Geschichte auf Schritt und Tritt
Tourbeschreibung
Start und Ziel meines fast sechs km langen Stadtrundganges durch die Altstadt von Soest ist das Jakobitor mit dem Jakobsbrunnen und dem Pilgrimhaus. Von hier geht es auf der idyllischen Gräfte entlang des Walls, vorbei am Kattenturm, Ulrichstor und Thomätor bis zum Osthofentor (für den dringend empfohlenen Abstecher zur Kirche Alt-St.-Thomä bitte am Thomätor links abbiegen). Hinter dem Osthofentor vor dem Restaurant „Da Dano“ links in den Düsterpoth einbiegen und der Straße bis zur Hohnekirche folgen. Weiter durch die Kleine Osthofe mit sehenswerten Fachwerkgebäuden und Severinsstraße bis zum Großen Teich. Hier rechts der Wiesenstraße bis zur Wiesenkirche folgen. Über die Ritterstraße zur „Brauerei Christ“ (täglich ab 12.00 Uhr Mittagstisch!) und anschließend über die Brüderstraße zum „Mönchshof“. Dann über die Domikanerstraße, Hansastraße und Sandwelle zum Markt. Weiter geht es am Rathaus und an St. Patrokli vorbei über den Domplatz zur Kolkstraße. Rechts der Thomästraße zum Petrikirchhof folgen und anschließend über die Jakobistraße zurück zum Ausgangspunkt der Rundwanderung am Jakobsbrunnen. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, mag dem Weg der Jakobspilger weiter folgen: Bis Santiago de Compostella sind es 2250 km.
Pilgrimhaus
Die Pilgerherberge lag zunächst vor dem Jakobitor, dort wo der Hellweg nach Westen die Stadt Soest verlässt. Also außerhalb der Stadtmauern, damit Pilger, welche die Stadt nicht mehr vor Toresschluss erreichten, hier Unterkunft finden konnten. Doch bereits während der Soester Fehde (1444–1449) beschloss die Stadt, die ungeschützte Pilgerherberge in das heutige Pilgrimhaus direkt hinter dem Tor zu verlegen. Grimmelshausens Jäger von Soest, der dem Simplicissimus-Roman nach am Jakobitor Schildwache hielt, ehelichte eher unfreiwillig die Tochter des Wirtes der benachbarten Herberge. Heute ist das Pilgrimhaus ein Hotel und Restaurant der gehobenen Gastronomie.
Kattenturm
Der Kattenturm in Soest ist ein im Jahre 1230 errichteter Wehrturm. Er ist der einzige erhaltene Wehrturm des ehemaligen inneren Stadtwalls und befindet sich südlich der Altstadt am Jakobi-Ulricher-Wall, unweit westlich vom Ulricher Tor.
Alt St. Thomae
Der schiefe Turmhelm von Alt St. Thomae nimmt einen besonderen und exzentrischen Platz in der Silhouette der Soester Kirchtürme ein. Mit der Erweiterung des romanischen Baus zur frühgotischen Hallenkirche im 13. Jahrhundert gehört Alt St. Thomae zu den ältesten gotischen Kirchenbauten in Deutschland. Die ältesten romanischen Teile von Alt St. Thomae stammen aus der Zeit um 1180. Jedoch gab es bereits um das Jahr 900 einen kapellenartigen Vorgängerbau an gleicher Stelle. Um 1270 wurde die Kirche im Stil der Frühgotik erweitert. Der eigenwillig schiefe, nach Westen geneigte Turmhelm wurde 1653 vom Stadtzimmerer Goebel Styes errichtet.
Osthofentor
Das Osthofentor ist ein Stadttor der Hansestadt Soest am Hellweg – neu errichtet in der Zeit von 1594 bis 1603. Das Gebäude aus Sandstein ist das letzte erhaltene von ehemals acht Haupt- und zwei Nebentoren. Im Jahr 1534 war die Toranlage Richtstätte für zehn Täufer, vermutlich Missionare des Münsteraner Täuferreichs. Im Osthofentor wurde 1978 bis 1982 das Museum zur Stadtgeschichte eingerichtet. Es besitzt eine Sammlung von 25.000 mittelalterlichen Armbrustbolzen. Dies ist der alte Wehrschatz der Stadt Soest, der bis Anfang des 19. Jahrhunderts im Turm von St. Patrokli, der nicht der Kirche, sondern der Stadt gehörte und auch als Rüstkammer diente, beherbergt war.
St. Maria zur Höhe
Die Hohnekirche wurde ab 1220 erbaut und ist eine der frühesten Hallenkirchen überhaupt. Am Kirchenraum lässt sich die Entwicklung des Typs der westfälischen Hallenkirche gut ablesen, denn zum Teil sind noch die baulichen Strukturen der romanischen Vorgängerkirche zu erkennen, die noch keine Hallenkirche war. Das Hauptportal-Tympanon aus dieser Zeit folgt noch ganz der romanischen Auffassung: Es zeigt über der Kreuzigung Sonne und Mond. Links findet die Geburt Christi statt, darüber steht Joseph mit Judenhut, links daneben Gottvater in einem Halbkreis. Rechts von der Kreuzigung stehen die drei Frauen am Grabe am Ostermorgen hinter dem offenen Sarkophag. Das im Innenraum zu sehende Scheibenkreuz ist eine kunsthistorische Rarität. Es stammt aus der Zeit um 1200. Dieses Scheibenkreuz ist einzigartig auf dem europäischen Festland und das älteste der Kunstgeschichte. Ähnliches findet man fast nur noch auf der Insel Gotland in Schweden.
St. Maria zur Wiese
Der romanische Vorgängerbau der Kirche stand der Überlieferung nach in einem sumpfigen Gebiet, welches dann entwässert wurde. Noch heute sind unter der Kirche verschiedene Bachläufe zu finden. Das neue Kirchengebäude, 1313 begonnen, stand nun also auf einer Wiese: St. Maria in Pratis – St. Maria zur Wiese. Das Bauwerk wurde seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Stil der Gotik aus dem südlich von Soest abgebauten Grünsandstein errichtet. Unter der Leitung von drei Baumeistern dauerte die Bauphase bis ins 15. Jahrhundert an. Am Westwerk wurde sogar noch bis 1530 gearbeitet. Die die Soester Stadtsilhouette prägenden Türme der Doppelturmfassade mit ihren durchbrochenen Helmen wurden im späten 19. Jahrhundert errichtet, nachdem das preußische Königshaus die dafür notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt hatte.
Brauerei Christ
Belegt ist, dass bereits 1584 das Fachwerkhaus mit Scheune, Ställen und Brunnen erbaut wurde. Im Jahre 1727 erwarb der Bierbrauer und Gastwirt Andreas Friedrich das Anwesen für 500 Taler und eröffnete eine Brauerei und Gastwirtschaft. 1775 wechselte das Anwesen in den Besitz der Familie Plange, die noch einen Gasthof in Soest betrieb. 1836 übernahm der Bäcker, Brauer, Brenner und Gastwirt Anton Christ den Hof. Dort, wo heute der Stammtisch steht, entstand ein kleiner Laden, in dem die eigenen Produkte (Brot, Bier, Korn und Kümmel) direkt verkauft wurden.
Dominikanerkloster
Das Dominikanerkloster Soest (Schwarzes Kloster) wurde zwischen 1228 und 1232 gegründet. Es bestand bis zur Auflösung 1812, die ehemalige Klosterkirche „Zum heiligen Kreuz“ als Gebäude bis 1820/21. Nach der Einführung der Reformation in Soest 1531/32 mussten die Dominikaner Einschränkungen hinnehmen. Allerdings konnte sich der Orden in der Stadt behaupten. Er widmete sich der Seelsorge der katholisch gebliebenen Minderheit. Durch einen Rückgang der Einkünfte verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage am Ende des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1814 wurde die Gemeinschaft aufgehoben. Ob das Gebäude des heutigen Restaurants „Der Mönchshof“ zum Dominikanerkloster gehörte, lässt sich nicht feststellen.
Teichsmühle
Die Teichsmühle ist eine denkmalgeschützte Wassermühle in Soest und die älteste urkundlich belegte Mühle der Stadt. Sie beherbergt heute unter anderem ein Informationsbüro für Touristen. Der heutige Bau stammt aus dem Jahre 1654, also aus der Zeit unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem der Vorgängerbau zerstört wurde. 1938 wurde sie während der nationalsozialistischen Diktatur im Stil der Heimatschutzarchitektur umgestaltet und erweitert. Die Mühle wurde urkundlich im 13. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt, seit 1253 gehörte sie zum Patroklistift. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde auch der Große Teich als Wasserreservoir für die Mühle aufgestaut.
Rathaus
Das heute als Rathaus bekannte Barockgebäude, der Westflügel, entstand in einer Zeit, in der sich Soest seit Jahren deutlich im Niedergang befand, aber seine weitgehende Selbstständigkeit immer noch zu wahren vermochte. Die neunbogige Vorhalle des barocken Rathauses war früher an Kaufleute vermietet. Dahinter nimmt der repräsentative, zwei Etagen hohe „Blaue Saal“ einen großen Teil des Gebäudes ein. Er öffnet sich zum Innenhof mit großzügigen Einlässen. Der nördlich an den Westflügel anschließende „Rentkammerflügel“ entstammt wahrscheinlich noch dem 16. Jahrhundert. Der südliche, dem Patrokli-Dom gegenüberliegende Rathausflügel beherbergt heute den Ratssaal.
St. Patrokli
Der Dom St. Patrokli in Soest ist eine katholische Kirche von großer architekturgeschichtlicher Bedeutung. Er gilt als Inbegriff der Romanik in Westfalen. St. Patrokli war die Kirche des Kanonikerstiftes St. Patrokli, das im 10. Jahrhundert entstand und bis zur Aufhebung 1812 bestand. Aus machtpolitischen Gründen wurde Soest nicht Bischofssitz; es war aber der kirchliche Mittelpunkt der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, Das Herzogtum Westfalen war ein Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und gehörte bis 1803 zu Kurköln. Das Herzogtum lag im Süden der Westfälischen Bucht. Neben den fruchtbaren Ebenen der Soester Börde gehörte ein beträchtlicher Teil des Sauerlandes zum Herzogtum. Verfassungsrechtlich unterstand das Land zwar den Kölner Erzbischöfen und dem Kölner Domkapitel, in der Verfassungspraxis blieb es jedoch ein eigenständiges Territorium.
Nikolaikapelle
Die Nikolaikapelle in Soest in unmittelbarer Nähe des Patroklidomes hat aufgrund ihrer besonderen Bauform einen kunst- und baugeschichtlich hervorragenden Platz unter den Kapellenbauten Westfalens. Die Kapelle wurde um 1200 im Immunitätsbereich des St.-Patrokli-Stiftes errichtet und birgt bedeutsame Wand- und Tafelmalereien sowie Plastiken. Bemerkenswert ist die Altartafel aus der Schule des Malers Conrad von Soest, offenbar ein Frühwerk aus der Zeit um 1400. Dargestellt werden der hl. Nikolaus und die Jungfrauenlegende. Am 24. November 1852 gründete Adolph Kolping in der Nikolaikapelle den Gesellenverein zu Soest.
St. Petri
Die „Alde Kerke“ ist die älteste Pfarrkirche in Soest und eine der ältesten Kirchengründungen in Westfalen überhaupt. Bereits Ende des 8. Jahrhunderts wurde im Zusammenhang der Sachsenmission Karls des Großen an dieser Stelle ein Kirchbau errichtet. Die heutige Kirche wurde 1150 geweiht. Ihr ursprünglicher Charakter als romanische Basilika ist innen wie außen deutlich erkennbar. Im 13. Jahrhundert wurde ein großer gotischer Chor angefügt. 1709 bekam die Kirche nach einem Turmbrand die dreistöckige barocke Haube, die für sie heute kennzeichnend ist. Typisch für die Kirche ist, dass jede Zeit in ihr Spuren hinterlassen hat. Die alte Romanik des Westteils kontrastiert mit der Gotik des Chorraums und den geschwungenen Formen des Barock. Über die Grenzen von Soest hinaus ist die Petrikirche auch deshalb bekannt, weil von ihrem Turm aus an jedem Heiligabend das sogenannte Soester Gloria gesungen und gespielt wird.
Haus zur Rose
Das „Haus zur Rose“ ist auch als „Freiligrathhaus“ bekannt, denn der Dichter Ferdinand Freiligrath wirkte vom Juni 1825 bis Januar 1832 in diesem prächtigen Bürgerhaus in Fachwerkbauweise. Sehenswert.
Wegpunkte Altstadtrundgang Soest
WP01 N51°34.0957 E008°06.0778, Pilgrimhaus WP02 N51°33.9522 E008°06.4703, Kattenturm
WP03 N51°34.1784 E008°06.9857, Alt St. Thomae
WP04 N51°34.4216 E008°06.9381, Osthofentor
WP05 N51°34.4417 E008°06.6702, Hohnekirche
WP06 N51°34.5248 E008°06.4624, Wiesenkirche
WP07 N51°34.4964 E008°06.5167, Brauerei Christ
WP08 N51°34.4674 E008°06.2132, Mönchshof
WP09 N51°34.4415 E008°06.5239, Teichsmühle
WP10 N51°34.3245 E008°06.4357, Markt
WP11 N51°34.3072 E008°06.4060, Rathaus, St. Patrokli
WP12 N51°34.2931 E008°06.6188, Nikolaikapelle
WP13 N51°34.2638 E008°06.4456, St. Petri
WP14 N51°34.3128 E008°06.3584, Freiligrathhaus
Route Altstadtrundgang Soest (gpx) Fotos vom Altstadtrundgang Soest
Sehr geehrte Damen und Herrn,
ich bin in der Nähe von Soest aufgewachsen und war heute mal wiedr in der wunderschönen Stadt Soest. Eine Frage habe ich bishenoch nicht beantworten können. We war eigentlich Ulrich Jakobi? Hier wäre ich für eine Antwort sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhelm Kienz