Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 3
Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz Ohler Wiesen, 51688 Wipperfürth (Navi-Eingabe N51°7’13″ E7°24’0″).
Tourbeschreibung
Start und Ziel dieses 11,1 km langen Rundweges ist der Marktplatz im historischen Stadtkern von Wipperfürth. „Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt …“ So beginnt das „Bergische Heimatlied“, dessen Strophen den Wanderer durch die älteste Stadt des Bergischen Landes begleiten. Die Informationstafeln am Weg bringen dem Wanderer Land, Leute und Bergische Besonderheiten näher. Neben den Ausblicken über das Bergische Land gewinnt man auch Einblicke in andere Regionen des Bergischen Landes. Das Ende des 19. Jahrhunderts in Solingen entstandene Bergische Heimatlied gilt heute als Hymne des gesamten Landstrichs zwischen Rhein und Sauerland, Ruhr und Sieg. Die sechs Strophen des Liedes begleiten den Wanderer auf sieben Informationstafeln und an einer Audiostation auf dem Heimatweg durch Wipperfürth und seine Umgebung und bringen ihm Land, Leute und bergische Besonderheiten näher. Wie das mittelalterliche Städtchen an der Furt durch die Wupper entstanden ist, gilt es dabei ebenso zu entdecken wie die Spuren der zahlreichen verheerenden Stadtbrände. Der Wanderer begegnet Engelbert von Berg, der Wipperfürth Anfang des 13. Jahrhunderts die Stadtrechte verlieh, und er erfährt welche Bedeutung das Wasser für die frühe wirtschaftliche Entwicklung des Landes hatte. Vom historischen Stadtkern über die Ufer der Wupper bis hinauf zur Staumauer der Neye-Talsperre gibt es dabei auf dem Heimatweg immer wieder nicht nur Ausblicke über die bergischen Höhen zu entdecken, sondern auch Einblicke in andere Regionen des Bergischen Landes. Über den Bergischen Dreiklang, der regionalen Fachwerkbauweise gibt es ebenso Interessantes zu erfahren wie über die Lindlarer Steinbrüche, die Obstkammer des Bergischen Landes in Leichlingen oder die Wasserbaukunst in einem von Niederschlägen ‚verwöhnten‘ Landstrich.
Hansestadt Wipperfürth
Die älteste urkundliche Erwähnung Wipperfürths datiert aus dem Jahr 1131. Zwischen 1217 und 1222 erhielt Wipperfürth Privilegien von Erzbischof Engelbert I. von Köln und nach 1225 die Stadtrechte von Heinrich von Limburg, Graf von Berg. Wipperfürth gilt damit als älteste Stadt im Bergischen Land. Die Verwaltung der Stadt wurde im Jahre 1283 von Graf Adolf V. geregelt. Wipperfürth hatte ein eigenes Stadtgericht, Konsultationen fanden beim Stadtgericht Siegburg statt. Schon 1275 gestattete König Rudolf von Habsburg dem Grafen, seine Münzstätte von Wildberg nach Wipperfürth zu verlegen. Hier wurden seitdem Pfennige nach Kölner Vorbild geprägt. Mit Privileg König Ludwigs des Bayern begann 1328 in Wipperfürth die erste Prägung von Groschen in Deutschland. Von erheblicher Bedeutung war in der Frühzeit der alte Heerweg zwischen Köln, Bergisch Gladbach, Wipperfürth, Radevormwald und Dortmund. Auf diesem Heer- und Handelswege rollten die Wagen der hansischen Kaufleute bis nach England und bis ins Baltikum sowie nach Russland. Seit dem 14. Jahrhundert war die Stadt Wipperfürth Mitglied der Hanse. Kaufleute der Stadt sind in Stockholm, Dorpat, Malmö, Nowgorod, Reval und Lübeck belegt. Wipperfürther Kaufleute in London sicherten durch ihr Geld sogar die englische Krone, die der notorisch verschuldete König in seiner Not verpfändet hatte. Das Stadtwappen von 1267 zeigt eine Kirche in zinnenbewehrter Mauer. Die Entwicklung der Stadt wurde durch zahlreiche Stadtbrände im 14. und 15. Jahrhundert behindert. 1806 wurde das Herzogtum Berg vom Bayerischen König Maximilian I. als Herzog von Berg auf dem Tauschweg an Napoleon abgetreten. Nach dem Wiener Kongress fiel das Rheinland 1815 an Preußen. Wipperfürth wurde Kreisstadt und gehörte von 1822 an zur Rheinprovinz.
Stadtpatron St. Engelbert
Engelbert II. (1189-1225) war der zweite Sohn des Engelbert I. Graf von Berg und wurde 1216 Erzbischof von Köln. Als sein Bruder Adolf III. von Berg auf einem Kreuzzug starb erkämpfte er die Grafschaft Berg mit Waffengewalt, nachdem der Versuch, die Ehe von Adolfs einziger Tochter mit dem Herzog Heinrich von Limburg zu trennen, fehlgeschlagen war, und dieser sodann seinen Anspruch geltend machte. Kaiser Friedrich II. und Engelbert II. verstanden sich und so wurde er 1220 Reichsverweser und Vormund über dessen Sohn Heinrich VII. Durch seine Ämter hatte Engelbert sehr viel Macht. 1225 wird Engelbert nach einer gescheiterten Streitschlichtung von seinem Neffen überfallen und starb an den Folgen bei Gevelsberg. Über den Ort wurden Wundergeschichten verbreitet, mit nachhaltiger volkstümlicher Verehrung. Jedoch wurde Engelbert nie offiziell heilig gesprochen.
Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus
Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus direkt an der Wupper gilt als eindrucksvolles Zeugnis des romanischen Baustils und als einheitlichster Kirchenbau im Oberbergischen Land. Die Nikolauskirche ist überdies das mit Abstand älteste Gebäude in dem von überaus zahlreichen Brandkatastrophen heimgesuchten Wipperfürth und wurde 1143 als Filialstift der Kölner Basilika St. Aposteln erbaut. Sie stand direkt an der Stadtmauer. Der als Wehrturm ausgeführte Kirchturm ist stolze 57 Meter hoch und erlaubte eine weite Fernsicht und diente gleichzeitig als überregionale Landschaftsmarke. Neben dem großen Turm zeigt das für romanische Kirchen große Mittelschiff die Bedeutung von St. Nikolaus im Mittelalter. Das wichtigste Ausstattungsstück der mächtigen Kirche ist die Wipperfürther Turmmadonna. Die Muttergottesstatue stammt aus einer Künstlerwerkstatt in Köln und wurde um 1400 gefertigt. Im frühen 18. Jahrhundert ließ der örtliche Pfarrer die Madonna im Turm aufhängen – eine Form praktischen Diebstahlschutzes.
Evangelische Kirche
Eine erste evangelische Gemeinde bestand ab Beginn des 17. Jahrhunderts. Im Jahre 1610 erhielt sie einen Gottesdienstraum im Rathaus. Nach der Einnahme der Stadt durch die Spanier 1622 wurde den Protestanten die Ausübung des Gottesdienstes untersagt. Sie wichen daher nach Klaswipper und Rönsahl aus. Erst 1788 erhielten die Lutheraner Wipperfürths von der Regierung die Befugnis zur Religionsausübung. Es folgte die Gründung einer von Klaswipper eigenständigen Kirchengemeinde. 1793 wurde eine eigene Kirche am Marktplatz eingeweiht, die allerdings 1795 durch den großen Stadtbrand vernichtet wurde. Es folgte ein erneutes Ausweichen nach Klaswipper. Der Grundstein zum Kirchengebäude am Markt wurde am 26. April 1875 gelegt, die Einweihung erfolgte am 6. Juni 1877. Sie wurde an Stelle der ersten evangelischen Kirche erbaut, die beim Stadtbrand von 1795 zerstört wurde.
Marktbrunnen
Vor dem Rathaus steht der Marktbrunnen, ein achteckiger Bau aus Basaltplatten, dessen Ursprung auf das Jahr 1331 zurückgeht. Der Brunnen wie auch sein Standort wurden im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Die heutige Grundform stammt aus dem Jahre 1590. Vor über 420 Jahren haben 13 der angesehenen und einflussreichen Bürger – sie bildeten den Rat der Stadt Wipperfürth – den Brunnen finanziert. Ihre Hauszeichen und Wappen schmücken noch heute die acht Brunnenseiten. Auf der Steinernen Säule befand sich bis zum Jahre 2003 der Stadtpatron St. Engelbert und heute eine Statue des Bergischen Löwen. Der Brunnen wurde im Sommer 2003 komplett überholt und wenn auch nicht mehr auf seinem alten, so doch auf dem historischen angestammten Platz vor dem Rathaus wieder aufgestellt.
Antoniuskirche
Mit zum Stadtzentrum gerechnet, wird auch die Klosterstraße, die die Hochstraße, südlich des Rathauses beginnend, mit der ehemaligen Klosteranlage der Franziskaner verbindet. Sie hat noch am ehesten die charakteristische Bauweise mit Schieferverkleidung des historischen Stadtkerns bewahrt. Hoch über der Stadt und der St. Nikolaus-Pfarrkirche erhebt sich auf einem Hügel im Süden der Stadt, gleichsam als Wachtburg, das alte Kloster der Söhne des hl. Franziskus. Auf diesem Klosterberge stand vordem eine Burg, aus deren Steine später Kirche und Kloster erbaut wurden. Zu einem Kloster gehört natürlich auch eine Klosterkirche. Die Antoniuskirche aus dem Jahr 1674 steht an der Stelle der ehemaligen Krakenburg und wurde als Klosterkirche und Teil der von 1657-1818 von den Franziskanern betriebenen Klosteranlage erbaut. Im Innern der Antoniuskirche befindet sich ein sehenswerter Barockaltar aus dem Jahr 1720.
Historische Stadtmauer
Die Stadt war seit frühester Zeit mit einer Stadtmauer umgeben, vermutlich wurde sie nach dem letzten großen Stadtbrand im Jahre 1795 geschliffen. Die Stadtmauer begann auf dem heutigen Klosterberg an der Siegburger Pforte, verlief den Schützengraben entlang herab zur Kölner Pforte, bog ab zur Mahlpforte, wandte sich den Mühlengraben nach außen, an der Pfarrkirche vorbei zum Attendorner Tor und stieg am ehemaligen Brunnen heute an der Gaulstraße wieder zu Höhe des Krähenberges hinauf um hinter dem Kloster den Ring der Stadtmauer wieder zu schließen. 2001 wurden bei Erdarbeiten für einen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Villa Hochgürtel weitere größere Reste der Stadtmauer sowie Fundamentstreifen vom Wohnhäusern freigelegt.
Lampenfabrik
Seit über einhundert Jahren entwickelt und baut der älteste aktive deutsche Lampenhersteller Radium Lampenwerk GmbH in Wipperfürth Lampen für den weltweiten Bedarf. Das Werk begann mit Kohlefadenlampen eher handwerklich. Nachdem die Wipperfürther Spinnerei Drecker & Kuhlmann 1904 durch einen Großbrand total zerstört worden war, gründete am 29. Januar daraufhin der Inhaber der Spinnerei Richard Drecker, gemeinsam mit Adolf Berrenberg – einem Mitarbeiter von Edison in Amerika – die Berrenbergsche Elektricitätswerke GmbH. Am 17. Dezember 1904 erfolgte, nach dem Eintritt von Richard Kersting in das Unternehmen, die Umbenennung in die Radium-Elektricitäts-Gesellschaft m.b.H. Im Jahr 1917 übernahm Eugen Kersting nach dem Tod seines Vaters gemeinsam mit Richard Drecker die Werksleitung. In den folgenden Jahren begann für Radium ein rasanter Aufstieg. Heute produziert Radium innovative Lichttechnologien auf hochindustriellen Fertigungslinien.
Eisenbahn
Am 22. November 1876 bekam Wipperfürth seinen ersten Bahnanschluss; von Remscheid-Lennep über Hückeswagen führte die Wippertalbahn nach Wipperfürth und ab 1902 weiter bis Marienheide. Am 30. Juni 1910 wurde zudem eine Eisenbahnverbindung zur Wuppertal-Bahn nach Anschlag eröffnet. Damit bestand ein Anschluss in die märkische Region zur Volmetalbahn. Seit 1986 ist der Personenverkehr, seit 1996 der Gesamtverkehr stillgelegt. Die Strecke wurde größtenteils als Rad- und Fußweg zurückgebaut, indem die Gleise entfernt und Feinsplitt aufgetragen wurde.
Die Wupper
Die Wupper trägt auf den ersten etwa 15 km von der Quelle bei der Marienheider Ortschaft Börlinghausen an der Grenze zu Meinerzhagen im Bergischen Land bis Leiersmühle in Wipperfürth den Namen Wipper. Die Namensänderung erklärt sich wahrscheinlich aus der alten Schreibweise Wyper oder Wypere: das „y“ wurde örtlich unterschiedlich wie „i“ (rheinisch) oder wie „u“ (westfälisch) ausgesprochen. Bevor das Tal der Wupper in preußischer Zeit urbar gemacht wurde, war es größtenteils sumpfig und bis auf wenige Stellen für Fahrzeuge unpassierbar. Im Mittelalter mußte man zumindest in den regenreichen Jahreszeiten zur Überquerung der Wupper große Umwege nehmen, um zu einem passierbaren Fußpfad oder gar zu einer trockenen Straße mit einer Furt durch den Fluß zu gelangen. Einer solchen Furt verdankt die Stadt Wipperfürth ihren Namen. Bei dem weit und breit einzigen auch für Fuhrwerke sicheren Übergang an der Furt bei dem Stadtteil Leiersmühle trafen natürlich alle Straßen und Wege zusammen. Dort ist auch heute noch eine wichtige Straßenkreuzung. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildete der östliche Wupperverlauf die Grenze zwischen der an Preußen übergegangenen Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg. Nach dem Wiener Kongress 1815 mit der Gründung der Preußischen Rheinprovinz kam es zu einer Trennung zwischen dem Rheinland und dem Bergisch-Märkischen. Im Rheinland galt eine strenge Wehrpflicht, im Bergisch-Märkischen nicht. Wer über die Wupper ging, entzog sich also erfolgreich dem Militärdienst. Aufgegriffen hat das dann die in Elberfeld geborene Dichterin Else Laske-Schüler in ihrem Schauspiel „Die Wupper“, wodurch der Ausspruch überregional bekannt wurde.
Neyetalsperre
Da der Wasserbedarf der Stadt Remscheid nicht mehr komplett von der benachbarten Eschbachtalsperre gedeckt werden konnte, enstanden bereits 1902 die ersten Pläne für eine weitere Talsperre. Nach Beginn der Arbeiten im Neyetal bei Wipperfürth 1907 konnte die nach dem Intze-Prinzip konstruierte Talsperre bereits im Frühjahr 1909 in Betrieb genommen werden. Mit ihrem Fassungsvermögen von 6 Millionen Kubikmeter versorgte die Neyetalsperre bis zum Jahr 2004 die Stadt Remscheid mit Trinkwasser. Heute bleibt sie als Ersatz für Notfälle erhalten und dient ansonsten dem Hochwasserschutz oder der Niedrigwasseraufhöhung. Seit Anfang Mai 2013 steht die Neyetalsperre und ein Teil des Einzugsgebietes unter Naturschutz. Es ist u. a. nicht mehr erlaubt, die Talsperre zu befahren, in ihr zu baden, zu schwimmen oder zu tauchen. Außerdem dürfen Flächen außerhalb der Straßen und Wege, Park- und Stellplätze, also auch der gesamte Uferrandbereich, nicht mehr betreten werden.
Wegpunkte Heimatweg Wipperfürth
WP1 N51°07.0261 E007°23.8832, 276 m, Station A
WP2 N51°06.9274 E007°23.7835, 293 m, Station B
WP3 N51°07.2321 E007°24.0503, 270 m, Station C
WP4 N51°07.3972 E007°24.4465, 270 m, Station D
WP5 N51°07.8353 E007°24.2563, 323 m, Station E
WP6 N51°08.1681 E007°23.6122, 306 m, Station F
WP7 N51°07.6430 E007°22.8362, 268 m, Station G
WP8 N51°07.2173 E007°24.0144, 270 m, Parkplatz
Herzlichen Dank für den informativen Artikel! Sehr cooler Tipp.