Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 16
Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz An den Gärten, 51491 Overath (Navi-Eingabe N50°55’56″ E7°17’19″).
Tourbeschreibung
Start und Ziel der Rundwanderung ist der Kulturbahnhof Overath. Der Bergische Streifzug 16 bringt uns in die Gemarkung von Overath, etwa 25 km westlich von Köln. Hier verlief einst die Brüderstraße, ein Handels- und Pilgerweg, der das Rheinland mit dem Siegerland verband. Aber nicht nur Jakobspilger kommen seit alters her durch Overath. Seit über 300 Jahren kommen Pilger auch gezielt nach Overath, um am Festoktav in Marialinden, einem kleinen Ortsteil von Overath, teilzunehmen. Daher ist es naheliegend, dass eine Themenwanderung in Overath sich dem Pilgern widmet und die Wallfahrtskirche in Marialinden als Zielpunkt ansteuert. Los geht es allerdings ganz weltlich am Bahnhof in Overath. Ab hier geht es ein kurzes Stück durch die Aggerauen und dann über Weißenstein nach Marialinden, das schon auf der Mucher Hochfläche liegt. Auf der etwa zwei km langen Strecke ist jedoch erst einmal ein Anstieg von 90 auf 250 Meter über NN zu bewältigen. Auf diesem Anstieg passiert der Overather Pilgerweg die sieben Fußfälle, die auf einem Kreuzweg aus Lindlarer Grauwacke angelegt worden sind. Dabei begleiten acht Informationstafeln den Wanderer auf eine Zeitreise in das Jahr 1740, als eine große Epidemie in Overath dazu führte, den Kreuzweg nach Marialinden anzulegen. In einem großen Bogen führt der Pilgerweg von Marialinden nach einem kurzen Abstecher ins Tal der Kleinen Naaf vorbei am Landgasthaus Sonne bei Kirschbaum und durch die Weiler Schiefenthal und Wasser und ab hier entlang des Aggerufers wieder zurück nach Overath. Für die Route unmittelbar entlang der Agger ist jedoch Trittsicherheit und festes Schuhwerk erforderlich. Ansonsten bitte bereits in der Ortsmitte von Wasser links auf den breiten Wirtschaftsweg abbiegen, der am traditionsreichen Lölsberger Steg wieder auf den Overather Pilgerweg trifft. Der Lölsberger Steg ist und bleibt gesperrt, da er an zwei Stellen völlig durchgefault und damit nicht mehr verkehrssicher ist. So geht es also auf dem Wirtschaftsweg weiter bis zur modernen Aggerbrücke und zurück ins Overather Zentrum.
Wallfahrtsort Marialinden
Urkundlich erwähnt wird Marialinden zum ersten Mal 1515. Eine Legende besagt, dass in einer hohlen von ehemals sieben Linden ein Gnadenbild gefunden wurde. Nachdem es von dort entfernt wurde, war es am nächsten Tag auf wundersame Weise wieder in die hohle Linde zurückgekehrt. Daraufhin wurde an dieser Stelle ein Heiligenhaus erbaut. Der tatsächliche, historisch gesicherte Gründungsgrund der Kirche war jedoch ein anderer: An der Stelle der heutigen Sakristei entstand an der Wegkreuzung des Wegs von Bernsau über Höhe nach Meegen und der Brüderstraße, einem alten Handelsweg zwischen Köln und Siegen, eine Jagdkapelle der Grafen von Bernsau. Der „Bernsauer Jagdweg“ zeugt davon noch heute. Später siedelten sich Gasthäuser an. Die Wallfahrtskirche „St. Mariä Heimsuchung“ wurde im 16. Jahrhundert errichtet. Die dreischiffige gotische Hallenkirche besitzt drei Joche mit anschließendem Langchor. 1897/1898 wurde nach Plänen des Kölner Architekten Theodor Kremer das gotische Langhaus um ein Joch verlängert und ihm eine neugotische Zweiturmfassade im Westen vorgesetzt. Die Baukosten von 36.000 Mark wurden über eine Sammlung in der Gemeinde und durch Unterstützung des aus Marialinden stammende Kölner Domkapitular Ferdinand Stiefelhagen aufgebracht. Die Ausmalung erfolgte 1957 nach spätgotischen Resten im östlichen Mittelschiffsjoch. Äußeres Zeichen der Marienverehrung sind die aus dem Mittelalter stammenden Darstellungen der Pietà im rechten Seitenschiff der Kirche. Das hölzerne Wegekreuz an der Außenwand der Pfarrkirche wurde 1986 erneuert und stand ursprünglich in Falkemich. Über Jahrhunderte hinweg und bis heute blieb Marialinden ein Marienwallfahrtsort. Die Hauptstraße des Dorfes erhielt danach den Namen Pilgerstraße.
Overath
Bei seiner ersten Erwähnung um 1065 hieß der Ort „Achera“ (nach der Agger). Damals übertrug der Kölner Erzbischof Anno II. den Hofverband Achera mit allem Zubehör an die von ihm gegründete Abtei Siegburg, wodurch der Abt von Siegburg Grund- und Lehnsherr in Overath wurde. Anno hatte Overath vom Utrechter Bischof beziehungsweise von einem Grafen Konrad durch Tausch erworben. Im Jahre 1363 wird Overath an die Grafen von Berg übertragen und im Herzogtum Berg dem Amt Steinbach zugeordnet. Bereits um 1250 sind die Overather Honschaften Heiliger, Burg, Oderscheid, Miebach, Balken und Vilkerath bezeugt. Der älteste bekannte Reisebericht aus Overath stammt von 1591. Arnoldus Buchelius (1565–1641) berichtet in seinem Tagebuch u. a. über die Stationen einer Reise über die Brüderstraße, auf der er in Overath übernachtete: „Ich sah hier eine schöne mit Blei gedeckte Kirche, ein silberklares Flüsschen, in dem sehr viele Forellen waren, die Agger, ein mit schönen Bäumen umpflanztes Schloss im Besitz der Edlen zu Bernsau und ein wunderhübsches, süsses Mädchen, eine wahre Augenweide.“ Als der bergische Landesherr Johann Wilhelm, Herzog von Kleve, Berg und Jülich, Graf von der Mark und von Ravensberg (1592-1609) stirbt, kommt es zu einem Erbfolgestreit, in dem auch Overath zwischen die Fronten gerät. Sowohl der Kurfürst von Brandenburg, Johann Sigismund (1608-1619), als auch Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1609-1653) erheben Anspruch auf das bergische Erbe. Anfangs sind beide Lutheraner und einigen sich 1610 auf eine gemeinsame Regierung, weil sie fürchten, der Kaiser werde die herzoglichen Länder seinerseits beanspruchen und sie einem katholischen Fürsten unterstellen. Da die beiden Herrscher ihren Untertanen Bekenntnis- und Kultusfreiheit gewähren, erhält die Reformation im Bergischen starken Auftrieb. Das ruft den Kaiser auf den Plan, der einen eigenen Administrator entsendet. Diesem gelingt es zwar nicht, die Herrschaft zu übernehmen, Dann aber zerstreiten sich Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm. Letzterer heiratet 1613 eine bayerische Prinzessin und bekennt sich zum Katholizismus. Die Neuburger werden nun vom Kaiser und seinen spanischen Truppen unterstützt, die Brandenburger als Reformierte von den Niederlanden. Neben einem Krieg um das bergische Erbe entbrennt damit auch ein Glaubenskampf in dem Overath selbst gleichwohl dem „alten Glauben“ treu bleibt. Nachdem das Herzogtum Berg 1614 an das katholische Pfalz-Neuenburg gefallen ist, werden durch gegenreformatorische Attacken vor allem der Jesuiten zahlreiche protestantische Gemeinden im Bergischen wieder katholisch. 1617 werden die Lutheraner aus Refrath, Bensberg und Immekeppel vertrieben. Der bergische Erbfolgestreit findet erst mit dem Religionsvergleich von 1672 ein Ende. Die 1256 vom Kloster auf dem Siegburger Michaelsberg gegründete Overather Benediktiner-Probstei St. Cyriakus ist im Jülisch-Klevischen Erbfolgestreit zwischen 1609 und 1614 von kaiserfeindlichen Truppen zerstört worden. Auch wenn Overath im Krieg noch vergleichsweise glimpflich davon kam, lebten die Menschen damals doch ständig in Angst vor Plünderungen und litten oft genug Hunger und Not. Von den Folgen des Krieges erholte sich Overath nur langsam, zumal bis 1815 Truppendurchmärsche und Einquatierungen an der Tagesordnung blieben. Egal ob es die napoleonischen Truppen auf ihrem Zug nach Osten waren oder die kaiserlichen bei ihrem Gegenangriff auf die Revolutionstruppen – stets verlangten die Heere im Bergischen Unterkunft, Lebensmittel und Kontributionen. Auch zogen immer wieder sogenannte Werber durch das Land, die junge Männer als Soldaten verpflichteten. Ende des 18. Jahrhunderts formierte sich zwar gegen die französischen Truppen der Widerstand bergischer Bauern, viel ausrichten konnte er allerdings nicht. Nachdem 1806 der Landesherr Kurfürst Maximilian Joseph von Bayern das Bergische an Frankreich abgetreten hatte, griffen bis heute nachwirkende napoleonische Reformen. Neben der Zivilehe führte Napoleon im Bergischen auch ein Kataster und den Code Civile als verbindliche Rechtsnorm ein. Auch die Verwaltungsreform nach französischem Vorbild wirkt mit der damals durchgeführten Einführung von Mairien (Maire = Bürgermeister) bis heute nach. Ebenfalls eine napoleonische Neuerung war die Einführung der Schulpflicht, die im Bergischen 1798 in Kraft trat.
Wegpunkte des Overather Pilgerwegs
WP1 N50°55.9788 E007°17.3075, Kulturbahnhof Overath
WP2 N50°56.0486 E007°17.5788, zum Aggersteg, links abbiegen
WP3 N50°56.1028 E007°18.1860, erster von sieben Fußfällen
WP4 N50°55.9255 E007°19.3998, Wegezeiger in Marialinden
WP5 N50°55.8103 E007°19.2615, zum Naafbachtal, links abbiegen
WP6 N50°55.4608 E007°18.8590, Landgasthaus Sonne
WP7 N50°55.4976 E007°18.4145, Weiler Schiefenthal
WP8 N50°55.8274 E007°17.8488, Weiler Wasser
Route des Overather Pilgerwegs (gpx)
Fotos vom Overather Pilgerweg