Die Ruine Ginsburg am Rothaarsteig
Die Ginsburg ist die Ruine einer hochmittelalterlichen Höhenburg nahe Hilchenbach im nordöstlichen Siegerland. Durch Bodenfunde sind Reste eines vermutlich eisenzeitlichen Ringwalls nachgewiesen, auf dem sich die Mauerreste eines Vorgängerbaus der Burg aus dem 11. oder 12. Jahrhundert befinden. Dabei handelt es sich um das Fundament einer viereckigen Turmburg, die nicht dem Haus Nassau, sondern dem konkurrierenden kurkölnischen Machtbereich zugeordnet werden kann oder die unter sächsisch-westfälischer Herrschaft stand und gegen das Siegener Land gerichtet war. Die im 13. Jahrhundert auf den älteren Fundamenten errichtete Ginsburg diente dem Haus Nassau als Grenzfeste zur Sicherung seines Territoriums gegen die Grafen von Wittgenstein und kurkölnische Besitzungen im Sauerland.
Sie wurde mit ziemlicher Sicherheit unter dem Namen nowum castrum („Neue Burg“) in einer Urkunde vom 16. Dezember 1255 erstmals erwähnt, als die Söhne von Heinrich II., die Grafen Otto und Walram von Nassau, das Erbe Heinrichs unter sich aufteilten, darunter das umliegende Land und die Burg. Die Burg liegt strategisch sehr günstig. Schon früh war die Ginsberger Heide ein zentraler Verkehrsknotenpunkt. Sie war Kreuzungspunkt verschiedener Fernstraßen, die über die langen Höhenkämme aus dem Rhein-Main-Gebiet kamen. Außerdem war sie eine Drehscheibe zwischen dem Siegerland, dem Sauerland, dem Wittgensteiner Land sowie dem Dillgebiet. So führte zum Beispiel die Eisenstraße aus dem Dillgebiet an der Ginsburg vorbei in das Sauerland.
Aus historischer Sicht von besonderer Bedeutung
Im April des Jahres 1568 traf sich Wilhelm I. von Oranien-Nassau (genannt „der Schweiger“) auf der Ginsburg mit seinen Beamten, Offizieren und niederländischen Getreuen, um mit ihnen über einen möglichen Feldzug gegen Spanien zu beraten. Im Jahr 1572 sammelte er auf der Ginsberger Heide die Truppen seines Heeres, um von dort aus nach Friesland aufzubrechen und die Spanischen Niederlande zu befreien, woraus im Zuge des Achtzigjährigen Kriegs 1579 die Utrechter Union hervorging.
Hammergewerkenhaus mit Siegerländer Küche
Vom Turm der Ginsburg bietet sich dem Betrachter eine reizvolle Sicht auf die Südausläufer des Sauerlandes und auf das Ferndorftal mit dem Müsener Gebirge bis hin zur Kölnischen Hecke („Kölsches Heck“) bei Krombach. In unmittelbarer Nähe des auf dem Sockel des alten Bergfrieds errichteten Turms und der sogenannten Vorburg, auf dem Gelände des Schlossberges, steht seit 1975 ein Fachwerkgebäude. Es ist ein unter Verwendung alter Bausubstanz originalgetreu nachgebautes Hammergewerkenhaus, das ursprünglich in der ehemaligen Gewerbesiedlung in Boschgotthardshütten stand. Das Gebäude enthält rechts neben der im Original erhaltenen Haustür einen kleinen Raum, in dem mit Ausstattungsstücken des 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts eine Küche eingerichtet wurde. Hier wird dem Besucher Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der Siegerländer Frau vor etwa 100 Jahren gegeben.