Das Wildenburger Land ist eine westlich von Siegen gelegene historische Landschaft im äußersten Norden von Rheinland-Pfalz. Der Begriff Wildenburger Land geht auf die ehemalige Freie Reichsherrschaft Wildenburg zurück. Die von den Herren von Arenberg abstammenden Herren von Wildenburg, deren Sitz die Wildenburg war, starben im Jahre 1418 aus. Daraufhin gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft über eine Erbtochter an die Grafen von Hatzfeld. 1806 fiel Wildenburg an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen. Innerhalb Preußens bildete Wildenburg, zusammen mit dem vormaligen kurkölnischen Amt Schönstein, die Standesherrschaft Wildenburg-Schönstein.
Schloss Crottorf
Das Schloss Crottorf, gelegentlich auch Schloss Krottorf geschrieben, ist ein Wasserschloss im Wildenburger Land zwei Kilometer westlich von Friesenhagen. Es steht im Tal der Wisser auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Wasserburg, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich genannt wurde.
Der Name Crottorf ist mit dem Ritter Ludwig dem Schwarzen von Crottorf, einem Lehnsmann der Edelherren von Wildenburg, seit 1261 urkundlich belegt, jedoch wird eine gleichnamige Anlage erst 1326 erwähnt. Zu jener Zeit war sie ein Lehen der Grafen von Sayn und im Besitz der Brüder Johann und Arnold von Selbach. Die von Selbachs schafften es, ihren Wohnsitz aus der Lehnsabhängigkeit zu lösen und zu ihrem Allod zu machen. Gelegenheit dazu bot ihnen der kinderlose Tod Hermanns von Wildenburg im Jahr 1418. Dessen Schwester Jutta, die mit dem Ritter Johann von Hatzfeld verheiratet war, wollte für ihren noch unmündigen Sohn Godhard das Erbe antreten, musste ihren Anspruch jedoch gegen die Grafen von Sayn behaupten, welche die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg als erledigtes Mannlehen einziehen wollten.
Schloss Crottorf ist eine zweiteilige Anlage, die aus einem Hochschloss und einer Vorburg besteht. Die beiden Gebäudekomplexe befinden sich auf zwei durch eine mehrbogige Brücke miteinander verbundenen Inseln, die von einem inneren Schlossgraben umgeben sind. Außerhalb dieses Wassergraben befindet sich an allen vier Seiten eine Rasenterrasse, die früher einmal der Burgwall war. Dort findet sich auf der östlichen Längsseite ein zweigeschossiger Pavillonturm, das einzige erhaltene Relikt des ehemaligen barocken Gartenparterres.
Eine siebenbogige Steinbrücke führt im Süden über den Schlossteich zum wuchtigen Torbau der Anlage. Die Bogenbrücke überspannt jedoch nicht die gesamte Wasserbreite, sodass ein letztes, kleines Stück von einer heruntergelassenen hölzernen Zugbrücke überwunden wird. Der quadratische Torturm besitzt drei Geschosse, die von einem achtseitigen, abknickenden Helm bedeckt sind. Dieser wurde nach einem Brand 1909 wiederhergestellt und besitzt eine geschlossene Laterne mit Uhr als oberen Abschluss. Eiserne Maueranker an der Außenseite des Turms datieren ihn in das Jahr 1685, womit er das jüngste Gebäude der Schlossanlage ist. Über der rundbogigen Einfahrt mit einer von Spundquadern umgebenen Zugbrückenblende prangt in Stein das Wappen der Familie von Hatzfeld.
Über eine weitere steinerne Bogenbrücke über den inneren Schlossgraben erreicht der Besucher die Rundbogeneinfahrt im eingeschossigen Südflügel der Vorburg, deren drei Flügel heute Wohnungen und Garagen beherbergen. Die Hufeisenform ist nach Norden zur Kernburg geöffnet und besitzt an den beiden südlichen Ecken zwei niedrige Rundtürme zur Verteidigung des Zugangs. Die Türme sind von achtseitigen, nahezu kegelförmigen Helmen bedeckt, deren Wetterfahnen die Jahreszahlen 1671 und 1678 zeigen. West- und Ostflügel der Vorburg sind im Gegensatz zum Südflügel zweigeschossig und besitzen jeweils ein Obergeschoss aus Fachwerk. Das erste Geschoss des Osttrakts stammt noch aus dem 15. Jahrhundert und ist mit zwei Fachwerkerkern aus der Zeit um 1675 ausgestattet. An einem von ihnen ist eine Sonnenuhr aus dem 18. Jahrhundert montiert. Die Nordseite des Vorburghofs ist von einer niedrigen Mauer begrenzt.
Die dreiflügelige Hauptburg stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ihre zwei Geschosse aus Bruchsteinmauerwerk erheben sich auf einem hohen Kellergeschoss mit Schießscharten und werden von Mansarddächern abgeschlossen. Die vier Ecken des Gebäudes markieren wuchtige, dreigeschossige Ecktürme. Ihre polygonalen, schiefergedeckten Welschen Hauben werden von geschlossenen achtseitigen Laternen bekrönt. Die zwei Geschosse der beiden südlichen Türme werden durch einen Rundbogenfries gut sichtbar voneinander abgegrenzt. Der Fries setzt sich an der Außenseite des Südflügels fort und gibt ihm dadurch eine horizontale Gliederung.
Dort findet sich auch das rundbogige Portal der Kernburg, das seine heutige, dem Tor der Vorburg nachempfundene, Gestalt bei einer durchgreifenden Renovierung in den 1920er Jahren erhielt. Ihr gegenüber liegt der zur gleichen Zeit neu geschaffene Haupteingang der Kernburg. Hofseitig besitzt der Südflügel im Erdgeschoss eine flachbogige Arkade im Stil der Renaissance. Mittig darüber findet sich ein mit Löwenköpfen verzierter Konsolstein, der früher einen Erker trug. Die hofseitigen Fassaden aller Flügel zeigen rechteckige Zwillingsfenster mit Basalt- und Sandsteingewänden. Auffälligstes Merkmal des Nordostflügels ist sein von einer breiten Sandsteinblende eingefasster Rundbogeneingang, zu dem eine 1927 neu angelegte Treppe hinaufführt.
Katholische Pfarrkirche St. Sebastian in Friesenhagen
In Friesenhagen im Herzen des Wildenburger Landes gelegen, bildet die Katholische Pfarrkirche St. Sebastian sowohl den Mittelpunkt als gleichzeitig auch das Wahrzeichen des Ortes. Sie gilt als Kleinod kirchlicher Baukunst und tatsächlich bieten sich dem Besucher einzigartige Bau- und Kunstschätze. Über die genaue Entstehung der Kirche herrscht Unklarheit. Im Jahre 1131 wird sie das erste Mal urkundlich erwähnt, was bedeutet, dass sie damals schon existierte. Im spätromanischen Stil erbaut, sind heute von der einst dreischiffigen Kirche als älteste Teile nur noch der Triumphbogen sowie der Glockenturm aus der Bauzeit erhalten. Der wuchtige Glockenturm wurde 1751 erhöht und hat als Symbol in das Wappen von Friesenhagen Einzug gehalten. In der Grafenkammer hängen Totentafeln von Mitgliedern der Familie von Hatzfeldt, eines edelfreien Geschlechts mit Besitzungen im Wildenburger Land. Im hinteren Bereich der Kirche kann man das älteste Kunstwerk bewundern: einen achteckigen Taufstein aus den Anfangsjahren des 13. Jahrhunderts.