Hansaweg (X9) – 4. Etappe

Blick auf Bösingfeld

Von Dörentrup nach Extertal

Anreise

Nach Übernachtung in der Bauernhof-Pension Waldmühle, Inhaber: Ruth u. Christian Frevert, Waldmühlenweg 1, 32694 Dörentrup/Hillentrup, mit dem Pkw zum Parkplatz am Busbahnhof Bösingfeld (GPS-Eingabe: N52°04’11″ E9°06’34″). Weiterfahrt mit dem Bus ab Haltestelle Bösingfeld-Bahnhof zum Etappenstart nach Hillentrup-Marktplatz. Nach Beendigung der Etappe mit dem Pkw zurück zur Waldmühle.

Tourbeschreibung

Uralter Hohlweg in Richtung SteinbergVom „Dorf der Tiere“ führt der Hansaweg auf seiner vierten, 13,4 km langen Etappe über die höchste Erhebung des Weges, dem Steinberg mit 395 Metern, über die Burg Sternberg bis ins Extertal. Zunächst läuft der Wanderer durch weite Felder und Hohlwege. Auf dem letzten Stück des Anstieges spendet ein dichter Nadelwald Schatten bevor man hoch oben auf dem Steinberg ankommt. Hier befand sich früher eine NATO-Raketenstation der Luftverteidigung. Beim Abstieg führt auf halber Höhe ein Pfad immer am Hang des Mühlingsberges entlang und Extertalbahn in Eimkegibt malerische Ausblicke frei. Der Schönste tut sich nach circa zwei Kilometern, in der Nähe von Alt-Sternberg, auf. Von der einstigen Fluchtburg aus dem 11. Jahrhundert sind außer einem Hinweisschild noch Wallanlagen zu sehen. Es ist ein Maler-der-Romantik-Ausblick auf einen weiten Horizont aus Dörfern und der Hügellandschaft. Der Besuch ist ein Muss für Wanderer auf dem Hansaweg. Kehren Sie außerdem im VCH Hotel zur Burg Sternberg ein, ob nur für eine leckere Stärkung oder sogar über Nacht. Weiter entlang des Weges, kurz vor Bösingfeld, Ihrem eigentlichen Etappenziel, folgt in Asmissen eine Straßenquerung. Die 18 Kilometer lange Draisinen-Strecke Rinteln-Alverdissen befindet sich am Weg.

Dörentrup

Blick auf SchwelentrupSchwelentrup wurde 1151 erstmals urkundlich als Suitherdincthorpe erwähnt. In Urkunden aus dem Jahr 1350 hieß der Ort Swederinctorpe. Um diese Zeit lag der Schwelentrup inmitten von ausgedehnten Wäldern, die zum Besitz der Grafen von Sternberg gehörten. Die Bewohner hatten die Erlaubnis, die Wälder zur Waldmast ihrer Schweine zu nutzen. Das Fleisch und der Schinken dieser Tiere galt als besonders schmackhaft und war sehr gefragt. Die offizielle Zuteilung der Hude und der dorfnahen Waldungen an die Bauern erfolgte erst 1712. Schwelentrup Saumpfad am Mühlingsbergwurde während der Lemgoer Hexenprozesse zwischen 1660 und 1670 durch Gerüchte bekannt, dass in diesem Ort Werwölfe ihr Unwesen treiben sollten. Die Gogerichtsprotokolle geben allerdings keine Auskunft darüber, wie der Streit um die Werwolfgerüchte ausgegangen ist. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Ort verkehrstechnisch schwer zu erreichen. Dennoch gab es schon um 1920 die erste Bauernhofpension und damit den Beginn des Fremdenverkehrs. Am 1. Januar 1969 wurde Schwelentrup ein Teil der Gemeinde Dörentrup.

Extertal

Burg SternbergExtertal ist eine Gemeinde mit rund 12.000 Einwohnern im Nordosten des Kreises Lippe. Die Gemeinde wurde im Rahmen der Kommunalreform 1969 aus zwölf selbstständigen Gemeinden im Einzugsgebiet des Flusses Exter gebildet. Um 1150 wurde die Burg Alt-Sternberg auf dem Mühlingsberg im Gebiet der heutigen Gemeinde Dörentrup errichtet. Sie war Sitz einer namentlich nicht bekannten Adelsfamilie und wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts aufgegeben. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Sternberg, Angehörige einer Seitenlinie der Grafen von Schwalenberg. Um 1240 errichteten sie die Burg Sternberg, und um ihr Territorium zu schützen, feste Siedlungen mit kleinen Nebenburgen. Diese Siedlungen wurden nicht durch eine Mauer geschützt, sondern erhielten ein Dornendickicht, den sogenannten Hagen, als Schutz gegen Feinde.

Hotel Burg SternbergBösingfeld ist der größte Ort und gleichzeitig der Verwaltungssitz der Gemeinde Extertal am Rande des Weserberglandes. Die Stadt wurde nach dem damals verbreiteten System mit einer Hauptstraße und zwei parallel verlaufenden Nebenstraßen angelegt. Sie besaß keine Stadtmauer wohl aber eine Burg, deren Spuren heute allerdings nicht mehr sichtbar sind. Zwischen 1437 und 1442 verlor Bösingfeld jedoch die Stadtrechte wieder und wurde zu einem Flecken herabgestuft. So blieb Bösingfeld auch nach dem Herrschaftswechsel von den Sternberger Grafen zu den Edelherren zur Lippe ein relativ unbedeutender Marktflecken, der sich aufgrund der Busbahnhof Bösingfeldungünstigen Lage im Nordosten der Grafschaft kaum entwickeln konnte. Die älteste Kirche in Bösingfeld war vermutlich eine Holzkirche. Sie wurde 1424 zerstört und 1492 wieder aufgebaut. Bei einem Fleckenbrand 1632, während des 30-jährigen Krieges, wurde die Kirche bis auf die Außenmauern zerstört aber trotz der Not der Zeit 1633 wieder aufgebaut. Im Jahre 1708 wurde die Südseite und im Jahre 1857 die Nordseite erweitert. Dabei erhielt sie die heutige Form. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist die barocke Kanzel mit den Figuren der vier Evangelisten.

Jüdischer Friedhof in BösingfeldEinige Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges ließen sich unter Aufsicht des Amtes Sternberg in Bösingfeld, aber auch in Silixen und Almena, erstmals jüdische Familien nieder. Die Sternberger Juden lebten damals in äußerst bescheidenen Verhältnissen, da der von ihnen betriebene Hausierhandel nur wenig einbrachte. Ab 1824 verfügte die kleine Gemeinde über ein eigenes Synagogengebäude in der Südstraße. 1903 konnte dann die kleiner gewordene Gemeinde an gleicher Stelle ihren Synagogenneubau einweihen, nachdem das alte Gebäude im Jüdischer Friedhof in BösingfeldHerbst 1901 völlig niedergebrannt war. In dem Haus war auch die jüdische Schule untergebracht. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die gesamte Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Nur zwei Monate später wurde das Synagogengebäude verkauft und diente, nach einem Umbau, in den Folgejahrzehnten als Wohn- und Geschäftshaus. 1988 wurde es dann abgerissen. Vom jüdischen Friedhof an der Bahnhofstraße – er wurde von  1890 bis 1929 belegt – sind heute noch 33 Grabsteine vorhanden.

Bahnhof Extertalbahn in BösingfeldDie für den regulären Eisenbahnverkehr stillgelegte Bahnstrecke Extertalbahn steht seit 2008 im Bereich Extertal unter Denkmalschutz. Auf der Strecke findet regelmäßig zwischen Bösingfeld und Barntrup ein Museumseisenbahnverkehr statt. Die Museumseisenbahn wird durch die gemeinnützige Landeseisenbahn Lippe e. V. betrieben und bietet, als eine der wenigen Museumseisenbahnen in Deutschland, einen Betrieb mit drei Traktionsarten (Dampf-, Diesel- und Elektro-Traktion) an. Der Streckenabschnitt Rinteln – Alverdissen kann als touristische Attraktion auch mit Draisinen befahren werden.

Wegpunkte Hansaweg (X9) – 4. Etappe

Route Hansaweg (X9) – 4. Etappe

WP16   N52°03.0147 E008°59.8841,   Etappenbeginn Hillentrup
WP17   N52°04.1745 E009°01.9488,   Steinberg
WP18   N52°03.1908 E009°02.9732,   Burg Sternberg
WP19   N52°03.0994 E009°06.0296,   Bahnhof Eimke
WP20   N52°03.4726 E009°06.3439,   Etappenende Extertal
WP21   N52°04.1027 E009°06.8772,   Jüdischer Friedhof
WP22   N52°04.1583 E009°06.5915,   Bahnhof Bösingfeld

Route Hansaweg (X9) – 4. Etappe (gpx)
Fotoalbum Hansaweg (X9) – 4. Etappe (Flickr)
Flyer Hansaweg (pdf)

 

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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