Im Wiesental der Ennepe im Märkischen Sauerland liegt nordwestlich von Halver die Löher Mühle (Löhrmühle). Diese kleine Privatmühle wird erst seit 1810 als Löher Mühle bezeichnet. Davor wurde sie nach dem nahe gelegenen Oberhof Stieneichhofen die Eichhofer Mühle genannt. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Mühle 1566. Damals verpachtet das Hohe Stift von St. Gereon zu Köln als Grundeigentümer das Gut Eichhofen mitsamt der Mühle. Bei der Bedeutung Eichhofens als Fronhof einerseits und den hervorragenden Wasserverhältnissen andererseits kann aber als sicher angenommen werden, dass die Mühle bereits viele Jahre vorher bestanden hat.
1588 ging die Mühle aus dem geistlichen Eigentum in Adelsbesitz über: Das Gereonstift verkauft den Oberhof Eichhofen mit der Mühle und allen Unterhöfen an den Ordensritter von Edelkirchen. Dieser verkauft aber wenig später den Unterhof Löh mit der benachbarten Mühle an den Freiherrn von Holtzbrinck, dessen Familie zu jener Zeit noch in Altena, später aber im Wasserschloss Haus Rhade lebte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stand die Mühle jahrelang still, weil das Gebäude baufällig und die Technik defekt war.
So, wie sich die Mühle heute dem Betrachter darstellt, ist sie im wesentlichen ein Neubau aus dem Jahre 1805. Von den ursprünglich zwei Mahlgängen ist heute einer wieder restauriert und betriebsbereit. Da die Mühle aber seit Menschengedenken nur noch Roggenschrot für Schwarzbrot oder auch für Viehfutter gemahlen hat, fehlt das für die Herstellung feinerer Mehlsorten erforderliche Beutelwerk. Trotzdem ist das Bauwerk nach wie vor ein interessantes Beispiel altertümlicher Wasserkrafttechnik. Es ist wichtig, das die alten Mühlenanlagen voll in Betrieb bleiben, ansonsten verschlammen die Gräben und das Wasserrad fällt auseinander.
Kornkasten Löher Mühle
Nur wenige Meter vom Mühlengebäude entfernt befindet sich ein unter Denkmalschutz stehender Kornkasten.
Die Begriffe Haferkasten und Kornkasten sind je nach Region unterschiedlich, jedoch thematisch ähnlich. Ein Kornkasten ist zumeist ein solide gebautes, kleines Speichergebäude (‚Spieker‘), das im 15. bis 18. Jahrhundert zur Aufbewahrung von Getreide oder Saatgut diente. Diese Gebäude waren meist abseits von Bauernhäusern oder Gütern errichtet worden, um im Falle eines der häufigen Brände nicht auch noch die existentiell notwendigen Wintervorräte zu verlieren.
Derartige Kornkästen sind häufig im Märkischen Sauerland zu finden. Sie waren nicht für eine dauerhafte Lagerung von Getreide vorgesehen. Vielmehr wurde in ihnen der Kornzehnt der abgabenpflichtigen Höfe gesammelt, von dem die berechtigten Personen, also vornehmlich der Pfarrer, aber auch der Lehrer und der Küster zum festgesetzten Termin ihren Anteil abholen konnten. Über die Ein- und Ausgänge wurde genau Buch geführt. Auffällig an diesen kleinen Baukörpern ist eine konstruktive und auch größenmäßige Ähnlichkeit zu den Bauten der Wikingerzeit und zu den norwegischen Stabbauten des 11. Jahrhunderts.