Mit der Kamera unterwegs im Johannland
Anreise mit Pkw zum Wanderparkplatz „Leimbachtal“ (GPS-Eingabe: N50°55’27″ E8°06’36″)
Tourbeschreibung
Der Netphener Keltenweg gehört zu den zauberhaften zwölf Wanderhöhepunkten in Siegen-Wittgenstein und führt auf eine Zeitreise zurück in die Welt der Kelten. Offizieller Wanderweg. Länge: 15,1 km. Wegmarkierung: Kreis mit geschwungener Hügellandschaft. In Kombination mit einer abwechslungsreichen Natur und tollen Ausblicken weit über das Siegerland empfiehlt sich dieser Rundweg für alle, die Ruhe, Natur- und Kulturerlebnis mit einer durchaus anspruchsvollen Wanderung vereinen wollen. Festes Schuhwerk, Trekkingstöcke und Tagesverpflegung sind empfehlenswert.
Gleich nach dem Start am Parkplatz Leimbachtal öffnet sich auf der Höhe der erste Ausblick nach Netphen und zur markanten Bergkuppe der „Alten Burg“. Bevor man sich rechts zum Wald wendet, lohnt ein kurzer Exkurs zum Hügel linker Hand, auf dem sich ein Ringwall aus karolingischer Zeit verbirgt (Auf dem Burggraben). Dann folgt man dem Keltenweg nordwärts in das Mühlenbachtal. Abwechslungsreicher Wald begleitet den Wanderer, bis er nach gut 3 km die nächste exzellente Aussicht nach Westen genießen kann. Nun wartet der Aufstieg zum Homerich, der an einer Kreuzung mit uralter Eiche vorbei führt. Der Endaufstieg auf den 546 m hohen Berg bleibt aber aus, denn es geht weiter Richtung Afholderbach. Nach einigen gut markierten Richtungswechseln biegt man mit dem N-Weg (Netphener Rundweg) von einem breiten Schotterweg nach rechts auf einen leicht ansteigenden, fantastisch schönen Waldweg ab. Hierbei handelt es sich um den Hebammenweg, musste doch diese Route zwischen Afholderbach und Oechelhausen auch im Winter für die Hebammen freigehalten werden. Dieser Wegabschnitt zeichnet sich durch einen äußerst attraktiven Wald aus, der von Krüppeleichen, Buchen, Birken, Ebereschen bis zu heideartiger Vegetation fast alles zu bieten hat. Nach insgesamt 5,7 km quert man in Afolderbach die B 62, folgt ihr kurz nach Nordosten und verlässt über die Hübener Straße die kleine Siedlung. Jetzt wartet der Aufstieg zum bereits mehrfach erblickten 633 m hohen Gipfel der Alten Burg. Zunächst geht es durch das offene Tal des Afferbaches, wo man den Blick über die Waldlandschaft schweifen lassen kann, bevor man durch Hochwald weiter bergan wandert. Einige Kreuzungen später und nach einem letzten Steilstück quert man den äußeren Ringwall. Nur 200 m später folgt der zweite, ebenso markante innere Ringwall, dann ist der Gipfel im Herzen der ehemaligen Keltenanlage erreicht. Auf keinen Fall sollten Wanderer die kleine Aussichtskanzel versäumen, von der man einen erstklassigen Ausblick auf die Höhen des Siegerlandes und auf die Obernautalsperre genießen kann. Steil verläuft der Weg dann abwärts, vom äußeren Ringwall aus ergibt sich ein weiterer phänomenaler Fernblick bis zum Kindelsberg. Nach insgesamt etwa 10 km den Wald verlassen und bei freier Panoramasicht in weiten Schleifen hinunter nach Eschenbach laufen. Dort quert man wieder die B 62 und nimmt den letzten Anstieg Richtung Sportplatz in Angriff. Bald kann man den Teerweg verlassen und entlang von Weiden die Kuppe erklimmen, von der es auf weichem Waldweg abwärts geht. Schließlich trifft der Weg auf einen stark ausgebauten Wirtschaftsweg . Hier eröffnen sich nun zwei Varianten: Entweder läuft man auf diesem breiten, meist grob geschotterten Weg zum Ausgangspunkt, oder man biegt nach rechts hinunter zu den Fischteichen und quert den Leimbach. Danach geht es nach links und – zwar auf Teerweg, aber in himmlischer Ruhe – teils direkt am Bach entlang. Beim Verlassen des Waldes belohnt zusätzlich zur Schottervariante ein letzter Ausblick, bevor der Keltenweg wieder den Ausgangspunkt am Parkplatz erreicht.
Johannland
Schon vor mehr als 2.000 Jahren siedelten im Johannland Menschen, auch wenn es damals noch nicht so hieß. Es waren die Kelten, die hier ihre Spuren hinterließen, die man auch heute noch im Gelände erkennen kann. Genau genommen sieht man die keltischen Spuren oberhalb des Ortes auf der Kuppe der Alten Burg (633 m). Dass der Berg diesen Namen trägt, kommt nicht von ungefähr. Denn ganz oben auf seiner Kuppe, aus allen Richtungen nur durch knackige Anstiege erreichbar, liegt eine keltische Ringwall-Anlage, mit einer Fläche von 10 ha die größte der Siegerländer Wallburgen. Heute stehen dort kräftige Buchen, doch der Verlauf der ursprünglichen Wälle ist rund um die Kuppe noch deutlich sichtbar. Traditionell ist das Siegerland protestantisch geprägt. Katholiken sind in nahezu allen Städten und Gemeinden in der Minderheit. Anders ist das rund um Netphen. Johann der VIII. von Nassau-Siegen wendete sich nämlich Anfang des 17. Jahrhunderts dem Katholizismus zu, obwohl er streng calvinistisch erzogen worden war. Damit drohte ganz Nassau-Siegen ein Bekenntniswechsel. Das konnte Fürst Johann Moritz zwar verhindern, doch er musste der katholischen Linie die Herrschaft über das östliche Drittel des Landes zugestehen. Und genau das ist das Gebiet um Netphen, das seither Johannland heißt. Das Johannland nennt sich in der Eigenwerbung auch das Drei-Quellen-Wanderland am Rothaarsteig. Damit ist landschaftlich schon fast alles gesagt: Drei Quellen, nämlich die von Lahn, Sieg und Eder, entspringen hier am Westhang des Rothaargebirges innerhalb der Gemarkung Netphen. Dieses Quellgebiet ist auch zugleich die Abgrenzung vom Johannland zum Wittgensteiner Land. Im Norden trennt der Höhenzug südlich des oberen Dreisbachtals das Johannland vom Hilchenbacher Winkel. Im Westen verläuft die Grenze ebenfalls auf einem Höhenzug, der vom Dreisbacher Berg bis zum Siegerberg führt, und im Süden trennen die Höhen von Rabenhain, Höhkopf, Haferhain und Pfarrbergskopf das Gebiet von den Südsiegerländer Rothaarvorhöhen. Während der kommunalen Neugliederung 1969 wurden 21 kleinere Orte zur Gemeinde Netphen zusammengefasst, die sich hauptsächlich in den Tälern von Sieg, Dreisbach, Netphe und Werthenbach befinden.
Alte Burg
Auf der Kuppe der Alten Burg liegt eine Wallburg aus der Zeit um 200 v. Chr. Die Kuppe des nach Osten, Süden und Westen steil abfallenden Berges ist von zwei mächtigen Ringwällen umgeben. Der äußere Wall ist etwa 1100 Meter und der innere 680 Meter lang. Die Wälle wurden durch zwei parallele, mit balkenartigen Hölzern verbundenen Pfostenreihen gehalten; die äußeren Pfosten steckten in einer Steinpackung. Der 4 bis 5 Meter breite Raum zwischen den Pfostenreihen wurde mit Erde und Steinschotter verfüllt. Die äußeren Ringwälle waren ursprünglich vermutlich mit Holzpalisaden verstärkt. Selbst ihre Überreste sind nach mehr als 2.000 Jahren noch beeindruckend. Die Anlage diente wahrscheinlich nicht nur als Fliehburg für bis zu 1000 Menschen, sondern war auch dauerhaft bewohnt, da sie nahe am Knotenpunkt wichtiger alter Handelsstraßen auf der Ginsberger Heide lag. Innerhalb kurzer Zeit gelangte man auf fast ebenen Wegen auch zur Eisenstraße, einer wichtigen vorgeschichtlichen Fernverkehrsstrasse, die es zu sichern galt. Eine Informationstafel erläutert, wie diese Fliehburg von den Kelten genutzt wurde und wie man sich das Leben dort vorstellen muss. Um die Geschichte der Kelten lebendig werden zu lassen, entwarf der Siegerländer Cartoonist Matthias Kringe eine Netpher Keltenfamilie. Auf fünf Schautafeln entlang des Rundweges werden verschiedene Aspekte des täglichen Lebens vor rund 2000 Jahren dargestellt.
Afholderbach
Der Netphener Stadtteil Afholderbach liegt im Tal der Netphe, wurde um 1300 urkundlich erwähnt und gehört zum Kirchspiel Netphen. Neben den landwirtschaftlichen Betrieben und der ehemaligen Köhlerei, einer Mühle, die heute ein schönes Fachwerkhaus ist, wird in der Chronik eine Glockengießerei erwähnt, die vor etwa über 200 Jahren bestand. Auch wurden Vorspanndienste bis zur Lützeler Höhe früher täglich geleistet. Der Ort wird durch die viel befahrene B 62 durchschnitten und ist vom Ortsbild her ein Straßendorf mit bäuerlichem Charakter, der bis heute erhalten geblieben ist. Die alten Fachwerkhäuser mitsamt dem Afholderbacher Weiher zählen ebenso zu den sehenswerten Gebäuden wie die Alte Mühle und der Backes.
Eschenbach
Das Dorf ist ein Teil der Stadt Netphen und schmiegt sich in der Landschaft sehr schön den Hängen des Rothaargebirges an. Auch Eschenbach liegt im Tal der Netphe und wird durch die viel befahrene B 62 durchschnitten. Eschenbach wurde im Jahr 1311 erstmals urkundlich erwähnt. Im Schatzungsregister von 1471 werden 11 Zahler aufgeführt. Im Dreißigjährigen Krieg wütete die Pest und Feuersbrünste suchten in den folgenden Jahrhunderten das Dorf wiederholt heim. Die frühere St. Andreas-Kapellenschule, wahrscheinlich aus dem Jahr 1731 stammend, wurde über Generationen hinweg zugleich kirchlich – lange Zeit simultan – und schulisch genutzt. Sie wich im Jahr 1955 der neu erbauten St. Andreaskapelle, welche kürzlich renoviert wurde. Eine Gastwirtschaft befindet sich im Ort. Eine Besonderheit Eschenbachs ist die Gerberei Jüngst, eine der letzten Fellgerbereien Deutschlands. Sie wurde 1897 gegründet und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Heute werden vor allem Schaf- und Lammfelle gegerbt. Mit traditionellen Verfahren werden Felle, Bälge und Schwarten aller Art gegerbt und Vorarbeiten für die Tierpräparation durchgeführt. Ein Besuch der Gerberei kann gut mit der Wanderung auf dem Keltenweg verbunden werden, der am Haus vorbeiführt.
Wegpunkte Netphener Keltenweg
WP1 N50°55.4548 E008°06.6069, Parkplatz Leimbachtal
WP2 N50°55.4548 E008°06.6069, Keltentafel am Knöpfchen
WP3 N50°56.5906 E008°08.2626, Afholderbach
WP4 N50°56.1081 E008°09.2791, Alte Burg
WP5 N50°55.8102 E008°08.5263, Aussicht zum Kindelsberg
WP6 N50°55.7979 E008°07.4541, Eschenbach
Flyer Netphener Keltenweg (pdf)
Route Netphener Keltenweg (gpx/ikt)
Fotoalbum Netphener Keltenweg (Flickr)