Die Wartburgstadt Eisenach
Eisenach liegt an der Hörsel am Nordrand des Thüringer Waldes im Westen Thüringens und ist eine der sogenannten Lutherstädte. Bekanntheit erlangte Eisenach durch die über der Stadt gelegene Wartburg, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und im Mittelalter Sitz der Landgrafen von Thüringen war. Hier übersetzte Martin Luther das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche und 1817 fand hier das Wartburgfest statt, eines der wichtigsten Ereignisse des Vormärz. Zudem wurde der Komponist Johann Sebastian Bach 1685 in Eisenach geboren.
Nikolaitor und Nikolaikirche
Das Nikolaitor wurde ursprünglich als Torturm errichtet an den sich beiderseits die Stadtmauer mit Wehrgängen anschloss. Um 1307 wurde bei den drei Haupttoren Georgentor, Marientor und Nikolaitor jeweils etwa 50 Meter vor der Wehrmauer ein äußeres Tor vorgesetzt. Der Name Zwinger für diesen Abschnitt hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Durch das Vortor war es möglich den Zugang in die Stadt noch sicherer zu gestalten. Um 1815 wurde die Stadtbefestigung Eisenachs Zug um Zug beseitigt, der Nikolai-Torturm blieb auf Wunsch der Bevölkerung erhalten. Aus verkehrstechnischen Gründen musste jedoch 1888 nördlich neben dem Turm eine breite Durchfahrt geschaffen werden, man gestaltete diese in der Form eines zinnengeschmückten Torbogens. Der dabei verwendete Schlussstein zeigt das im Stadtwappen verwendete Kreuz. Das Ensemble von Nikolaitor, Nikolaikirche und Lutherdenkmal ist neben der Wartburg eines der Wahrzeichen Eisenachs.
Das Lutherdenkmal
Das Eisenacher Lutherdenkmal, ein überlebensgroßes Standbild aus Bronze auf einem rotfarbigen profilierten steinernen Sockel, stammt von dem Bildhauer Adolf von Donndorf. Die vier bronzenen Reliefs des Sockels zeigen Szenen mit lokalem Bezug aus dem Leben Martin Luthers: Auf der Westseite wurde Luther als Knabe und Kurrendesänger dargestellt, ihm gegenüber neigt sich Frau Cotta Luther zu. Die Tafel auf der Südseite zeigt die Lutherstube auf der Wartburg, Luther sitzt am Tisch und arbeitet konzentriert an der Übersetzung der Bibel; Bücher füllen jeden Platz in seiner Stube. Die östliche Tafel zeigt den Junker Jörg – für den man Luther ausgab – als Jäger gekleidet, jedoch in nachdenklicher, meditierender Haltung. Eine Gewohnheit die seiner mönchischen Ausbildung entsprach. Die vierte Tafel, auf der Nordseite verdeutlicht Luthers Lebensmaxime: Ein feste Burg ist unser Gott, der Anfang seines bekannten Kirchenliedes. Das eigentliche Denkmal zeigt Luther mit einem Talar bekleidet, er hält die Bibel in den Händen.
Das Lutherhaus
Das Lutherhaus ist eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser Eisenachs. Es war lange Zeit im Besitz der Familie Cotta. Nach einer alten Überlieferung soll Martin Luther während seiner Eisenacher Schulzeit (1498 bis 1501) in diesem Haus gewohnt haben. Seit 1898 befand sich hier der „Lutherkeller“, eine altdeutsche Gaststätte; die beiden Lutherstübchen konnten schon damals besichtigt werden. Nach Beseitigung der Bombenschäden des 2. Weltkrieges eröffnete die Thüringer Landeskirche 1956 in diesem Haus eine Luthergedenkstätte. In den Ausstellungsräumen soll den Besuchern Werdegang und Werk des großen deutschen Kirchenreformers verständlich gemacht werden. Schwerpunkte stellen dabei Luthers Bibelübersetzung sowie sein Einfluß auf Bildung und Erziehung des deutschen Volkes dar. Im Obergeschoß des Hause ist die Ausstellung des Evangelischen Pfarrhausarchivs zu sehen. Hier wird die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für Wissenschaft und Kultur anhand von ausgewählten biografischen Beispielen veranschaulicht.
Die Georgenkirche
Die Pfarrkirche St. Georgen ist die Hauptkirche im Zentrum von Eisenach. Sie wurde um 1180 erbaut. 1221 ließ sich hier Landgraf Ludwig IV. mit der ungarischen Königstochter Elisabeth trauen – die Landgräfin, die später zur Heiligen Elisabeth wurde. Hier predigte Martin Luther in der Zeit der Reformation, wodurch die Georgenkirche zu einem der ältesten protestantischen Gotteshäuser überhaupt wurde. Am 23. März 1685 wurde Johann Sebastian Bach in der Georgenkirche getauft. Zwischen 1898 und 1902 erhielt die Stadtkirche ihre heutige äußere Gestalt mit hohen Turm.
Der Georgsbrunnen
Der Georgsbrunnen – auch „Gülden-Manns-Brunnen“ – ist ein 1549 errichteter Laufbrunnen in Eisenach und Denkmal der Stadtgeschichte. Er erinnert an den Stadtheiligen Sankt Georg und war im Spätmittelalter zugleich ein Symbol der städtischen Marktgerichtsbarkeit. Die Georgsfigur diente als Aufsatz auf dem Brunnenstock des Eisenacher Marktbrunnens. Im Laufe der Zeit hat die Georgsfigur in Eisenach schon mehrmals den Standort gewechselt. Ursprünglich stand der Brunnen vor dem Ostchor der Georgenkirche, doch dort stellte er ein Verkehrshindernis dar. Daher wurde dieser erste Brunnen im August 1789 abgebrochen. Die Ritterfigur blieb jedoch erhalten, sie wurde auf den neu errichteten Brunnen umgesetzt und stand dann bis 1938 nördlich der Georgenkirche, mitten auf dem Marktplatz. Um den Marktplatz für Aufmärsche und Paraden zu vergrößern, musste der Brunnen vor die Westseite der Georgenkirche versetzt werden, dazu musste das sich dort befindliche Bach-Denkmal weichen. Bei dieser Umsetzung wurde der neu gefertigte Brunnentrog wieder auf ein harmonisches Maß verkleinert. Auf dem Sockel des Brunnenstocks wurden nun kleine Drachen oder Lindwürmer angebracht, die in alle Richtungen ihr Wasser speien. Die letzte Versetzung erfolgte im Zusammenhang mit der Marktplatzsanierung in den Jahren 1999 bis 2001. Nun stand der Brunnen dem traditionell beim Eisenacher Weihnachtsmarkt aufzubauenden Riesenrad im Wege.
Das Bachdenkmal
Eine wechselvolle Geschichte ist mit dem Bachdenkmal auf dem Frauenplan in Eisenach verbunden. Es ist ein Ergebnis der Bachrenaissance seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Denkmalkomitee nahm sich seit seiner Gründung im Jahre 1864 der Idee an, ein Monument für den wohl bedeutendsten Sohn der Wartburgstadt zu errichten: Johann Sebastian Bach, der 1685 hier geboren worden war. Doch dauerte es noch zwanzig Jahre, ehe es am 28. September 1884 eingeweiht werden konnte. Auf schwarzem polierten Granitsockel erhebt sich die Bronzestatue des bedeutenden Barockkomponisten, die – ebenso wie das Lutherdenkmal – durch Adolf von Donndorf geschaffen wurde. Seinen ursprünglichen Platz hatte das Denkmal vor dem Eingangsbereich zur Georgenkirche auf dem Marktplatz. Im Frühjahr 1938 hatte es dem Brunnen Platz zu machen, der ehedem mitten auf dem Markt gestanden hatte, und seit geraumer Zeit die militärischen und parteipolitischen Aufmärsche des NS-Regimes behinderte. So „verschob“ man den Georgsbrunnen an die Stelle des einstigen Bachdenkmals, welches man gleichzeitig auf den terrassenförmig gestalteten Frauenplan, unmittelbar vor dem Bachhaus, stellte. Das einst einen integralen Bestandteil bildende Bronzerelief mit Bachs Lebensmotto „Soli Deo Gloria“ wurde im Zuge dessen nun, relativ beziehungslos zum Denkmal, an der rückwärtigen Hangstützmauer angebracht. Bis heute treffen sich alljährlich am 21. März eines jeden Jahres, dem Geburtstag des Künstlers, Bach-Freunde am Denkmal, um sich seiner zu erinnern.
Die Stadt-Apotheke
Die unter Denkmalschutz stehende Stadt-Apotheke befindet sich im Stadtzentrum von Eisenach in der Karlstraße am Eingang zum Karlsplatz. Das Gebäude der Stadt-Apotheke wurde 1766 erstmals als Gasthof „Zum halben Mond“ erwähnt. Die heutige Stadt-Apotheke wurde im Jahre 1800 von Wilhelm Dammann als „Hof- und Stadt-Apotheke“ gegründet. Im Laufe der Zeit erfuhr das Gebäude mehrere Umbauten; zuletzt erhielt es im Zuge einer umfassenden Restaurierung 1992 seine heutige Gestalt. Überregionale Bekanntheit erlangte die Apotheke ab 2003 als Drehort der Fernsehserie „Familie Dr. Kleist“.
Nathan Söderbloms Denkmal auf dem Eisenacher Hainstein
Nach seiner Ordination zum Pfarrer der lutherischen Kirche 1893 wirkte Nathan Söderblom als Seelsorger in einer psychiatrischen Klinik in Uppsala. Ein Jahr später wurde er schwedischer Gesandtschaftspfarrer in Paris. 1901 erwarb er an der Sorbonne den theologischen Doktortitel mit einer Arbeit über den Mazdaismus. Im gleichen Jahr wurde er auf eine Professur für Religionsgeschichte an der Universität Uppsala berufen. Von 1912 bis 1914 hatte er zusätzlich den ersten deutschen Lehrstuhl für Religionswissenschaft an der Universität Leipzig inne. Im Mai 1914 wurde Söderblom überraschend zum Erzbischof von Uppsala und damit zum Oberhaupt der Schwedischen Staatskirche ernannt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges versuchte er durch mehrere Appelle, eine Versöhnung der kriegführenden Nationen zu erreichen. Dabei konzentrierte er seine Bemühungen zunächst auf den Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen und berief gemeinsam mit den leitenden Bischöfen aus Dänemark und Norwegen für 1917 eine Kirchenkonferenz nach Uppsala ein, die aber von den kriegführenden Ländern nicht besucht wurde. Nach 1918 setzte er seine Versöhnungsbemühungen fort und organisierte den Weltbund neu. So wurde er zu einem der Anführer der modernen ökumenischen Bewegung. 1925 organisierte Söderblom die Stockholmer Weltkirchenkonferenz als „Weltkonferenz für praktisches Christentum“, zu der er Vertreter aller christlichen Kirchen einlud. Als Erzbischof war Söderblom auch Vizekanzler der Universität Uppsala und machte Uppsala zu einem internationalen Zentrum der Ökumene. Nathan Söderblom verstarb 1931 an den Nachwirkungen einer Operation, ein Jahr, nachdem er den Friedensnobelpreis entgegennehmen durfte.