Mit der Kamera unterwegs auf dem Rothaarsteig
Anreise mit Pkw zum Parkplatz Besteckmuseum in Fleckenberg (Navi-Eingabe N51°8’14“ E8°15’46“). Weiter ab Haltestelle Fleckenberg Mitteldorf mit Bus SB9 bis Schmallenberg Kirche. Umsteigen in Bus S40 bis Winterberg Abzw. Altastenberg. Weiter mit Bus R28 bis zum Helleplatz. Rückkehr zum Pkw ab Jagdhaus ggf. mit Taxi-Habbel.
Fahrplanauskunft der VRR unter http://www.vrr.de
Taxi Fleckenberg unter http://www.taxi-habbel.de/ oder per Telefon: 02972/5555
Tourbeschreibung
An der Landwehr beim Dorf Lenneplätze wendet der Rothaarsteig sich auf dem Bergkamm zwischen der Lenne im Nordwesten und der auch am Kahlen Asten entspringenden Odeborn im Südosten südwestwärts vorbei am Gerkenstein (792,7 m), auf dem ein Sendeturm und Wasserbehälter stehen, und führt vorbei an die Dörfer Neuastenberg (ca. 680 bis 780 m), Langewiese (ca. 680 bis 723 m) und Hoheleye (657,4 bis 712,5 m). Anschließend erreicht der Steig den Wandererparkplatz Albrechtsplatz (729,0 m), von dem er südwestwärts über den Albrechtsberg (770,8 m) führt. Die Friedensquelle (740 m), die den kleinen Emmegraben als Dödesbach-Zufluss im Einzugsgebiet der Odeborn speist, passierend verläuft er zum südwestlich des Bergs gelegenen Heidenstock (752,2 m), einer einstigen Grenzmarkierung. Etwa 500 m südwestlich davon teilt sich der Steig an einem Abzweig (752,0 m; km 60,0) in eine Berg- und Talvariante: Der 9,6 km lange Bergweg kreuzt, nach Passieren des Heidenstocks, als Teil des Rothaarsteig-Hauptwegs einen Abschnitt des WaldSkulpturenWegs, der teilweise auf ihm verläuft. Anfangs führt er, nach Passieren der Skulptur Kein leichtes Spiel, in Richtung Südwesten vorbei am nördlichen Bad Berleburger Weiler Kühhude (697,2 m) und passiert den Saukopfgipfel (716,3 m) knapp 50 m östlich. Dann verläuft er nach Westen zur Hängebrücke am Quellbereich des Hochgelmker Siepens (680,5 m), der zum Einzugsgebiet der Latrop gehört, mit angegliedertem Lehrpfad Ökosystem Wald, und dann weiter südwestwärts zum und über den Großen Kopf (740,3 m). Anschließend führt der Bergweg in Richtung Westnordwesten vorbei an Großer (614,5 m) und Kleiner Bamicke (661,4 m), deren Gipfel beide einiges nördlich des Steigs liegen, zur Waldwegkreuzung (632,4 m; km 69,6) an der Schutzhütte Millionenbank, wo er auf den Talweg stößt. Von der Millionenbank führt der Rothaarsteig-Hauptweg weiter westwärts über die Südflanke des Heidkopfs (665,9 m) in Jagdhaus.
Langewiese
Die Geschichte des Dorfes Langewiese reicht zurück ins 18. Jahrhundert und ist eng mit der Geschichte Winterbergs und Bad Berleburgs verknüpft. So liegt Langewiese genau auf der Grenze des ehemaligen katholischen Erzbistums Köln und der ehemaligen protestantischen Grafschaft Wittgenstein. Bis zum 1. Januar 1975 gehörte Langewiese zum Amt Berleburg im Landkreis Wittgenstein und wurde mit dem Sauerland-Paderborn-Gesetz in die Stadt Winterberg im Hochsauerlandkreis eingegliedert. Schon vor der Ersten Jahrtausendwende prallten hier die Volksstämme der Sachsen und Franken in heftigen Kämpfen zusammen und führten blutige Kriege. Jahrhunderte vor der Besiedlung war dieses Grenzgebiet bereits Zankapfel zwischen den Grafen der Freigrafschaft Wittgenstein-Berleburg und den Herrschern des Herzogtums Westfalen, dem Erzbischof von Köln. Der Wild- und Forstbann führte Ende des 16. Jahrhunderts zum „Winterberger Streit“. Regelmäßig wurden die Wittgensteiner Zollstöcke und Schlagbäume von den Winterbergern zerschlagen. Durch einen politischen Schachzug ließ der damalige Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein in Berleburg ab dem Jahr 1713 den hohen Norden mit den Ortschaften Neuastenberg, Langewiese, Hoheleye und Mollseifen besiedeln. Durch diese Wittgensteiner Neuansiedlungen gewann der Streit an Bedeutung. Abschließende Verhandlungen führten 1783 zur Beilegung des Winterberger Streits. Ursprünglich spricht man den ganzen Nordzipfel des Rothaargebirges als westfälisch an. Auch die hoch- und niederdeutsche Sprachgrenze zeigt den Grenzverlauf. Die konfessionelle Spaltung in eine katholische und evangelische Hälfte, welche sich mit der mundartlichen Unterscheidung deckt, gibt eine weitere Stütze für die unterschiedliche Herkunft der Ansiedler. So wehrten sich Katholiken im Jahre 1756 nachdrücklich gegen die Einschreibung ihrer Kinder beim protestantischen Lehrer. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im vergleichsweise kleinen Ort Langewiese stets eine evangelische und eine katholische Schule. Der Legende nach wurde die Siedlung durch einen zwischen Winterberg und Bad Berleburg pendelnden Schmied gegründet. Belegt ist die Gründung von Langewiese Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Wittgensteiner Grafen, welche Wittgensteiner und Sauerländer Bauern und Handwerker hier ansiedelten. Ein bekannter Ort in Langewiese ist das sogenannte Bierloch: Hier rollte Erzählungen nach ein Bierfass der napoleonischen Truppen von einer Pferdekarre ins Tal, das später von einem Hirten unversehrt aufgefunden wurde.
Hoheleye
Ganze 25 Einwohner zählt Hoheleye. Der Ort entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts in siedlungsfeindlicher Gegend zwischen dem Albrechtsberg und dem Kahlen Asten. Keimzelle dieses kleinsten der Höhendörfer scheint eine um 1713 entstandene Hofstätte zu sein, die im 20. Jahrhundert unter dem Namen Burgers Hof bekannt ist. Erst 1764 kam eine weitere Hofstätte mit Namen Graberhof hinzu; 1850 wurde hieraus ein Gasthaus. Bis zum Bau einer befestigten Straße im Jahre 1849 verlief die Straße zwischen Winterberg und Berleburg bzw. Schmallenberg oberhalb von Langewiese auf dem Bergrücken. Heute ist sie durch die Bundesstraße 236 ersetzt. In Hoheleye befand sich eine Zoll- und Pferdewechselstation. Wegezoll wurde übrigens noch bis 1910 erhoben. Die rustikale Jausenstation Hoheleyer Hütte direkt am Rothaarsteig und zehn Wanderminuten vom Albrechtsplatz entfernt, bietet Speisen und Getränke an. Der Kuhstall ist zu besichtigen und ab 17.00 Uhr kann dem Bauern beim Melken zugesehen werden.
Albrechtsplatz
Der Albrechtsplatz blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits in vormittelalterlicher Zeit war er ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Der 2 km entfernte Heidenstock erinnert an die Bedeutung des vorchristlichen, so genannten Heidenwegs. Der Albrechtsplatz liegt auf dem Hauptkamm des Rothaargebirges und bildet mit seinen beiden Bundesstraßen 236 und 480 einen nicht unwichtigen Punkt in der Verkehrsinfrastruktur der Gegend. Das in Wanderkarten am Albrechtsplatz noch verzeichnete Wildgehege im Privatbesitz des Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg existiert leider nicht mehr, da sich nach Entfernen der Zäune vor einigen Jahren das Wild im Wald gleichmäßig verteilt hat.
Heidenstock
Der 1832 zwischen dem Albrechtsplatz und Schanze bzw. Kühhude errichtete Bildstock wird heute noch als „Heidenstock“ bezeichnet. Um das Jahr 1000 wurden die hiesigen Dörfer durch die Franken christianisiert. Am Heidenstock soll sich der Sage nach einer der letzten Zufluchtsorte der letzten Anhänger Wodans, des Göttervaters der Sachsen, befunden haben, dem diese trotz Zwangstaufe weiterhin Opfer brachten. Ihr Tun wurde verraten und am Heidenstock wurden viele von ihnen ermordet. Das Foto zeigt den Heidenstock mit Schnadestein. Die Inschrift lautet: „Heidenstock dem 1832 erneuerten Stock nachgebildet 1932. Restauriert 1985“.
Kühhude
Die Kühhude ist ein 300 Jahre altes Kanongut, auf dem zwei Kanonisten-Familien angesiedelt wurden. In Absprache mit dem Begründer der Jugendherbergen, Herrn Schirrmann, wurde auf der Kühhude 1912 eine Jugendherberge eröffnet. Das geschah ein paar Wochen nach der Eröffnung der ersten Jugendherberge Deutschlands in Altena. 1953 wandelte man diese in ein Landschulheim um, welches bis in die 1990-er Jahre bestand. Ende März 2005 wurde das Kühhude-Café im alten Haus der Jugendherberge eröffnet. Der stilvoll eingerichtete und gemütliche Gastraum, von wo man einen herrlichen Ausblick genießen kann, bietet derzeit 40 Sitzplätze und ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Das überaus gut schmeckende Wasser wird übrigens aus einem eigenen 76 Meter tiefen Brunnen gewonnen. Auf dem Grundstück befindet sich auch das „Hütejungengrab“. Den jungen Mann tötete noch in den letzten Kriegstagen 1945 ein Splitter. Kühhude liegt in 705 m Höhe abgelegen auf dem Hauptkamm des Rothaargebirges direkt am Rothaarsteig.
Waldskulpturenweg
Der Waldskulpturenweg Wittgenstein–Sauerland ist ein 25 km langer Wander- und Skulpturenweg von Bad Berleburg nach Schmallenberg. Auf der Wanderstrecke sind insgesamt 11 Skulpturen aufgestellt. Die fast vier Meter hohe und knapp 64 t schwere Stahlskulptur „Kein leichtes Spiel“ von Ansgar Nierhoff steht auf dem Rothaarkamm als überraschendes Zeichen mitten im Wald für den Konflikt zwischen den über Jahrhunderte territorial, sprachlich, kulturell und konfessionell getrennten Regionen Sauerland und Wittgenstein. Eine massive Stahlwand ist in ein großes zentrales Tor, zwei kleinere Tore und zwei Blöcke aufgelöst worden. Der Betrachter kann sehen: alle Teile passen ineinander, schaffen ein Drinnen und Draußen und fordern zum Begehen auf. Der Dialog zwischen den Einzelformen der Skulptur wird durch den Dialog mit dem sie umgebenden Raum, der Natur, vervielfacht. Dieser Kontrast ermöglicht Entdeckungen, Vergleiche und Erinnerungen, für jeden Besucher verschieden. Der so bezeichnete Ort, unweit einer Wegekreuzung an alten Grenzen, lässt Wanderer an der Gemeinsamkeit der ehemals entzweiten Regionen und der Überwindung von Grenzen teilhaben. Fast wie ein archaischer Tempel wirkt die Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“ des Künstlers Nils-Udo: Mitten im Wald liegt ein riesiger Felsquader, der von einer monumentalen Baumstammarchitektur umrahmt wird. Der Quarzit-Monolith bringt nahezu 150 t auf die Waage und bildet eingebunden in die stille Erhabenheit des Waldes ein Denk- und Mahnmal seiner selbst: seiner Größe, seiner zeitlosen Erdverbundenheit und seiner Einmaligkeit. Dieser mächtigen Einheit ausgesetzt, erfährt der Wanderer seine eigene Zeitlichkeit und Verletzlichkeit.
Millionenbank
Die Millionenbank – heute eine Schutzhütte auf 632 m ü. NN – verdankt ihren Namen der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg. 1923 soll hier eine Buche gefällt worden sein. Ihr Wert betrug Millionen. Diese waren aber das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt waren. Deshalb machte man aus der gefällten Buche im Handumdrehen eine Sitzbank. Nach einer anderen Version geht der Name zurück auf die Zeit des deutschen Zollvereins. Damals war der Grenzweg, an dem die Millionbank bei Jagdhaus liegt, auch Zollgrenze. Das Gebiet um die damalige Millionenbuche (heute Millionenbank) war völlig unerschlossen. Es gab jedoch einen Schmugglerpfad, der nur Eingeweihten bekannt war und der die Grenze an der Millionenbuche überquerte. Hier wurden unter Umgehung des Zolls des öfteren schwarze Geschäfte getätigt, die im Volksmund natürlich bald Millionenhöhe erreichten. Nach einer dritten Version verlor ein Gast dort vor langer Zeit wertvollen Schmuck, der bis heute nicht gefunden wurde.
Jagdhaus
Die Wälder um Jagdhaus gehörten im Mittelalter vermutlich den Edelherren von Bilstein. 1484 wurde die Landwehr in dem Gebiet des heutigen Jagdhaus erstmals urkundlich erwähnt. Die Freiherren von Fürstenberg waren seit 1573 mit der Vogtei belehnt. Nach Karten des 17. und 18. Jahrhundert gehörte das Gebiet um Jagdhaus zum Vogteibezirk des Klosters Grafschaft. Die Freiherren von Fürstenberg errichteten innerhalb ihres Jagdbezirkes bei Fleckenberg auf dem Schneisberg ein Jagdhaus. Dieses Jagdhaus gab dem Dorf seinen Namen. Den ersten festen Wohnsitz auf dem Schneisberg nahm am 2. Februar 1735 die Familie Pieper. 1832 wurden in der Chronik der Pfarrei Grafschaft zwei Häuser in Jagdhaus genannt. 1878 erhielt der Landwirt Klemens Wiese eine Schankkonzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft in Jagdhaus. Im gleichen Jahr kam mit Hauptlehrer Ferdinand Linde aus Gevelsberg auch der erste Sommergast nach Jagdhaus. Das Gasthaus wurde von Generation zu Generation erweitert und ausgebaut. Es ist noch heute in Familienbesitz. Das Haus wurde 1842 errichtet und ist das älteste, noch bestehende Haus von Jagdhaus. Die erste Wasserleitung wurde 1887 gebaut. Im Jahr 1920 wurde Jagdhaus in die neue Gemeinde Fleckenberg eingegliedert und seit 1975 ist Jagdhaus ein Ortsteil der Stadt Schmallenberg. In Jagdhaus steht die katholische Kapelle St. Hubertus, die 1936 nach einem Entwurf des Gelsenkirchener Architekten Josef Franke errichtet wurde.
Wegpunkte auf dem Rothaarsteig von Neuastenberg nach Jagdhaus (Kammvariante)
WP01 N51°10.5344 E008°29.7958, Helleplatz
WP02 N51°10.4513 E008°29.3331, Landwehr Lenneplätze
WP03 N51°09.3451 E008°27.7022, Langewiese
WP04 N51°08.5938 E008°26.3803, Hoheleyer Hütte
WP05 N51°08.3726 E008°25.5310, Albrechtsplatz
WP06 N51°07.7844 E008°24.0623, Heidenstock
WP05 N51°07.6499 E008°23.7161, Abzweig Talvariante
WP07 N51°06.9736 E008°22.8544, Kühhude
WP08 N51°05.9166 E008°18.3749, Millionenbank
WP09 N51°06.5181 E008°16.8073, Heidkopf
WP10 N51°06.8124 E008°16.7467, Schäferhof