Durch Hauberge über Martinshardt und Kindelsberg
Der 16 km lange Rundwanderweg verläuft auf der Südostseite des Kindelsberges. Der Parkplatz der Bernhard-Weiss-Klinik (GPS N50°58.1384 E008°02.1016) bildet zwar formal den Ausgangspunkt der Tour, aber ein Einstieg in den Themenwanderweg ist auch von anderen exponierten Stellen, an denen entsprechende Stationstafeln aufgestellt sind, möglich.
Über den Bussardweg führt der Kindelsbergpfad oberhalb Kredenbachs vorbei entlang des Flurstücks „Am Weinberg“ und weiter in das Naturschutzgebiet „Loher Tal“. Von dort geht es durch einen versteckt liegenden Steinbruch und entlang einer wallähnlichen Aufschüttung bis zur denkmalgeschützten ehemaligen „Grube Brüche“. Auf verschlungenen Haubergspfaden vorbei an den „Müsener Kampen“ gelangt man dann zum „Waldpark Brombach“. Durch einen hohen Fichtenbestand führt der Weg weiter bis zum Grubengelände „Wilder Mann“. Auf schmalsten Pfaden geht es durch die „Müsener Klippen (Pingenfeld Stahlberger Stock)“, einer gleichermaßen anspruchsvollen wie historisch interessanten Passage des Themenwanderwegs. Weiter Höhe gewinnend, erklimmt man die „Martinshardt“ (616 Meter über NN) mit der Möglichkeit, sich unter dem Gipfelkreuz in das Bergbuch eintragen zu können. Gönnt der abwärts führende „Rippenweg“ auch eine kleine Erholung, so geht es den „Birkhahn“ wieder hinauf zum Parkplatz Kindelsberg.
Von dort sind es nur noch etwa 10 Minuten hoch zum bewirtschafteten Aussichtsturm (montags Ruhetag!) mit eindrucksvollen Fernsichten in alle Richtungen. Hoffentlich gut gestärkt und erholt geht es zurück über den SGV-Waldschadenspfad zu den Hütten „Waldesruh“. Talwärts vorbei an den Zeugen des eindrucksvollen Siegerländer Bergbaus, den früheren Gruben „Strumpf“, „Glücksanfang“, „Junger Mann“ und „Kuhlenberg“, erreicht man die „Martinshütte“ und das verfallene Stollenmundloch der Grube „Friedrichshoffnung“. Einen zum Teil begehbaren Stollen weist noch die Grube „Theodora“ auf. An der Quelle Jungbrunnen sowie der „Steinbruchhütte“ vorbei geht es oberhalb des Zitzenbachstals (mit Naturfreibad) über Felder und Wiesen am Waldrand entlang zurück zum Ausgangspunkt der Tour.
Die Rundtour dauert etwa 5½ Stunden und erfordert an einigen Stellen etwas Trittsicherheit; gutes Schuhwerk ist daher empfehlenswert. Je nach Witterung (Sie sind im Siegerland!) an Regenschutz denken.
Kindelsbergpfad (Google-Earth-Datei) (ohne Varianten 1 und 2)
Stationstafeln
Am Kindelsbergpfad sind 24 Stationstafeln (schwarze Nummer auf weißem Grund) angebracht, die sich entweder an geeigneten Bäumen, Info-Tafeln oder Markierungspfosten befinden. Sie sollen die Aufmerksamkeit des Wanderers auf Besonderheiten entlang der Route lenken.
Station 1 – Am Weinberg N50°58.2319 E008°02.4398
Ungewöhnlich und bemerkenswert ist der Flurname „Unterm Weinberg“ bzw. der heutige Straßenname „Am Weinberg“. Er könnte an das zwischen 800 und 1300 gegenüber heute viel mildere Klima erinnern, als man auch in den rauhen Mittelgebirgen Wein – vor allem Messwein – anbauen konnte. Ein Weinberg wird noch im Inventarverzeichnis des Hauses Lohe von 1690 verzeichnet, obwohl in jener Zeit mit Sicherheit kein regelmäßiger Weinbau mehr möglich war.
Station 2 – Loher Weiher N50°58.2989 E008°02.6208
Der Loher Weiher war das unterste Becken einer Weihertreppe, deren Wasserkraft zum Betreiben der Loher Hütte diente. Hier wurde Eisenerz verarbeitet. Die Ruinen der Loher Hütte finden wir südlich des Ausgangspunktes unterhalb der als Naturdenkmal ausgewiesenenen Eiche. Die Hütte war zwischen dem 15. Jahrhundert und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ununterbrochen im Betrieb.
Station 3 – Steinbruch Am Witschenberg N50°58.6544 E008°02.3213
Es wird vermutet, dass der Gesteinsabbau für die Errichtung von Gebäuden des Industriekomplexes Lohe durchgeführt wurde.
Station 4 – Grube Brüche N50°58.8161 E008°01.9519
Die „Grube Brüche“ gehört ebenso wie die „Grube Theodora“ zu den wichtigsten denkmalgeschützen montanhistorischen Bauten in Kreuztal. Der Betrieb lief von 1722 bis 1891. Markanteste Denkmale der Grube sind die drei übereinander liegenden Stollenmundlöcher, darunter das liebevoll restaurierte des „Tiefen Stollens“ sowie die großen Brücher Pingen-Einfälle auf der Martinshardt. Die ursprünglich 40 Meter tiefen Tagebaue wurden 1964 zugesprengt.
Station 5 – Waldpark Brombach N50°59.1854 E008°02.1221
Der in einer Senke gelegene „Waldpark Brombach“ weist einen Naturspringbrunnen nebst einigen Ruhebänken auf. Unweit von ihm befindet sich weiter höher gelegen das Schützenheim Müsen.
Station 6 – Feldmanns Tannen N50°59.2420 E008°02.0840
Hier hat man eine schöne Sicht auf Müsen, den Rothaarkamm mit Ginsburg und die Oberste Henn (161 Meter hoher Sendeturm am Ederkopf).
Station 7 – Wilder Mann N50°59.3955 E008°01.6641
Der „Wildemänner Erbstollen“ war von Anfang an als Wasserlösungsstollen konzipiert worden. Außer der Wasserableitung brachte er auch betriebliche Verbesserungen: er reduzierte die Transport- und Wegekosten, rationalisierte die Förderung der Hauptabbaustellen und ermöglichte die notwendige Konzentration der meisten zentralen Einrichtungen wie Aufbereitung, Weiterverarbeitung und Abtransport der Erze in Müsen. Der „Wildemänner Erbstollen“ ist heute Ausgangspunkt des Grubenlehrpfads des Altenberg- und Stahlbergvereins.
Station 8 – Grube Stahlberg N50°59.6124 E008°01.5069
Der wichtigste Erzgang der „Grube Stahlberg“ war der „Stahlberger Stock“, ein mächtiges Spateisenlager, an dessen Ausbiss der Müsener Bergbau begann. Zusammen mit den Nebengesteinschlüssen bildete er eine 12 bis 55 Meter mächtige und 200 Meter lange Eisensteinmasse von vielleicht einer Million Tonnen Gewicht. Das Nebengestein bestand aus Grauwacken, Sand- und Tonschiefer. Jahrhundertelang war der Stahlberg Arbeitsplatz nicht nur für viele Müsener, Ferndorfer, Kredenbacher und Kreuztaler Knappen, die täglich zweimal über die alten Bergmannspfade der Martinshardt wanderten oder in die Erbstollen einfuhren. Als zeitweise größte Grube der Region beschäftigte er auch Generationen von Handwerkern und Fuhrleuten. Er versorgte die Hütten des nördlichen Siegerlandes mit Roheisen, Blei, Zink, Kupfer und Silber und gab so auch den Hammerschmieden, Köhlern und Haubergsleuten Brot.
Station 9 – Martinshardt N50°59.2313 E008°01.2735, 616 m
Die Bergkuppe der Martinshardt mit einer Höhe von 616 Metern über NN zwischen Ferndorf und Müsen ist Teil des ehemaligen Müsener Bergbaureviers. Als das vermutlich älteste Zeugnis des Bergbaus auf der Martinshardt findet man heute noch oberhalb der Martinshütte bei Ferndorf deutlich sichtbar das Pingenfeld „Abraham“. An der Bank ist eine wasserdichte Hülle angebracht. In dieser befindet sich das Gipfelbuch, in dem man sich verewigen kann (wenn denn noch Seiten frei sind).
Station 10 – Parkplatz Kindelsberg N50°59.5226 E008°00.3928
Anbindung an den Waldschadenspfad des Sauerländer Gebirgsvereins (SGV).
Station 11 – Kindelsbergturm N50°59.3978 E008°00.2192, 618 m
Der Kindelsbergturm auf 618 Meter Höhe über NN mit seinen eindrucksvollen Fernblicken bildet den Höhepunkt des Themenwanderweges der Stadt Kreuztal. Die Initiative für den Bau eines Aussichtsturmes auf dem Kindelsberg ging von der SGV-Abteilung Krombach im Jahre 1896 aus. Die Grundsteinlegung für den 22 Meter hohen Turm erfolgte dann am Himmelfahrtstag des Jahres 1905. Bereits zwei Jahre später, am 26. Mai 1907 erfolgte die Einweihung des Turmes, der fortan das Wahrzeichen Kreuztals bilden sollte. Von der Aussichtsplattform in 20 Meter Höhe kann man bei gutem Wetter mit dem Fernglas bis zum 60 km entfernten Siebengebirge bei Bonn sehen. Den Kindelsberg umgibt eine historische Wallanlage aus der Keltenzeit.
Station 12 – Waldesruh N50°59.4062 E008°00.5196
Bei den Waldesruh-Hütten auf der Ferndorfer Seite des Kindelsberges befindet sich das zur Silberart gehörende kleine Bergwerk „Gottessegen“, das die Silberarter Gänge von Süden erschließen sollte und nach relativ kurzer Betriebszeit geschlossen wurde, da abbauwürdige Erze wider Erwarten nicht gefunden wurden. Heute ist der Stollen bis über die Firste angestaut und dient der Wasserversorgung des Kindelberg-Restaurants.
Station 13 – Wilhelmsruh N50°59.5100 E008°00.8677
Die „Wilhelmsruh“ erinnert an den Wegebau durch den Reichsarbeitsdienst. Der Rastplatz wurde von diesem angelegt und nach dem Hilchenbacher Fabrikanten Wilhelm Münker benannt.
Station 14 – Grube Strumpf N50°59.4373 E008°01.0699
Die „Grube Strumpf“ ist zwar eine der ältesten des Müsener Reviers, hat aber bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine eher unbedeutende Rolle gespielt. Abgebaut wurden Bleiglanz und Zinkblende, Eisenerz und Nickel. Der Name ist vielleicht auf die abgewinkelte fußähnliche Linienführung des Stollens zurückzuführen. Der 190 Meter lange Tagesstollen ist verfallen.
Station 15 – Grube Glücksanfang N50°59.3965 E008°01.0579
Im oberen Stollen der „Grube Glücksanfang“ wurden ab 1722 neben Eisen vor allem Blei-, Kupfer- und Zinkerze in zwei 1 Meter mächtigen und 80 Meter langen Gängen abgebaut. Bereits vor der Mitte des 19. Jahrhunderts consolodierte die „Grube Glücksanfang“ mit der „Grube Junger Mann“, dessen Namen sie auch annahm.
Station 16 – Glücksanfanger Rötsche N50°59.3394 E008°01.0345
Auffällig ist die Heidelandschaft der Glücksanfanger „Rötsche“ (Schotterfläche) vor dem oberen Stollen, auf der sich die große Abraumhalde befand. Nicht nur taubes, also erzfreies Gestein wurde hier abgelagert sondern auch große Mengen Mischmaterial, dessen Trennung sich nicht lohnte oder nicht möglich war. Nicht nur die Glücksanfanger, sondern fast alle Bergwerkshalden der Umgebung wurden 1916-18 abgetragen, um die restlichen Metallerze in der Aufbereitungsanlage (Flotation) der „Grube Viktoria“ bei Littfeld zu gewinnen.
Station 17 – Grube Junger Mann N50°59.3089 E008°01.0058
Südlich der Glückanfanger Stollen setzt der Erzgang der „Grube Junger Mann“ an. Mit 1 bis 3 Meter Mächtigkeit war er neben dem Kuhlenberg das bedeutendste auf Ferndorfer Gebiet abgebaute Vorkommen von Bleiglanz, Zinkblende, Braun- und Spateisenstein. Durch den Jungemänner Tagesstollen, dessen Mundloch nahe dem oberen Glücksanfanger Stollen liegt, wurde schon vor 1722 gefördert. Um 1900, als sich der Abbau schon weit in die Tiefe verlagert hatte, fuhr der letzte Bergmann von der Ferndorfer Seite aus ein.
Station 18 – Grube Sonnenberg N50°59.2011 E008°00.8820
Bereits vor 1750 wurde der Bergbau „auf dem Sonnenberg“ von Pingen aus und unter Tage durch drei Stollen betrieben. Der teilweise bis zu 3 Meter mächtige Gang lieferte neben den üblichen Erzvorkommen auch relativ viel Silber. Der obere Sonnenberger Stollen setzt etwa 50 Meter nördlich des oberen Endes der ehemaligen Halde („Rötsche“) an. Der ehemalige Tagebau ist heute von Fichtenwald überwachsen. Die Sonnenberger „Rötsche“ diente in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts den Ferndorfer Jugendlichen als Skipiste.
Station 19 – Grube Kuhlenberg N50°59.1406 E008°00.8586
In der „Grube Kuhlenberg“ wurden seit 1529 in Pingen und Schürflöchern (Kuhlen) im Tagebau schon Erze abgebaut. Die beiden oberen Kuhlenberger Stollen setzen am oberen Ende der großen Sonnenberger „Rötsche“ an. Sie erschlossen ein von 0,5 bis 1,25 Meter mächtiges Spateisen-, Zinkblende-, Bleiglanz- und Fahlerzvorkommen von etwa 100 Meter Länge.
Station 20 – Martinshütte N50°58.9850 E008°00.9346
Die Martinshütte wurde auf der Abraumhalde der „Grube Friedrichshoffnung“ erbaut. Der an der Martinshütte befindliche kurze Stollen war ein Suchbetrieb, der vermutlich die Fortsetzung der St.-Jakobs-Kluft unterhalb des Grubenfelses Abraham erkunden sollte. er wurde jedoch schon im 19. Jahrhundert wegen der großen Wasserzutritte abgeworfen und liefert heute das Wasser für die Martinshütte.
Station 21 – Grube und Hütte Theodora N50°58.7806 E008°01.0066
Eine der kleinen Gruben an der Martinshardt, die von einer selbständigen Gewerkschaft betrieben wurde, war der „Stollen Theodora“ im Zitzenbachtal bei Ferndorf. Nach acht Jahren mühevoller Arbeit, in denen man vergeblich nach Erz Ausschau hielt, wurde der Stollen aufgegeben. „66 Meter Strecken von 2 Meter Höhe und 1,20 Meter Breite hatte man vergebens aufgefahren und fast 600 Kubikmeter Fels zu Tage gefördert. Die „Grube Theodora“ ist heute neben dem Stahlberger Erbstollen die einzige noch zugängliche Grube des Müsener Reviers.
Station 22 – Jungbrunnen N50°58.5658 E008°01.3027
Der Bereich um die Quelle „Jungbrunnen“ wurde vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) renaturiert
Station 23 – Naturfreibad Zitzenbach N50°58.3749 E008°01.3778
An dem unterhalb der Wanderstrecke parallel verlaufenden Weg liegt das inzwischen 80 Jahre alte „Naturfreibad Zitzenbach“, das in der örtlichen Bevölkerung weit über Ferndorf hinaus Kultstatus genießt und bei sommerlichen Temperaturen zur Erfrischung förmlich einlädt. Im Zitzenbachtal wurden bei Ausgrabungen neben einer Steinaxt –1500 bis 2000 v. Chr. – auch Schlackenreste von Verhüttungen aus der Latenèzeit gefunden. Verhüttung setzt bekanntlich den Erzbergbau voraus.
Station 24 – Steinbruch Friedrichssegen N50°58.3453 E008°01.5022
Im Steinbruch „Friedrichsegen“ wurden in der Vorzeit die Herdsteine für die Hütten und Schmieden gebrochen, später auch für die Grundmauern der Ferndorfer Häuser. Die im Steinbruch befindliche Hütte wurde 1908 errichtet.