Von Bröl nach Blankenberg

Eisenbahnbrücke über die Sieg bei Blankenberg

Unterwegs auf dem Bergischen Weg

Anreise mit dem Pkw zum Parkplatz Blankenberg (Navi-Eingabe: N50°46’6″ E7°20’44). Von dort mit S-Bahn S12 nach Hennef (Sieg); umsteigen in Bus 530 zur Haltestelle Bröl- Schule.

Fahrplanauskunft der VRS unter http://auskunft.vrsinfo.de/vrs/cgi/process/eingabeRoute

Tourbeschreibung

Markierungen Bergischer Weg, Natursteig Sieg, Erlebnisweg Sieg und Hauptwanderweg X22 an einer Buche Ausgangspunkt der 13,5 km langen Wanderung ist die Brölschule unmittelbar am Bergischen Weg. Der Bergische Weg verläuft auf dieser Etappe übrigens auf der selben Trasse wie der Natursteig Sieg. Zu Beginn geht es bachabwärts bis Müschmühle. Über einen Steg dann ans andere Ufer und nun bachaufwärts bis zum Zufluß des Derenbachs in den Bröhlbach. Hier ändert sich die Wanderrichtung fast um 180 Grad und der Bergische Weg steigt am Hang eines Kerbtales steil bergan, bis er oben auf dem Nutscheidkamm auf die Römerstraße trifft. Nun folgt er dem Halberger Bach bis zu dessen Quellgebiet und biegt dort im rechten Winkel nach Süden Richtung Oberhalberg ab. Noch vor dem Ortsrand biegt er nach Osten Blick vom Hang des Kerbtals hinunter nach Bröl ab und überquert dann über eine kleine Steinbrücke den Huppenbach. Nun geht es nochmals ziemlich steil bergan bis nach Honscheid. Hinter der dortigen Agathakapelle führt der Bergische Weg den Marksbach entlang  nach Süden bis zum Abzweig Stachelberg. Wer sich nicht traut, kann ab hier auch die Talvariante entlang des Siegufers wählen! Ein ziemlich steiler Anstieg führt dann schließlich an der mit einem Stahlseil abgesicherten Bergkante der Stachelhardt entlang zum Startplatz der Gleitschirmflieger und zu einer Ruhebank mit herrlicher Aussicht hinunter ins Tal auf Bülgenauel und die Siegschleife.  Weiter geht es dann in alpiner Manier auf felsigem Pfad steil hinunter ins Siegtal bis Auel und schließlich entlang der Bahngleise zum Etappenziel Bahnhof Blankenberg.

Brölschule

Eingangstür der Brölschule mit GedenktafelDer Lehrer Richard Schirrmann war mit seiner Schulklasse im Sommer 1909 auf einer Wanderung von Altena im Sauerland nach Aachen schon einige Tage unterwegs gewesen und hatte bis dahin abends mit seinen Schülern stets bei Bauern im Stroh übernachtet. Doch am Nachmittag des 26. August 1909 im Bröltal wollte keiner die Wandergruppe aufnehmen (Originalton im Juni 2014 aus dem Kloster Seligenthal:  „Wanderer und Radfahrer wollen wir hier nicht!“), und zudem setzte ein schweres Unwetter ein. Lehrer Schirrmann änderte die Route, ging geradewegs in den kleinen Ort Bröl hinein und läutete beim Schulmeister  der damaligen Volksschule Brölthal, einem in den Jahren 1863 bis 1865 aus 60 bis 80 cm dicken Mauerwerk errichteten Schulgebäude. Seine Gruppe durfte in einem der beiden Klassenzimmer die Schulbänke beiseite Die Brölschuleräumen und das Lager aufschlagen. Schirrmann kam in dieser Nacht auf die Idee, ein Netz von Jugendherbergen aufzubauen: „Ihre Brölschule hat für das DJH geschichtlichen Wert, wurde doch in dieser Schule am 26. August 1909 die Idee für das heute weltumspannende Jugendherbergswerk geboren!“ ließ Richard Schirrmann 1958 den damaligen Bröler Schulleiter in einem Brief wissen. Am Eingang zum Schulgebäude erinnert eine Gedenktafel an jene Gewitternacht von 1909 – und an Marie Gierling, die Frau des damaligen Schulleiters, die als „erste Herbergsmutter der Welt“ gewürdigt wird.

Nutscheidstraße

Die ehemalige Nutscheidstraße („Römerstraße“) in Richtung BödingenDer Nutscheid war und ist Grenzland. Über den Kamm des Nutscheids verlief bis 1604 die Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg; entsprechend waren hier im Mittelalter Landwehren und Höhensperren angelegt worden, deren Überreste bis heute zu sehen sind. Entlang dieser Grenze verlief eine alte Höhenstraße, die sogenannte Nutscheidstraße. Diese Höhenstraße, im Volksmund auch  Römerstraße genannt, traf in Erdingen auf die Brüderstraße. Die Nothscheider Straß  galt vom 12. bis ins 18. Jahrhundert als bedeutendste Fernverbindung im Süden des Bergischen Landes. Möglicherweise transportierten bereits die Kelten um ca. 500 v. Chr. auf diesem Wege ihr im Siegerland abgebautes Eisenerz ins Rheintal.

Wallfahrtsort Bödingen

Straße „An der Klostermauer“ in BödingenDer Ort Bödingen liegt zwar nicht unmittelbar am Bergischen Weg, ist aber durchaus einen Abstecher wert. Das Kloster Bödingen entstand 1424 neben der bereits 1408 eingeweihten Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Mutter Gottes. Der Arbeiter Christian von Lauthausen fand im Wald bei Altenbödingen ein Marienbildnis und wollte diesem dort eine Kapelle bauen. Dies gelang aber nicht, weil die Mauern immer wieder einstürzten. Da hatte er eine leuchtende Erscheinung der Mutter Gottes, die ihm befahl, seinen Maulesel zu beladen und diesem zu folgen. Dort, wo der Maulesel in der Wildnis stehen blieb, wurde dann die Kapelle erbaut. Pfarrer Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter Gottes“ in BödingenMeisenbach aus Geistingen begann 1397 mit dem Bau einer großen Kirche, die dem wachsenden Pilgerstrom zu diesem Ort gerecht wurde. Es handelt sich um den ältesten Wallfahrtsort der schmerzhaften Mutter in Deutschland. Zur Betreuung der Pilger wurde 1424 ein Augustiner-Kloster gegründet. Im Truchsessischem Krieg wurde das Kloster durch Truppen von Graf Adolf von Neuenahr geplündert und etliche Untertanen erbärmlich umgebracht. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst. Der Bereich um das Kloster steht unter Denkmalschutz.

Honscheid

Die Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes und der heiligen Agatha in HonscheidDie Kapelle in Honscheid am Bergischen Weg wurde 1860 von Heinrich Wilhelm Brambach errichtet und ist heute noch im Besitz der Familie. Geweiht wurde die Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes und der heiligen Agatha. Das ursprüngliche Fachwerk der Kapelle wurde im Mai 1935 von Peter Brambach durch Stein ersetzt. Im Juli 1951 wurde hier ein Kreuzweg errichtet. Dies führte ein Franziskaner aus dem Kloster Marienthal (Westerwald) durch. Mai 1969 wurde die Kapelle mit neuen Bänken ausgestattet. 1974 wurde die Kapelle abermals renoviert und von der Familie Brambach um anderthalb Meter erweitert. Das Innere der Kapelle ziert eine Miniatur der Pietà nach Michelangelo.

Stachelberg

Gleitschirmflieger kurz nach dem Start vom StachelbergDer Stachelberg ist ein 209,5 Meter hoher Berg des Nutscheid in der Gemeinde Ruppichteroth und liegt nördlich der Sieg gegenüber von Bülgenauel. Der steile Südhang Stachelhardt  gehört zur Stadt Hennef. Diese Stachelhardt ist ein Paradies für Gleitschirmpiloten. Allerdings ist der Start in der Schneise ziemlich anspruchsvoll, denn bei dem Startplatz handelt es sich lediglich um eine schmale Erdrampe. Das Rückwärtsaufziehen muss zwingend beherrscht werden, um kontrolliert zu starten. Mit seinen 209 Metern Höhe ist der Stachelberg zwar einer der kleineren Berge des bewaldeten Höhenzugs, aber seine schmalen und steilen Pfade bringen auch geübte Wanderer ins Schwitzen. Wer den Aufstieg geschafft hat, darf dafür die Aussicht auf die Siegschleifen im Tal geniessen und wird hoffentlich bei entsprechender Wetterlage auf Drachen- und Gleitschirmflieger treffen, bevor er wieder den nicht ganz ungefährlichen Abstieg hinunter ins Siegtal antritt.

Auel

Ortsmitte AuelZwischen dem 11. und  13. Jahrhundert entstand die Ortschaft Auel. Sie gehörte zum Burgbann Blankenberg und die Grafen von Sayn erhielten im Neußer Vergleich die grundherrlichen Rechte an der Burg Blankenberg und damit auch von Auel. Hier stand auch die Mühle der Grafen von Sayn, in der die Bauern ihren Lehn als Getreide abgeben mussten. 1363 ging das Land Blankenberg an das Herzogtum Berg. Am 15. März 1806 übergab Maximilian Joseph, Kurfürst von Pfalz-Bayern, das Herzogtum Berg an Napoleon Bonaparte und das Herzogtum wurde zum Großherzogtum, um nach dem Wiener Kongress in dem Königreich Preußen aufzugehen. Unter den Preußen wurde die Eisenbahnlinie zwischen 1850 und 1859 entlang der Ortschaft Fachwerkensemble in Auelbis nach Siegen geführt. So konnte Erz aus dem Siegerland besser und schneller an den Rhein geschafft und dort auf Schiffe verladen werden. Neben der Landwirtschaft, die sehr mühselig und Kräfte zehrend war, fällte man im Mai junge Eichen, entfernte ihre Rinden und verkaufte die Lohe an Gerbereien für die Lederherstellung. Im Winter wurde das Getreide mit Dreschflegeln gedroschen. Wie man sich erzählt, soll es in Auel in früheren Jahren auch viele schwarze Ratten gegeben haben, die sich von dem Futter der Schweine ernährten. Sie sollen den Kühen die Haare vom Fell gezogen und damit ihre Nester gebaut haben. Die Kühe hätten dann überall kahle Stellen auf ihrem Fell gehabt.

Wegpunkte Bergischer Weg von Bröl nach Blankenberg

Route der Etappe auf dem Bergischen Weg von Bröl nach Blankenberg

WP01  N50°47.1966 E007°18.8117,  Wegezeiger Brölschule
WP02  N50°47.0725 E007°18.6150,  Müschmühle
WP03  N50°47.7638 E007°20.4361,  Derenbachtal
WP04  N50°47.3721 E007°20.8125,  Römerstraße
WP05  N50°46.9403 E007°20.4237,  Wallfahrtskirche Bödingen
WP06  N50°47.3497 E007°21.7076,  Oberhalberg
WP07  N50°47.4012 E007°22.7424,  Kapelle Honscheid
WP08  N50°46.8497 E007°22.5988,  Stachelberg
WP09  N50°46.1465 E007°21.8728,  Auel
WP10  N50°46.1028 E007°20.7322,  Parkplatz Blankenberg

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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