Von Lemgo nach Dörentrup
Anreise
Anfahrt mit dem Pkw zur Bauernhof-Pension Waldmühle, Inhaber Ruth u. Christian Frevert, Waldmühlenweg 1, 32694 Dörentrup/Hillentrup. Weiterfahrt mit dem Bus zum Etappenstart nach Lemgo, Haltestelle Quelle.
Tourbeschreibung
Die dritte, 9,4 km lange Etappe führt von Lemgo nach Dörentup, dem „Dorf der Tiere“. Der Weg verläuft hauptsächlich durch ein Waldgebiet und geht stetig bergauf, bergab. Nach dem Start in Lemgo findet man am Restaurant „Schöne Aussicht“ die X9-Markierung wieder. Es geht hoch zum Windelturm, einem schlanken und schlichten Betonturm. Der Weg schlängelt sich auf und ab durch den lichten Buchenwald bis Hillentrup, wo bereits das Ziel dieser Tages-Etappe erreicht wird. Auf dieser sowie auf der nächsten Etappe wandert man durch oder entlang etlicher „…trups“ wie Hillentrup und Schwelentrup. Trup oder dröp steht dabei für Dorf gleich bäuerliche Siedlung. Die Namen spiegeln somit die ländliche Region wider, durch die man hier wandert.
Lemgo
Versetzen wir uns 600 Jahre zurück: Wer damals nach Lemgo reiste, musste weit vor den Mauern der Stadt schon ein mächtiges Bauwerk passieren: die Landwehr. Rund 50 Kilometer Länge hatte dieses System aus Gräben und Wällen, die durch Hecken gekrönt waren. Wichtige Durchlässe waren durch Turmhöfe abgesichert. Auch Blomberg oder Lügde schützten sich und ihre Bürger vor marodierendem Kriegsvolk und Banden durch solche Bauten. Der Reichsfrieden von 1495 mit der Einrichtung des Reichskammergerichtes hat nur zur Vereinfachung im Aufbau neuer Landwehren geführt. Im Gegenzug haben die Landwehren rechtlich einen höheren Stellenwert erhalten, weil das Stadtrecht vom Stadttor bis an die Schlagbäume der Landwehren ausgedehnt worden ist.
Im Jahr 1533 wurde Lemgo lutherisch und blieb es auch, als Graf Simon VI. im Jahr 1604 den reformierten Glauben übernahm, ausschließlich calvinistische Minister berief und in der übrigen Grafschaft alle Pfarrstellen mit calvinistischen Pfarrern besetzte. Die widerspenstige Haltung der Lemgoer verärgerte den Grafen; sein Sohn verlegte deswegen den Regierungssitz von Lemgo nach Detmold. Die ländlichen Gemeinden im Gebiet des heutigen Dörentrup übernahmen das reformierte Bekenntnis. Das bedeutete unter anderem strenge Regeln, die sich gegen Aufwand und Prunk, ausschweifende Feiern und Saufgelage, sowie Entheiligung der Sonn- und Feiertage richteten. Regelmäßiger Kirchgang wurde zur Pflicht. Im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit hatten die Kirchspiele Bega und Hillentrup eine gewisse Bedeutung als Mittelpunktgemeinden. Sie besaßen Kirchen und sonstige Einrichtungen und zogen die Bewohner der zum Teil sehr kleinen Gemeinden in der Umgebung an. Simon VI. gab 1571 im Rahmen einer Kirchenverordnung einen Erlass heraus, nach dem in allen Flecken, Dörfern und Orten der Grafschaft Schulen einzurichten waren. Damit war das Schulwesen bis ins 18. Jahrhundert eine Domäne der Kirche.
Im Dreißigjährigen Krieg erlebte Lippe wiederholt Durchmärsche fremder Truppen, so das Heer des protestantischen Heerführers Christian von Braunschweig und die seines Gegners Graf von Tilly. Obwohl sich Lippe als neutral erklärt hatte, musste der lippische Graf Simon Ludwig sogenannte Kontributionen von der Bevölkerung eintreiben lassen. Dabei handelte es sich um Zwangsabgaben zur Finanzierung und Versorgung des Militärs. Im Verlauf des Krieges wurden die Repressalien der Bevölkerung durch die kriegführenden Parteien immer schlimmer und es kam zu Morden, Plünderungen und Brandschatzungen. Nach Ende des Krieges 1648 blieb die Kontribution bestehen und wurde in eine reguläre Steuer umgewandelt, um die aufwändige gräfliche Hofhaltung zu finanzieren. Nach kurzer Friedenszeit versorgte der Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, seine Truppen, die er im Jahre 1675 gegen die Schweden in Verden und Bremen führte, vorwiegend im protestantischen Lippe und der Stadt Lemgo (Münstersche Invasion). Die Zahl der Bürger in Lemgo sank zeitweise auf 1.500. Die Befestigung der Stadt und das System der Landwehren wurde nicht mehr unterhalten; sie verfielen. Die Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Stadtherrn und Stadt führte im Jahre 1718 zur Teilung der gemeinsamen Holzmark und zum Verzicht auf die östlichen Teile der Lemgoer Landwehr.
Dörentrup
Dörentrup liegt im Norden des Kreises Lippe und ist durch seine landschaftlich schöne Lage als Ferienort bekannt geworden. Eine Besonderheit hier sind die alten, vom Aussterben bedrohten Haustierrassen, die auf einigen Bauernhöfen wieder gehalten werden. Bewaldete Kuppen und intensiv landwirtschaftlich genutzte Täler prägen das Landschaftsbild. Größter Fluss ist die das Gemeindegebiet von Ost nach West durchziehende Bega. Vorgeschichtliche Hügelgräber und Funde aus der Steinzeit im Humfelder Becken lassen vermuten, dass diese Gegend altes Siedlungsland war. Bei Hillentrup weisen Überreste der etwa sieben Hektar großen latènezeitlichen Befestigungsanlage Piepenkopf und eine vermutlich zugehörige ehemalige Warte auf der Kuppe der benachbarten Amelungsburg auf eine frühe Besiedlung hin.
Das Gebiet wurde schon im ersten Jahrtausend n. Chr. durch wichtige Fernwege erschlossen, so zum Beispiel durch eine Route, die aus dem Ravensberger Land kommend über Herford, Lemgo, Humfeld, Alverdissen in den Raum Hameln/Pyrmont führte. Eine zweite Route verband Blomberg mit der Weser im Norden und kreuzte bei Dörentrup den anderen Fernweg. Die frühgeschichtlichen Fernwege sind allerdings erheblich älter als die Siedlungen, die erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurden. Die Gegend um Dörentrup gehörte bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zur Grafschaft Schwalenberg. Um 1185 setzte deren allmählicher Niedergang ein. Zwischenzeitlich konnte auch eine Schwalenberger Nebenlinie rund um die Burgen Alt- und Neu-Sternberg die kleine Grafschaft Sternberg errichten, zu der Teile der heutigen Gemeinde gehörten. Die Edelherren von Lippe wurden unter diesem Namen erstmals 1123 urkundlich genannt und bauten in der Folge ihre Landesherrschaft auf. Sie erwarben zwischen 1332 und 1358 große Gebiete der Grafschaft Schwalenberg und dehnten durch Erwerb von Varenholz und Langenholzhausen ihren Besitz nordwärts bis an die Weser aus.
Hillentrup liegt im engen Tal des Hillbaches, etwa 6 km nordöstlich von Lemgo am östlichen Fuße einer bewaldeten Bergkette, dessen höchste Kuppe den Namen Amelungsburg trägt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Güterverzeichnis des Mindener Domkapitels von ca. 1260. Im späten Mittelalter war Hillentrup Sitz eines niederen Gerichtes, des Gogerichtes. Die Hillentruper Kirche wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich während der Sternberger Fehde von 1424 durch Raub und Brand zerstört. Das Hostienbehältnis überstand dieses Unglück jedoch unbeschadet. Hierdurch wurde das unbedeutende Kirchdorf zu einer regional bedeutenden Wallfahrtsstätte und wurde von Gläubigen mit Stiftungen bedacht. Für die Wallfahrer, die vor allem aus Lemgo kamen, wurde eine Bewirtung in einer Schankwirtschaft eingerichtet. Der seit dem 15. Jahrhundert bestehende Krug auf dem Kirchhof in Hillentrup gehört so zu den ältesten nachweisbaren Krügen in Lippe. Die Wallfahrten hörten mit der Reformation auf. Noch im 16. Jahrhundert hatte der Johanniterorden das Recht, die Pfarrer von Hilltrup einzusetzen. Am 1. Januar 1969 wurde Hillentrup ein Teil der Gemeinde Dörentrup.
Wegpunkte Hansaweg (X9) – 3. Etappe
WP11 N52°02.7050 E008°54.1979, Etappenbeginn Bushaltestelle Quelle
WP12 N52°02.4230 E008°54.5366, Schöne Aussicht
WP13 N52°02.3246 E008°55.3567, Aussichtsturm
WP14 N52°02.5153 E008°56.4556, Windelstein
WP15 N52°02.5999 E008°59.5244, Etappenende Hillentrup
Route Hansaweg (X9) – 3. Etappe (gpx)
Fotoalbum Hansaweg (X9) – 3. Etappe (Flickr)
Stadtplan Lemgo