Von Lippoldshausen zum Schloss Berlepsch
Anreise
Anreise mit dem Pkw zum P&R Parkplatz unmittelbar am Bahnhof in Gertenbach (Navi-Eingabe: N51°22’48″ E9°48’17″). Vom Bahnhof Gertenbach Gleis 2 mit der Regionalbahn weiter bis Hann. Münden. Dort umsteigen in den Bus 101 nach Lippoldhausen, An der Brückenecke, zum Start Werra-Burgen-Steig Hessen Abschnitt 2.
Tourbeschreibung
Der 12,7 km lange 2. Abschnitt des Werra-Burgen-Steigs Hessen beginnt am Gasthaus ‚Zur Brücke‘. Gehen Sie geradeaus in die Straße An der Brückenecke und folgen dem Straßenverlauf an der nahen Kreuzung nach rechts in die Raiffeisenstraße. Am Ortsende nach links in die Straße Eichsgraben und an der folgenden T-Kreuzung wieder rechts, hier verlassen Sie über den Brackenbergweg das Dorf Lippoldshausen. Der sanft ansteigende Schotterweg führt zunächst an Wiesen und Feldern vorbei, bevor es weiter leicht ansteigend in einen lichten Buchenwald geht. Fast auf der Höhe angekommen, wird eine Stromkabeltrasse gekreuzt und nach etwa 150 m eine Wegekreuzung erreicht. Hier müssen Sie Obacht geben: Biegen Sie nach rechts auf den breiten Waldweg ab. Von diesem zweigt gleich drauf ein weiterer abermals nach rechts ab – diesen Weg ignorieren Sie aber. Vielmehr gehen Sie ca. 30 m geradeaus und schwenken dann nach links auf einen schmalen unbefestigten Weg. Nach rund 300 m biegen Sie wieder links ab. Eine schnurgerade Passage sind die folgenden 2,6 km, lediglich unterbrochen vom Überqueren der Kreisstraße K206 und einer leichten Rechtskurve (nach etwa 1,8 km). An der nächsten Weggabelung folgen Sie nicht dem bergab führenden Weg, sondern halten sich auf dem Weg rechts davon. Nach etwa 10 Min. haben Sie den Waldrand oberhalb des Dorfes Atzenhausen erreicht und wandern jetzt nach rechts auf dem ansteigenden Feldweg entlang. Bei passender Sicht können Sie gut auf einen Teil der Universitätsstadt Göttingen blicken. An der nächsten Kreuzung, hier steht ein auffälliger Hochsitz, geht es rechts hinauf, um nach wenigen Metern auf einen nur schwer auszumachenden Waldpfad zu wechseln. Wenig später trifft dieser auf einen nicht sehr gut zu gehenden Weg, auf den Sie nach links schwenken und längs des Naturschutzgebietes Kreideberg und damit entlang der niedersächsisch-hessischen Grenze bis zu einer auffälligen Straßenkreuzung wandern. Gehen Sie geradeaus über diese hinweg und für ein kurzes Stück weiter auf der Straße, die Sie nach ein paar Schritten über die Autobahn A7 bringt. Dann biegen Sie in Höhe einer Feldscheune nach rechts auf den Waldweg ab, gehen nach ca. 20 m rechts den Weg hinunter. Nach etwa 150 m befinden Sie sich in Hessen. Mit einem herrlichen Blick über die umgebenden Wiesen und Felder sowie auf die angrenzenden Höhenzüge wandern Sie allmählich hinab ins Hübenbachtal. Sobald Sie auf Höhe des Hübenbaches sind, halten sie sich auf dem Feldweg links und gelangen zum Gut Hübenthal; hier lädt auch ein nettes Café zum Verweilen ein. Vor dem ehemaligen Gutshof geht es ein kurzes Stück über die Landstraße bis Sie auf der rechten Seite auf die Einmündung eines Weges treffen. Eine breite Waldschneise gibt bereits den Blick auf das imposante Gemäuer von Schloss Berlepsch frei. Ein paar Meter weiter weist ein Schild darauf hin, dass es über den zunächst noch geschotterten Waldweg 800 m bis zum Schloss sind. Sie können hier aber auch die nach links abzweigende 200 m kürzere, dafür aber steilere Variante wählen. Von dem Schotterweg müssen Sie nach knapp 100 m nach links auf den unbefestigten Weg wechseln. Vorbei an einem eingezäunten Wasserbassin windet sich der Pfad durch den Laubwald in die Höhe und trifft am Ende der Steigung auf einen Weg, dem Sie nach links bis zu einem Parkplatz folgen. Von hier aus haben Sie das Schloss nach wenigen Schritten erreicht. Alternativ: Von Gut Hübenthal folgen Sie der L 3238 zum Bahnhof Gertenbach, zurück zu Ihrem Pkw.
Grenze zu Hessen
Das Königreich Hannover entstand 1814 auf dem Wiener Kongress als Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg. Bis zum Tod Wilhelms IV. 1837, dem Ende der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, war der König von Hannover gleichzeitig Herrscher des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland. Als in jenem Jahr der neue König Ernst August die liberale Verfassung von 1833 wieder abschaffte, führte dies zum Protest der Göttinger Sieben, einem der großen politisierenden Ereignisse des Vormärz. Den Krieg von 1866 verlor Hannover an der Seite Österreichs. Im Rahmen der preußischen Annexionen gliederte Preußen das Königreich Hannover als Provinz Hannover seinem Staatsgebiet ein. Der Landkreis Göttingen wurde im Rahmen der kommunalen Gebietsreform am 1. Januar 1973 u. a. aus den 1885 geschaffenen Landkreisen Göttingen, Duderstadt, Münden und Northeim neu gebildet. Das Kreisgebiet des jetzigen Werra-Meißner-Kreises gehörte schon seit dem 12. Jahrhundert zur Landgrafschaft Hessen, später zu Hessen-Kassel, das Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Hessen aufstieg. Im Reichsdeputationshauptschluss fiel das Eichsfeld an das Königreich Preußen. Damit endet eine jahrhunderte alte Macht des kirchlichen Kurfürstentums von Mainz über das Eichsfeld und damit über Witzenhausen. Napoleon dehnt seine Macht über Deutschland weiter aus und gründet 1807 das Königreich Westfalen, zu dem auch das gesamte Eichsfeld gehört. Sein Bruder Jerome wird König mit dem Regierungssitz Kassel-Wilhelmshöhe, regiert aber nur bis 1813. Im Wiener Kongress 1815 werden endgültig die Kreise Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen, Reg. Bez. Erfurt, Provinz Sachsen an das Königreich Preußen, die Mark Duderstadt an das Königreich Hannover abgetreten. 1821 entstanden innerhalb des Kurfürstentums Hessen die beiden Landkreise Eschwege und Witzenhausen, die auch nach 1866 weiter bestanden, als das Kurfürstentum Hessen Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde.
Atzenhausen
Seit der Gebietsreform 1973 gehört Atzenhausen zur Gemeinde Rosdorf. Die höchsten Erhebungen sind nordwestlich der Steinberg mit 407 Metern und südwestlich die Hohe Schleife mit 442 Metern. Der Mündener Chronist Lotze schrieb, Kaiser Otto IIl. habe Atzenhausen 990 dem Kloster Hilwardshausen geschenkt. Hierfür gibt es allerdings keine sicheren Beweise. Die Abtei verfügte in der Gegend allerdings über beachtlichen Grundbesitz. Beim Aushub einer Baugrube neben der Kirche in Atzenhausen wurde 1979 ein Grubenhaus gefunden das vor etwa 900 Jahren abgebrannt ist. Allerdings wird urkundlich erst im Jahr 1359 ein Hermann von Atzenhausen benannt. Hermann diente mehreren Erzbischöfen von Mainz. Die evangelische Kirche ist dem heiligen Petrus geweiht und wurde erstmalig 1340 urkundlich erwähnt. Im heute noch vorhandenen Stil wurde sie um 1822 umgebaut. Der Werra-Burgen-Steig mit dem Wegzeichen X5 ist ein rund 500 km langer Fernwanderweg. Er führt von Hann. Münden durch Atzenhausen nach Witzenhausen und weiter durch das westliche Thüringen nach Masserberg.
Gut Hübenthal
Der Ort Hübenthal gehört zu den ältesten Siedlungen des Werratals. Er wird in einer Kaiserurkunde des Jahres 1032 als Hufinadah erstmals erwähnt. Im Jahre 1369 wurde die Familie von Berlepsch durch den Landgrafen Heinrich II. von Hessen mit Hübenthal belehnt. Seit dieser Zeit steht Hübenthal mit dem Schloss Berlepsch in fast ununterbrochenem Besitz derer von Berlepsch, die von Hessen als Grenzwächter gegen Braunschweig–Göttingen eingesetzt waren. Im 15. Jahrhundert teilte sich die Familie in zwei Linien, die zu Berlepsch und die zu Hübenthal, und auch sämtliche Liegenschaften wurden geteilt. Im 16. Jahrhundert entstanden demgemäß zwei Höfe, der Oberhof, der zu Berlepsch gehörte, und der Unterhof, den die Hübenthaler Linie innehatte. Auf dem Unterhof schuf sich die Linie zu Hübenthal ein eigenes burgartiges Herrenhaus, von dem heute noch massive Wände, Tore und Kellergewölbe vorhanden sind. Auch zwei Mühlen am Hübenbach entstanden, sodass die ganze Siedlung wohl einem Dorfe glich. Die festen Häuser dienten den Einwohnern in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte. Im Dreißigjährigen Krieg brannte Hübenthal mehrere Male nieder. Die Gutsgebäude wurden zwar nach und nach wieder errichtet, aber von einem Dorf Hübenthal ist von nun an nicht mehr die Rede. Im 19. Jahrhundert erlosch die Hübenthaler Linie, und Karl von Berlepsch von der Schlosslinie erwarb auch den Unterhof im Lehnserbgang. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss Berlepsch von Hubertus von Berlepsch in ein Hotel mit Restaurant umgestaltet. 1980 musste beides geschlossen werden, weil Hans-Sittich Graf von Berlepsch auf dem Schloss das Sannyasinzentrum Arvind für die Anhänger von Bhagwan gründete. Das Sannyasinzentrum wurde bereits 1982 aufgelöst. In den folgenden Jahren mieteten die Bhagwananhänger als Lebensgemeinschaft Wohnungen in dem Rittergut Hübenthal, das der Familie Berlepsch gehörte. Die Bhagwananhänger sorgten für den Umbau und die Restaurierung der ehemaligen Stallgebäude und Scheunen und gründeten am 31. Oktober 2007 die Genossenschaft Parimal Gut Hübenthal e. G.
Schloss Berlepsch
Schloss Berlepsch erhebt sich auf den Anhöhen des Werratals umgeben von der reichhaltigen Natur der Berlepscher Wälder auf einem Bergsporn. Es geht auf eine Gründung Arnolds von Berlepsch zurück, der 1368/69 hier eine Burganlage errichtete. Das Schloss zeigt sich als spätmittelalterliche Festung, an der sich gut der Übergang vom Burgenbau zum Festungsbau nachvollziehen lässt und die in ihren Grundzügen in den Jahren zwischen 1461 – 1478 unter Sittich von Berlepsch und seinen Söhnen errichtet wurde. Ritter Hans Sittich von Berlepsch war Burghauptmann der Wartburg und Amtmann in Eisenach und Querfurt, als Martin Luther auf der Wartburg 1521/22 das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts kam es zu Erweiterungen im Stile der Weserrenaissance. Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges gelang es, die Burg zunächst nur notdürftig wieder herzurichten. Bei allen Neuerungen und spätromantischen Ausschmückungen hat sich Schloss Berlepsch den Charakter einer spätmittelalterlichen Wohnburg bewahrt. Ein paar Schritte weiter nach Nordwesten von den Parkterrassen herab oder aus dem Schlosspark hinauf stößt man, umgeben von den alten Bäumen des Parkes, auf die Schlosskapelle, die dort inmitten der Gräber der Familie liegt. Errichtet wurde dieses Kleinod 1893 durch den Kirchenbaumeister Gustav Schönermark. Die Familie von Berlepsch war von dessen Arbeit so angetan und begeistert, dass sie Gustav Schönermark ab 1894 den weiteren Ausbau und die gesamte Innenausstattung des Schlosses übertrug. Am Abhang südlich des Schlosses finden sich mit mehreren Terrassen noch die Überreste einer älteren ehemaligen barocken Gartenanlage. Ihr zu Füßen eröffnet sich ein Landschaftspanorama, in dem sich heute noch der etwas jüngere englische Landschaftsgarten widerspiegelt. Inspiriert durch ihre Freunde Johann Wolfgang von Goethe und Christoph Martin Wieland ließ die Dichterin Emilie von Berlepsch diesen, im Auftrage ihres Mannes Friedrich Ludwig von Berlepsch, im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts anlegen. Von den Terrassen bietet sich ein einmalig schöner Fernblick über das Werratal. 1801 besuchte Johann Wolfgang von Goethe das Schloss Und erinnern Sie sich an die Edgar-Wallace-Filme? Das Gemäuer diente des Öfteren als geniale Kulisse für diese Filme, in denen der damalige Schlossherr und Schauspieler Thilo von Berlepsch selbst mitspielte.
Wegpunkte Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 2
WP08 N51°24.9814 E009°43.7278, Brückenecke
WP09 N51°25.3490 E009°45.4060, Rastplatz Rauhebergtunnel
WP10 N51°24.5827 E009°49.3549, Autobahn A7
WP11 N51°23.5428 E009°49.4622, Gut Hübenthal
WP12 N51°23.7676 E009°49.9458, Schloss Berlepsch
WP13 N51°22.7818 E009°48.2691, Bahnhof Gertenbach
Werra-Burgen-Steig Hessen Abschnittskarte (pdf)
Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 2 (gpx)
Fotoalbum Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 2 (Flickr)