Das mittelalterliche York
Für die meisten Besucher Nordenglands ist York ein Muss. Die herausragenden Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale, genannt Minster, und das National Railway Museum. Innerhalb des mächtigen Befestigungsrings finden sich darüber hinaus im vom Mittelalter geprägten Stadtzentrum eine hohe Anzahl historischer Gebäude.
Wenn man nur eine einzige nordenglische Stadt besucht, dann sollte die Wahl auf York fallen. Bis in die Neuzeit zweite Stadt im Lande nach London, war York schon zur Römerzeit unter dem Namen Eboracum bedeutend. Ausgrabungen unter der Kathedrale legten Reste eines Legionenlagers frei. Dreimal wurde dieses abgebrannt und wieder aufgebaut, vermutlich in Zusammenhang mit Machtkämpfen innerhalb des Reichs, bevor die Legionen Anfang des 5. Jahrhunderts endgültig von der Insel abzogen.
Später wurde die Stadt unter den Angelsachsen Hauptstadt des Königreichs Deira und schließlich der Grafschaft Northumbria. Das Christentum wurde im 7. Jahrhundert durch Paulinus von York in die Gegend gebracht, begünstigt durch den Übertritt von König Edwin (616–633). Der Standort der ersten Kirche ist allerdings bis heute nicht gesichert. In der Folgezeit wurde York ein Zentrum der Lehre. Im Jahre 866 n. Chr. wurde York durch das Große Heidnische Heer erobert.
Im Jahre 876 siedelten sich die Skandinavier dann ständig in der Gegend an. Skandinavische Könige regierten die Gegend, die sie Königreich Jorvik nannten, etwa ein Jahrhundert lang bis zum Jahre 954. In diesem Jahr wurde der letzte skandinavische König Eric Blutaxt vertrieben, und sein Königreich verschmolz mit dem angelsächsischen Reich. Nach der Invasion der Normannen im Jahre 1066 wurde der Norden durch Wilhelm den Eroberer nach einigen regionalen Revolten völlig verwüstet. Innerhalb der Stadt wurde an jedem Ufer der Ouse eine Burg errichtet. York stieg zum Zentrum der Grafschaft Yorkshire auf, wurde Sitz des Erzbischofs und später im 13. und 14. Jahrhundert sogar Ausweichsitz der königlichen Verwaltung. Zu dieser Zeit war es ein bedeutendes Handelszentrum. Mehrere kirchliche Gebäude wurden errichtet, wie St. Mary’s Abtei und das Holy Trinity Kloster.
Da York königlicher Besitz war, gab es auch eine starke jüdische Gemeinde, die unter dem Schutz des Sheriffs stand. Bei einem Pogrom am 16. März 1190 gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt flohen die Juden in den Clifford’s Tower, der unter dem Schutz des Sheriffs stand. Die Burg wurde jedoch in Brand gesetzt und die Juden getötet. Offenbar waren die Unruhen von mehreren einflussreichen örtlichen Schuldnern der jüdischen Geldverleiher initiiert worden, oder zumindest unternahmen diese nichts, um sie zu verhindern. In der Folgezeit kam es zu weiteren Ausschreitungen und Angriffen auf die jüdische Bevölkerung in Britannien.
Das späte 14. Jahrhundert und frühe 15. Jahrhundert war von städtischem Reichtum geprägt. Im Laufe des 15. Jahrhunderts ging der Reichtum und die Wichtigkeit der Stadt jedoch zurück. Die Bautätigkeit in der Stadt stagnierte und nur wenige Gebäude wurden gebaut. Nach der Fertigstellung des Münsters im Jahre 1472 wurde nur noch das King’s Manor errichtet, in dem von 1537 bis 1641 der Rat des Nordens (eine Art Parlament für das nördliche England) tagte und die Kirche St. Michael de Belfrey wurde wiederaufgebaut.
Das im Stadtzentrum befindliche York Minster ist die zweitgrößte gotische Kathedrale im nördlichen Teil Europas. Die Stadt ist von mittelalterlichen Mauerbauten umringt; sie stellen heute eine bekannte Attraktion dar. Die gesamte Umrandung der Stadt ist etwa fünf Kilometer lang, inklusive eines Teilstücks an welchem nie eine Mauer stand. Hier existierte einst ein dem York Castle zugehöriger Burggraben, welcher durch das Aufstauen des Foss’ eine unüberwindbare Barriere für Feinde darstellte.
Eine Besonderheit Yorks sind die sogenannten, aus dem Spätmittelalter stammenden Snickelways. Es sind enge Gassen, die größtenteils von den früheren Marktplätzen der Stadt ausgehen. Eine von ihnen, die sogenannten Shambles, ist eine in ihrem mittelalterlichen Aussehen erhaltene Straße mit kleinen Läden und heute eine Touristenattraktion. Die Häuser haben teilweise überhängende erste Etagen und Dachgeschosse. Dies ist auch der Grund, warum auf manchen Postkarten auch von „Dark Streets of York“ gesprochen wird, da durch die Überbauten nahezu niemals ein Sonnenstrahl die Straße trifft. Diese Überbauten entstanden, weil sich die Steuer des Hauses aufgrund der verbauten Grundfläche berechnete. Ursprünglich handelte es sich um die Straße, in der die Metzger ihre Läden hatten. Heutzutage sind die Shambles ein Touristenviertel mit Cafés, Restaurants und Läden.
Die Yorkshire-Legende Betty’s Café Tea Rooms
Das Art Déco-Café macht den Nachmittag zu einem hohen Genuss. Das Ambiente, dessen Einrichtung vom Kreuzfahrtschiff ›Queen Mary‹ inspiriert wurde, die Qualität und die großen Portionen rechtfertigen die überdurchschnittlich hohen Preise, von denen sich die Touristen aber auch nicht abschrecken lassen, wie man an der langen Warteschlange vor dem Eingang sieht. Das Mutterhaus der Firma wurde 1919 in Harrogate von einem Schweizer Konditor eröffnet, der laut Familienlegende nur deshalb den Weg nach Yorkshire fand, weil er nach seiner Ankunft in London die Erklärungen des Bahnhofpersonals nicht verstand. Yorkshire lobt das Missgeschick, Londoner bedauern den Verfall der traditionellen Teatime-Kultur in der Hauptstadt und kehren nach einem Aufenthalt in Yorkshire beeindruckt nach Südengland zurück.