Von Schwalenberg nach Elbrinxen
Anreise
Mit dem Pkw zum Etappenende am Wanderparkplatz in Elbrinxen (Navi-Eingabe: N51°54’43″ E9°15’08″). Von der Haltestelle Elbrinxen, Schäferberg, mit dem Bus zurück zum Etappenbeginn Haltestelle Schwalenberg, Am Oekerberg,
Tourbeschreibung
Die etwa 19 km lange 2. Etappe bietet ein besonderes Highlight, nämlich das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Falkenhagen, welches zunächst in der Eversteinschen Fehde zerstört und später wieder aufgebaut wurde. In Elbrinxen sollten Sie einen Besuch der Storchenstation, der alten Dorfkirche und der 1000-jährigen Linde nicht versäumen. Wegmarkierung: Ichthys-Symbol aus zwei gekrümmten Linien, die einen Fisch darstellen. Die durch ein kommerzielles Unternehmen erfolgte Markierung ist jedoch in der Regel lückenhaft. Daher ist ein GPS-Gerät zwingend notwendig. Wanderkarte NRW, Lippischer Südosten: Barntrup – Blomberg – Lügde – Schieder-Schwalenberg. Die Wanderkarte ist erhältlich bei dem Lippischen Heimatbund e. V. (Herausgeber) und bei dem Teutoburger-Wald-Verein e. V. (Herausgeber).
Biesterfeld
Der Ort Biesterfeld gehört als Teil des Stadtteils Rischenau zur Stadt Lügde. Nach dem Messregister des Klosters Falkenhagen von 1529 wurde Biesterfeld mit mehreren Hofstellen und zwei großen Meierhöfen als Siedlungsstätte bei Rischenau beschrieben. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vereinigte Graf Simon VI. zur Lippe diese zur Meierei Biesterfeld. 1624 übergab Graf Simon VII. zur Lippe die Meierei an Simon von der Lippe, dem Amtmann in Schwalenberg. 1624 kaufte Gräfin Maria Magdalena, die Witwe Simons VII., die Meierei für 6000 Taler auf. Ihr Sohn, Jobst Hermann zur Lippe, baute ab 1678 auf der Meierei den Herrensitz Biesterfeld aus. 1740 wurden die Brennerei und das Brauhauses gebaut. Biesterfeld wurde ab 1764 gräfliche Domäne. Jobst Hermann gilt als Stammherr der erblichen Grafenlinie zur Lippe-Biesterfeld. Nach einer Abfindung verlässt der letzte Herr auf Biesterfeld, Friedrich Carl August, Graf und Edler Herr zur Lippe, Sternberg und Schwalenberg mit seiner Familie 1772 Biesterfeld. Nach Streitigkeiten um die Erbfolge nach dem Aussterben der Detmolder Linie des Hauses Lippe wurde von höherer Stelle zu Gunsten der Linie Lippe-Biesterfeld entschieden. Diese kehrten in ihr Stammland zurück und übernahmen 1897 die Regentschaft im Fürstentum Lippe. Als letzter Fürst dankte Leopold IV. 1918 ab. Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, bekannt als Prinzgemahl Bernhard der Niederlande, ist ein Neffe von Leopold IV. Um 1820 wurde das gräfliche Schloss in Biesterfeld abgerissen.
Der alte Brunnen von Biesterfeld. Auf seiner Abdeckplatte war eine Schwengelpumpe angebracht, die das Wasser für die Bewohner von ganz Biesterfekd lieferte, wenn alle Brunnen im Winter zugefroren waren. Der Brunnen war so tief, dass zwei lange Leitern aneinander gebunden werden mussten, um den Grund zu erreichen. Vorher wurde mit Sturmlaternen geprüft, ob das Einsteigen unbedenklich war. Damit auch dieser Brunnen nicht zufror, wurde ein Kasten herumgesetzt, der mit Grummet gefüllt war. In sehr kalten Wintern fror die Pumpe trotz Grummet ein, und man versuchte, sie mit kochenden Wasser wieder aufzutauen. Gelang auch diese nicht, dann blieb den Bewohnern nur noch die Strulle (Quelle). Von dort holten dann die Kinder auf Schlitten das Wasser für Mensch und Vieh.
Rischenau
Die Grafen von Schwalenberg gründeten die Siedlung, errichteten eine Burg und verliehen Rischenau 1280 Stadtrechte. Stadt und Burg existierten etwas über 100 Jahre, bis beide 1407 in der Eversteiner Fehde und 1447 in der Soester Fehde niedergebrannt wurden. Nach der Einrichtung der Postkutschenlinie Kassel-Bremen 1737 wurde Rischenau zu einer Poststation im lippischen Südosten. Im 19. Jahrhundert gab es eine Postlinie von Thurn und Taxis, die von Rischenau nach Detmold, Lemgo und Rinteln führte. Eine zweite preußische Linie führte von Höxter über Rischenau, Bad Pyrmont, Alverdissen und Rinteln über Minden nach Bremen. 1903 wurde die letzte Postkutschenlinie von Höxter nach Rischenau eingestellt. 1847 bekam der Ort die Genehmigung, einen Kram- und Viehmarkt abzuhalten.
Falkenhagen
Das ehemalige Zisterzienserkloster in Falkenhagen wurde 1247 gegründet. Im Jahre 1407 wurde das Kloster in der Eversteinischen Fehde zerstört, und die wenigen dort noch lebenden Nonnen flohen in die benachbarte Klöster. Der Paderborner Fürstbischof Theodor von Fürstenberg errichtete später eine Residenz der Jesuiten. Im Jahre 1631 weilte Friedrich Spee von Langenfeld im Kloster. Er gilt als der bedeutendste katholische Kirchenliederdichter des 17. Jahrhunderts. Wirkungsgeschichtlich bedeutend wurde Spee aber auch durch seine aufklärende Arbeit gegen die Hexerverfolgungen mit seinem berühmten Werk „Cautio Criminalis” (Rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse) bekannt. Die Klosteranlage besteht heute noch aus der eigentlichen Klosterkirche mit dem Kreuzgang sowie dem Remter, einem Gebäude mit Kapitelsaal und Speiseraum der Mönche, und dem ehemaligen Dormitorium (Priorat). Letzteres Bauwerk gilt als das älteste datierte Fachwerkhaus Lippes; es stammt aus dem Jahre 1509.
Henkenbrink
Henkenbrink ist ein kleines von Wald umschlossenes Dorf, nur 6 Kilometer vom Köterberg, der höchsten Erhebung des Lipperlandes, entfernt. Der Ort wird bereits im Jahr 1590 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In einem Schatzregister werden unter den Ortschaften des Kirchspiels Falkenhagen die Orte Isenbergh und Henkenbergh genannt. In einem Protokoll aus dem Jahre 1555, in dem ebenfalls die zum Kloster Falkenhagen gehörenden Orte aufgezählt werden, findet sich Henkenbergh allerdings noch nicht. Der Name Henkenbrink setzte sich erst im 17. Jahrhundert durch.
Elbrinxen
Elbrinxen gehört zu den sächsischen Orten, die ab dem 8. Jahrhundert gegründet wurden. In der Soester Fehde 25. Juli 1447 wurde Elmerinchusen von böhmischen Truppen auf ihrem Weg von Falkenhagen nach Schieder zerstört und fiel daraufhin wüst. Der Wiederaufbau begann 1515 unter dem alten Ortsnamen. Der landwirtschaftlich geprägte Pfarrort entwickelte sich seit seiner Neugründung zum größten Dorf im lippischen Südosten. Verschiedene Handwerke und kleinere Dienstleistungseinrichtungen ergänzten das Angebot. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelten sich verschiedene Unternehmungen an, die zahlreiche Arbeitsplätze schufen. Von ihnen ist heute nur wenig geblieben. Versorgungseinrichtungen sind bis auf einen Bäcker und zwei Gaststätten nicht mehr vorhanden. Elbrinxen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Lügde. 1983 erhielt der Ort als Kreissieger im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden die Goldmedaille.
Die evangelische Pfarrkirche Elbrinxen gilt nach St. Kilian als ältester Kirchenbau in Lügde. Erste urkundliche Erwähnung fand er im Jahr 1439, als die Brüder Cord und Ludolff von Elmerinckhusen ihr Dorf samt Kirchlehen an die Familie von Haxthausen übertrugen. Der Turmhelm wurde 1620 erneuert. Aus dieser Zeit stammt auch die historisch bedeutende Empore im Renaissance-Stil. An der äußeren Ostmauer der Kirche befindet sich die Grabplatte von Valentin Heuckenrodt, der von 1640 bis 1647 als Pastor in Elbrinxen tätig war. Spätestens seit dem Bau des Kirchengebäudes, möglicherweise aber auch schon zuvor, wurde der Platz um die Kirche als Friedhof genutzt und musste mehrfach erweitert werden. Nordöstlich der Kirche befindet sich der ehemalige Jüdische Friedhof Elbrinxen.
Die Wittekind-Linde steht auf dem unteren, dem Dorf zugewandten Teil des Friedhofs auf einem um etwa zwei Meter erhöhten Standort an der evangelischen Kirche. Sie ist schon von weitem zu sehen, steht inmitten eines alten aufgelassenen Gräberfeldes und wurzelt in tiefgründigem Lehm. Der Baum hat einen starken Stamm, der sich in etwa drei bis vier Meter Höhe in zwei Hauptachsen verzweigt, von denen mehrere senkrechte Achsen nach oben streben. Die Krone ist oval und harmonisch ausgebildet. Die Gesamthöhe der Linde beträgt mehr als 30 Meter bei einem Kronendurchmesser von etwa 25 Metern. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Krone von einem heftigen Sturm so stark beschädigt, dass sie gekappt werden musste. Um das Jahr 1860 ließ Elisabeth Fürstin zur Lippe Eisenbänder anbringen und die acht verbliebenen Äste mit Eisenstangen verstreben.
Wegen der Storchenstation, in der jedes Frühjahr zahlreiche Jungstörche das Licht der Welt erblicken, wird Elbrinxen liebevoll auch Storchendorf genannt. Das idyllisch gelegene, rund 2500 Quadratmeter große Storchengelände liegt direkt an der Wörmke, die durch das Dorf fließt. Das Gelände ist Heimat zahlreicher Weißstorch-Paare und ihrer Jungen. Auf eigens für die Störche gebauten Nest-Unterbauten bauen die sieben Elbrinxer-Störchenpaare jedes Frühjahr Nester für ihre Nachwuchs. Drei bis vier Eier brütet jedes Paar 33 Tage lang aus, bis im Mai die rund 20 Jungtiere zur Welt kommen. Mitte bis Ende August brechen die Jungtiere in Richtung Süden auf; wenige Wochen später folgen auch die Elterntiere. Dank einer Markierung am Fuß kann der Elbrinxer Ursprung der Tiere immer zurück verfolgt werden.
Wegpunkte Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 2. Etappe
WP13 N51°52.3890 E009°16.3726, Biesterfeld
WP14 N51°53.4092 E009°18.3474, Klosterkirche Falkenhagen
WP15 N51°54.4005 E009°14.9980, Evangelische Pfarrkirche Elbrinxen
WP16 N51°54.6560 E009°15.1111, Storchenstation Elbrinxen
Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 2. Etappe (gpx)
Fotoalbum Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 2. Etappe (Flickr)
Flyer Kloster Falkenhagen (pdf)