Graf Gerhard von der Mark, dem damaligen Landesherrn, Unterstützung gefunden, so dass sich auch der Predigerorden interessierte. So sei in der Einöde die erste kleine Kirche und später ein Stück entfernt das Dominikaner-Kloster entstanden.
Wallfahrtskirche St. Mariä Heimsuchung
Die Wallfahrtskirche St. Mariä Heimsuchung ist eine denkmalgeschützte gotische Hallenkirche, die für das rheinische Gebiet eher ungewöhnlich ist. Erstmals wird der Bau der Kirche als Klosterkirche in einer Urkunde aus dem Jahr 1417 erwähnt. Dabei handelt es sich um einen Vorgängerbau der heutigen Kirche. Wahrscheinlich hielten die ersten Dominikaner nach 1423 Einzug. Die Vollendung des Baus wird für das Jahr 1470 angenommen. Eine erste Erweiterung – unter anderem um zwei Querschiffe – erfolgte im Jahr 1503. Anlass war die Neubesetzung des Klosters, da der Klausner Henricus kurz nach der Fertigstellung des Gebäudes starb. Durch einen Brand im Jahr 1717 wurde neben dem Klostergebäude auch das Dach der Kirche in Mitleidenschaft gezogen. Ende des 19. Jahrhunderts folgte eine komplette Neugestaltung. Unter anderem erhielte die Gewölbe und ihre Gurte Ausmalungen in Form von Blatt- und Rankenwerk. Der Zweite Weltkrieg brachte Zerstörungen der Dächer und der Fenster, die 1952 durch eine grundlegende Renovierung beseitigt wurden. Es ist eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche mit derben Strebepfeilern und zum Teil sehr schmalen spitzbogischen Fenstern. Kein schwerer Turm ist hier zu finden. Ein schlankes Türmchen sitzt als Dachreiter auf der Vierung. An das Querhaus schließt sich ein langes Chorhaus an. Ist der Bau außen sehr einfach gestaltet, so weist sein Inneres um so reicheren Schmuck auf. Säulen, nicht Pfeiler teilen den Raum ein. Ein Hochaltar und zwei Seitenaltäre in schweren Barockformen sind aus dem 18. Jahrhundert. Jedes Jahr findet in Marienheide eine besondere Festwoche statt. Sie erfolgt von Sonntag bis Sonntag immer nach dem 2. Juli, dem Tag der Heimsuchung Mariens.
Heidenstraße
Die Heidenstraße war eine über 1000 Jahre alte und rund 500 Kilometer lange Heer- und Handelsstraße, Sie führte von Leipzig, wo die Straße eine zusätzliche Verbindung nach Breslau und Thorn hatte, über das Eichsfeld weiter nach Kassel. Die Strecke verlief dann durch Korbach und die Sauerländer Orte Medebach, Winterberg, Nordenau, Westfeld, Oberkirchen, Winkhausen, Gleidorf, Schmallenberg, Wormbach, Bracht, Elspe, Grevenbrück, Attendorn, Grotewiese und Meinerzhagen. Der Heidenstraße folgend gelangte man dann über Marienheide, Wipperfürth nach Köln. Von der Luftlinie zwischen den Endpunkten weicht der Trassenverlauf der Heidenstraße geländebedingt nur wenige Kilometer ab. Anderenorts wurde die ab dem 8. Jahrhundert genutzte Straße auch Köln-Kassler-Landstraße oder alte Landstraße genannt. Auf dieser Straße zog vermutlich Kaiser Otto III. im Jahre 1000 vom Osten kommend nach Aachen. In Oedingen und Elspe fertigte er eine Urkunde aus. Wegen ihrer Anbindung war die Heidenstraße im Mittelalter die wichtigste Straße für das Sauerland. Durch den Bau von weiteren Landstraßen im 19. Jahrhundert verlor die Heidenstraße ihre besondere Verkehrsbedeutung.
Bergische Eisenstraße
Bergische Eisenstraße ist eine historische Transportstrecke von großer Bedeutung für das in Schmieden und Hämmern des Cronenberger, Remscheider und Solinger Raums zu verarbeitende Roheisen, das im 16. bis 18. Jahrhundert aus dem Sauer- und Siegerland importiert werden musste. Der Weg wurde 1715 als Yser-Stras von dem Kartographen Erich Philipp Ploennies in seiner Topographia Ducatus Montani erwähnt. Ausgangspunkt der Bergischen Eisenstraße war zum einen die schon im Mittelalter urkundlich erwähnte Siegerländer Grube Stahlberg in Müsen, ein anderer Arm der Eisenstraße kam von Siegen über Freudenberg. Bei Wenden vereinigten sich beide Strecken. Sie verlief dann weiter über Iseringhausen, Gelsingen bei Drolshagen, Eckenhagen, Derschlag, Gummersbach, Marienheide, Kempershöhe, Dohrgaul, Wipperfürth, Fürweg, Kleineichen, Tannenbaum, Hückeswagen, Höhsiepen, Goldenbergshammer, Forsten, Engelsburg, Remscheid und Wuppertal. Im Jahre 1791 wurden laut einer Remscheider Denkschrift auf der Bergischen Eisenstraße mehr als 6.075 Tonnen Eisen und Stahl auf insgesamt 12.150 Karren transportiert. Mit dem Bau von befestigten Straßen verlor die Bergische Eisenstraße ab 1780 an Bedeutung.
Bruchertalsperre
Die Bruchertalsperre gehört zur Gemeinde Marienheide und dient der Hochwasserregulierung und der Niedrigwasseraufhöhung und daneben der Naherholung; Baden ist an vier ausgewiesenen Badestränden ausdrücklich erlaubt. Am Süd- und am Westufer sind zahlreiche Campingplätze vorhanden. Betreiber der Talsperre ist der Wupperverband. Das gestaute Gewässer ist der Brucher Bach. Durch einen 1280 m langen, westlich von Holzwipper ansetzenden Stollen wird auch Wasser aus der Wipper zugeführt. Auf dem Stausee kann man aktive Erholung betreiben wie Segeln, Schwimmen, Boot fahren usw. Die Brucher Talsperre, mit der in den Jahren 1912 bis 1913 aus Bruchsteinen nach Plänen des Prof. Otto Intze errichteten, 27,5 m (andere Angabe: 25 m) hohen Gewichtsstaumauer mit einer Kronenbreite von 4,5 m und einer Länge von 200 m, hat bei maximalem Aufstau ein Fassungsvermögen von 3,38 Mio. m³ und eine Oberfläche von 4,7 ha. Die Staumauer nach dem Intze-Prinzip wurde von 1990 bis 1993 für 21 Millionen DM saniert und verstärkt. An der Wasserseite wurde eine Mauerverstärkung mit einer Dichtwand, einer Trennschicht und einer Drainageschicht anbetoniert und ein Kontrollgang eingebaut. Die Staumauer wurde damit wieder auf den Stand der Technik gebracht.
Müllenbach
Müllenbach hat eine lange Geschichte. Grabungen belegen, dass es bereits im 9. Jahrhundert südwestlich des späteren Ortskerns eine Besiedelung gab. Die Grafschaften waren früher unterteilt in Bauernschaften und Kirchspiele. Zum Kirchspiel Müllenbach zählte auch das Rittergut Gervershagen. Von etwa 1100 an war Müllenbach der Kirchspielhauptort. Der Ort ist benannt nach dem Haus von Moellenbick, aus dem die Junker, Ritter, Vögte und Amtmänner des Märkischen Amtes Neustadt stammten. Über 300 Jahre lang waren die Ritter und Junker von Möllenbick im Müllenbacher Burghaus ansässig, das aber nicht mehr existiert. Der Müllenbacher Pastor musste damals an jedem Sonntag seinen Predigttext durch den Junker von Moellenbick genehmigen lassen. Doch eines Sonntags war der Herr zur Jagd. Der Pfarrer predigte daher ohne dass die Predigt abgesegnet war, und als der Grundherr ihn so antraf, erschoss er ihn vom Pferd aus wie ein wildes Schwein. Daraufhin stürmten die Bauern das Schloss und brannten es nieder. Der Herr von Moellenbick floh in die weite Welt. Zurück ließ er bloß seinen Namen: Moelenbick, Müllenbach. 1614 schenkte Kurfürst Johann Sigismund, Markgraf von Brandenburg, dem Grafen Adam von Schwarzenberg als Entschädigung für die an seinen Gütern im Fürstentum Jülich erlittenen Verluste und in Anerkennung seiner geleisteten Dienste die beiden Kirchspiele Gummersbach und Müllenbach im Amt Neustadt als Eigentum. Der Kaiserliche Landvergleich im Jahr 1658 zwischen den Bewohnern und dem Landesherrn der Herrschaft Gimborn-Neustadt sollte die alten Rechte wiederherstellen. Unter anderem wurde für alle evangelischen Kirchspiele wurde das volle Recht freier Religionsausübung endgültig anerkannt. Die Bauern erhielten das zudem das Recht, die Abgaben jährlich selbst festzulegen. Unter der Herrschaft Napoleons und der damit verbundenen Verwaltungsreform kam das Kirchspiel Müllenbach 1806 zur Mairie Marienheide, obwohl Müllenbach damals deutlich größer war als Marienheide. Fortan gab es eine örtliche Bindung nach Marienheide. Im 19. Jahrhundert war Müllenbach vor allem durch seine Steinbrüche bekannt. Das Müllenbacher Haus der Geschichten ist eine ca. 100 Jahre ehemalige Fuhrmannskneipe und wurde von den Schriftstellern Harry und Heidi Böseke gekauft. die das Haus wurde in ein Museum umgewandelt und Ausstellungsstücke zusammengetragen haben. Im Haus der Geschichte werden nicht einzelne Ausstellungsstücke gezeigt, sondern vollständig eingerichtete Räume. So ist zum Beispiel ein alter Kaufladen, der in diesem Zustand vor 50 Jahren in dem Haus gefunden wurde, ausgestellt. Weiterhin sind Originalgegenstände aus der ehemaligen Dorfarztpraxis ausgestellt.
Wehrkirche Müllenbach
Die evangelische Kirche in Müllenbach ist in ihrer westfälisch-sächsischen Bauart eine Wehrkirche alter Art. Sie wurde aus Grauwacke gebaut, die aus einem Müllenbacher Steinbruch stammte, und der Inschrift am Turm nach im Jahr 1097 fertiggestellt. Möglicherweise gilt die Jahreszahl aber auch nur für den Turm. Er kann zunächst rein weltlichen Zwecken gedient haben als eine Art Festung, und mit der Glocke auch als Signal- und Alarmstation. Die gesamte Kirche in ihrer massiven Bauweise diente sicher bei Überfällen durch Banden von Räubern, Rittern, Soldaten, Rebellen und Deserteuren der Bevölkerung als Schutz und dürfte vor allem im Dreißigjährigen Krieg gute Dienste geleistet haben. Von Form und Baustil her handelt es sich um eine dreischiffige romanische Kleinbasilika, wobei der Grundriss des Gotteshauses die typische Form eines Kreuzes zeigt. Vorgänger dieser Kirche soll eine einfache Bet- und Taufkapelle gewesen sein, die in Fachwerkbauweise errichtet wurde und mit Holzschindeln bedeckt war. Sie könnte zwischen 800 und 900 entstanden, aber auch erst erbaut worden sein, als das Gebiet der heutigen Gemeinde Marienheide etwa ab 1050 von Mönchen des St.-Severinsstifts zu Köln missioniert wurde. Nachdem die umliegende Besiedelung dichter und die Zahl der Gläubigen größer geworden war, ist das alte Gebäude abgerissen worden und an derselben Stelle ein Kirchenneubau in massiver Bauweise entstanden. Dieser soll in ihrem ersten Bauabschnitt bis zirka 1097 fertiggestellt worden sein. Einige Jahrzehnte später hat man an der Westseite den Kirchturm angebaut. Im 12. Jahrhundert folgte der Anbau schmaler Seitenschiffe, die mit dem Hauptschiff durch Arkaden verbunden sind. Ebenfalls in dieser Epoche wurde Müllenbach zur selbständigen Pfarrei mit eigenem Pfarrer, Kirchhof und Taufbecken erhoben. Eine neuerliche Erweiterung gab es 1540, als ein im gotischen Baustil errichtetes Querschiff die Kirche vergrößerte. Das Innere der Kirche ist, wie bei den weiteren Bonten Kerken in Wiedenest und Lieberhausen auch, mit farbigen Wandmalereien versehen, die aber in ihrer Quantität und Pracht nicht an die Lieberhausener Kirche heranreicht. Im Jahr 1050 wurde die älteste Glocke der Kirche Müllenbach gegossen; sie hing wahrscheinlich zunächst in einer hölzernen Kapelle an der Straße nach Gervershagen. Diese Glocke zählt heute zu den drei ältesten, schwingenden Glocken des Rheinlands. Der achteckige Taufstein ist aus Drachenfels-Trachyt gefertigt, den man einst in mühseliger Transportarbeit aus dem Siebengebirge herankarrte.
Haus Dahl
Haus Dahl – nach den ehemaligen Eigentümern auch Haus Schenk genannt – ist das mutmaßlich älteste oberbergische Bauernhaus. Es befindet sich im Ortsteil Dahl der Gemeinde Marienheide im Oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Erbaut wurde das Bauernhaus der Überlieferung nach 1585 (die angeblich ehemals am Türsturz des giebelseitigen Eingangs befindliche Jahreszahl ist nicht erhalten) und wurde 2003 aufwendig restauriert. Der zweigeschossige Bau (Untergeschoss Bruchstein, Obergeschoss Fachwerk) gehört zum Haustyp des niederdeutschen Hallenhauses, dessen Verbreitungsgebiet einst von der Agger bis zur Nordsee reichte. Vor dem eingangabgewandten Giebel befindet sich ein strohgedecktes Vorratsgewölbe. Im Inneren ist die historische Raumaufteilung des sog. Flettdeelenhauses (Menschen- und Tierbehausung unter einem Dach) weitgehend erhalten bzw. wiederhergestellt. Haus Dahl wurde vom Oberbergischen Kreis erworben und beherbergt eine Nebenstelle des Oberbergischen Heimatmuseums „Schloss Homburg“. Es bietet einen Einblick in das Leben und die Arbeit der Bauern der damaligen Zeit und dokumentiert das Leben der Familie Schenk bis 1763.
Wegpunkte Bergischer Fuhrmannsweg
WP1 N51°04.8771 E007°31.8770, 352 m, Station A
WP2 N51°05.0366 E007°31.9176, 352 m, Station B
WP3 N51°04.9159 E007°32.6720, 389 m, Station C
WP4 N51°04.8967 E007°33.5345, 370 m, Station D
WP5 N51°04.7327 E007°33.8254, 371 m, Station E
WP6 N51°03.9944 E007°34.7743, 426 m, Station F
WP7 N51°04.0556 E007°34.7259, 429 m, Station G
WP8 N51°04.5879 E007°33.3118, 372 m, Station H
WP9 N51°04.8556 E007°31.9043, 352 m, Parkplatz
Ein sehr schöner Tourbericht mit tollen Fotos. Danke dafür!
Die Wallfahrtskirche St. Mariä Heimsuchung ist wirklich sehr schön!