Mit der Kamera unterwegs im Wittgensteiner Land
Anreise mit Pkw zum kostenfreien und zeitlich unbegrenzten Parkplatz in der Gartenstraße, 57334 Bad Laasphe (GPS-Eingabe: N50°55’35″ E8°24’39″)
Tourbeschreibung
Am Haus des Gastes in Bad Laasphe starten wir zur 11,3 km langen Rundwanderung auf dem ganzjährig begehbaren Wittgensteiner Mythen- und Sagenweg. Der Weg gehört zu den zauberhaften zwölf Wanderhöhepunkten in Siegen-Wittgenstein. Wegmarkierung ist ein Kreis mit geschwungener Hügellandschaft. Die Königstraße führt uns durch die sehenswerte Altstadt mit den alten Fachwerkhäusern zur Kreuzung mit der Schloßstraße. Nach insgesamt 0,5 km biegen wir rechts in die Bergstraße ab, queren die Laasphe und wenden uns mit einem ziemlich steilen Fußweg hinauf zur Lahnklinik. Oben angelangt, passieren wir den Rastplatz der Klinik und des Minigolfplatzes. Weiter geht es vorbei an der Minigolfanlage mit Biergarten, einer Weide und einem guten Blick auf das Schloss zum Waldrand. Hier gabelt sich der Weg; wir wenden uns nach links und folgen gemeinsam mit Lokalweg L 4 dem breiten Wirtschaftsweg durch den Wald. Stetig, aber gemächlich gewinnen wir an Höhe. Nach insgesamt 3 km öffnet sich der Wald und bietet eine weite Aussicht. Wenig später rückt eine mächtige Felsklippe rechts des Weges in den Mittelpunkt des Interesses. Nun geht es durch einen überaus vielfältigen Wald. Besonders dichtes, weiches Sternmoos verleiht dieser Passage ein märchenhaftes Ambiente. An einer Weggabelung mit grandioser Aussicht wenden wir uns bergan und treffen 500 m später auf den querenden X-Weg. Dieser begleitet und 100 m nach links, dann biegen wir rechts auf einen Naturweg ab. Nach einer kurzen Waldpassage öffnet sich die Szenerie und eine phantastische Waldlichtung liegt vor uns. Die Waldwiese bietet auch einen Panoramablick auf Puderbach und eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein. Nach insgesamt 6 km wartet ein Naturerlebnis besonderer Art auf uns. Der Mischwald wechselt zu hohem Buchenwald, der sich fast wie eine Kathedrale über uns erhebt. Einen Kilometer später biegen wir nach rechts ab, steigen erneut bergan und treffen nach einigen Richtungswechseln wieder auf den X-Weg. Gemeinsam geht es etwas 700 m abwärts, bis wir uns an einer Weggabelung rechts halten. Dieser Abstecher lohnt, kommen wir doch so direkt an der beeindruckenden Felsgruppe der Teufelskanzel vorbei. Von hier sind es nur noch 300 m, bis wir erneut auf den X-Weg stoßen und mit diesem nach rechts abwärts laufen. Ab dem Ausblick auf das Schloss wandern wir zurück nach Bad Laasphe. (Quelle: Dr. Todt u. Dr. Poller / Wandermagazin).
Schautafeln
Am Wegesrand stellen vielfältig gestaltete Schautafeln mit Illustrationen von Bettina Schuller schaurig-schöne, die Fantasie anregende Geschichten aus der Region vor. Auf jeder Tafel vermittelt zudem die Spalte „Übrigens“ die historische Wahrheit der Begebenheiten. Zusammengetragen hat diese Geschichten der Heimatkundler Hans Wied.
Der letzte Riese: Auf jenen Höhen, von denen die Quellen der Lahn und Sieg zu Tal eilen, hauste von alters her ein Geschlecht von Riesen Ihre Kräfte waren unbändig und ihre Sitten so wild, dass niemand sich in ihre Wälder wagte. Nur der Graf von Wittgenstein trotzte mit seinem einzigen Töchterlein den rauhen Gesellen auf seinen festen Schloss. Einer der Riesen raubte die Tochter des Grafen und lieferte sich anschließend mit diesem ein Duell. Der Riese wird samt seiner Schar von dem Grafen in die Flucht geschlagen. Als der „Lange Mann” lebt er im Volksmund weiter.
Aus dem Laaspher Sagenborn: In den mit undurchdringlichen Wäldern bedeckten Gebirgen des südlichen Teils der Grafschaft Wittgenstein hielten sich rohe Völker auf, die „Schwarzen“ genannt. Der große Wittekind bekriegte sie und trieb sie von einem Berg auf den anderen. Er schlug sein Lager auf einem der steilen Berge auf und erbaute auf diesem Gipfel eine Wohnung, aus der Schloss Wittgenstein entstanden ist. Die Schwarzen hatten ihre Weiber und Kinder in einem nördlich von den Schlosse gelegenen Wald gebracht. Auf einem anderen, mehr nach Norden hin liegenden, sehr steilen und unheimlichen Berge kam es dann zur Schlacht. Die Schwarzen wurden vernichtet. Dieser Berg heißt der Botzeberg. Der aber, auf dem sich die Weiber verborgen hielten, der Weiberberg.
Vom wilden Jäger im Botzebach bei Laasphe: Am Botzebach stand in früheren Jahren eine mächtige Buche, die Hunderte von Jahren alt war. Unter dieser quoll ein silberklares Bächlein aus der Erde hervor. Die Sage berichtet, dass an dieser Stelle der wilde Jäger seine Meute tränkte, bevor er mit ihr in die Berge rückte. Mit ängstlicher Scheu mied man das sonst so herrliche Tälchen, wenn sich dort die Dunkelheit dort ausbreitete. Als eines Tages aber ein Vorwitziger bei der Quelle ausharrte bis die Nacht hereinbrach, um sich persönlich zu überzeugen, ob der wilde Jäger in leibhaftiger Gestalt hier rast mache, kam ihm der Besuch teuer zu stehen.
Todesahnungen: Freundlich und charmant soll sie gewesen sein, die Gräfin Elisabeth Charlotte. Sie verunglückte 1662 am Laaspher Schlossberg mit einem Schlitten tödlich. Das ist Fakt. Allerdings sprach sich auch schnell herum, dass die junge Gräfin ihren Tod auf den Tag genau vorhergesagt hatte, dass die Taschenuhr ihres Vaters zum Todeszeitpunkt stehen blieb und dass eine unerklärliche Lichterscheinung im Schloss ihren Austritt aus dem Leben ankündigte. Dies ist eine der Sagen, die man sich im Wittgensteiner Land an nebligen Herbstabenden erzählt.
Der Zug der Wildtiere zu den heiligen Wassern: In den heilgen Nächten sammeln sich die Tiere dieser Bergwälder. Sie kommen vom Rothaar, vom Ederkopf und vom Lahnhof. Sie trotten über den alten Salzweg, treffen sich am Bärenkopf und verharren dort in der ersten Nacht. Bei einbrechender Dämmerung des neuen Tages zieht die Schar am Eisenstein weiter, überschreitet östlich Raumland die Eder und steigt den Ohrenbach hinauf. Vorn schreitet gemächlich ein alter Hirsch. Auf dem wiegenden Haupt trägt er bedächtig ein Vierundzwanzigendergeweih, als sei es die kostbarste Krone auf dem weiten Erdenkreis.
Bonifatius in Puderbach: Einer uralten mündlichen Überlieferung nach soll Bonifatius auf seiner Missionsreise durch das benachbarte Hessen auch nach Puderbach seine Schritte gelenkt, hier gepredigt und gewirkt haben. Die Sage berichtet, dass er durch seine Predigten den Abfall der Heiden in so großem Maße erreichte, dass er sich veranlasst sahr, hier eine Kapelle zu bauen. Die hartnäckig heidnisch gebliebenen Einwohner des Dorfes sahen ihre alten, verehrten Götter im Schatten des neuen Gottes immer mehr erbleichen und dahinsinken. Dies grämte sie so sehr, dass sie sich zusammenrotteten und den Entschluss fassten, den kühnen Fremdling zu vertreiben oder gar zu töten, wenn er willens sei, den Kampf mit ihnen aufzunehmen.
Galgenspuk: Eine berüchtigte Räuberbande wurde 1771 in Laasphe hingerichtet. Nachts kam ein Reiter aus Biedenkopf an den baumelnden Leichen vorbei. Der Sage nach bemerkte er in der Dunkelheit den Sensenhändler nicht, der sich zur gleichen Zeit in der Nähe der Toten aufhielt. Stattdessen erkannte der Biedenkopfer den hingerichteten Räuberhauptmann, den er scherzhaft ansprach. Der Sensenhändler, der zufällig den gleichen Namen trug, antwortete ihm und kam mit einem seiner Produkte hinter dem Galgen hervor. Der tapfere Reiter gab fleißig die Sporen und ritt ohne Pause bis nach Biedenkopf, um dann tot vom Pferd zu sinken.
Die Teufelslücken: Nördlich vom Schlosse Wittgenstein sind zwei Lücken im Walde, genannt die Teufelslücken. Hier soll der Böse vor undenklichen Zeiten bis auf den heutigen Tag sowohl bei Tage als bei Nacht sein Wesen treiben. Er flog hier von einem Tal zum anderen hinüber, wenn er den Leuten, die sich ihm verschrieben hatten, Geschenke brachte. Als man da oben eine Burg habe bauen wollen, sei das, was man am Tage aufgebaut, in der Nacht vom Teufel allemal wieder umgeworfen worden.
Stadt Laasphe
Der Name der Stadt leitet sich von Lassaffa ab, was so viel wie Lachswasser oder Lachsgewässer bedeutet und vermutlich aus dem Keltischen stammt. Der bereits 780 erstmals erwähnte Ort wurde im frühen 13. Jahrhundert als Residenzstadt der Grafschaft Wittgenstein ausgebaut und erhielt vor 1277 Stadtrechte. In der Folge erhielt die Stadt eine Stadtmauer mit zwei Toren und sechs Türmen, die im frühen 19. Jahrhundert bis auf geringe Reste abgetragen wurde. Bei der 1605 erfolgten Teilung der Grafschaft Wittgenstein in die Linien Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein wurde Laasphe die Residenz der südlichen Grafschaft. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 erlosch der Status als Residenzstadt.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in der Grafschaft Wittgenstein und damit in Laasphe die Reformation nach dem Heidelberger Katechismus eingeführt. In den Hexenverfolgungen von 1609 bis 1630 sind in Laasphe sechzehn Hexenprozesse durchgeführt worden, darunter fünf Hinrichtungen und eine Verbannung. Das erste Opfer, Merge Dilmansche, wurde 1609 gefoltert, verurteilt und hingerichtet. Graf Ludwig II. stellte später fest, dass es kein ordentliches Verfahren war: sie sei wider Recht zum Tode verurteilt worden. Lucia Reichmann hielt alle drei Grade der Folter aus, ohne zu gestehen. Sie beging 1630 im Gefängnis Selbstmord. Der Rat der Stadt hat am 26. Juni 2015 einen Beschluss zur Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse gefasst.
Laasphe wurde 1806 als Teil des ehemaligen Fürstentums Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein zunächst dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt angeschlossen, dann aber auf Beschluss des Wiener Kongresses 1815 an Preußen abgegeben. Seit 1817 gehörte die Stadt dem Kreis Wittgenstein im südöstlichen Teil der preußischen Provinz Westfalen an. 1888 lag die Stadt Laasphe im preußischen Regierungsbezirk Arnsberg im Kreis Wittgenstein und hatte einen Anschluss an die Eisenbahnstrecke Kreuztal–Cölbe der Preußischen Staatsbahn. 1888 hatte Laasphe eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, zwei Eisenhütten sowie Trikotagen- und Strumpfwarenfabriken. Seit 1960 ist Laasphe ein Kneipp-Kurort. Seit dem 1. Januar 1984 führt die Stadt Laasphe als Kneipp-Heilbad und Luftkurort den Namen Bad Laasphe.
Evangelische Kirche
Die denkmalgeschützte Kirche in Bad Laasphe war ehemals der hl. Anna geweiht. Sie ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. An die ursprünglich zweijochige Saalkirche des frühen 13. Jahrhunderts mit einem gerade geschlossenen Chorjoch und einem Turm wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein dreijochiges Schiff mit polygonalem Chor angebaut. Die gräfliche Grablege mit Fachwerkobergeschoss für die Kirchschule wurde 1667 östlich an das Nordschiff angefügt. Der verputzte Bruchsteinbau wurde wohl nachträglich an der Südseite mit massigen Stützpfeilern gesichert. Der Turm mit in einer kleinen Haube endenden Knickhelm ist wohl vom 16. Jahrhundert. Mittig an den östlichen Gewölben befinden sich Stuckreliefs mit der Bezeichnung 1704.
Schloss Wittgenstein
Das Schloss Wittgenstein liegt zwischen Lahn und Laasphebach oberhalb der Stadt auf einem 470 m hohen Berg. Eine Burg an dieser Stelle wird 1187 erstmals als Widenkindigstein urkundlich erwähnt. Zuvor hatte sich 1174 ein Graf Werner I. nach der Burg genannt. Er schloss im Jahre 1190 einen Vertrag mit dem Erzbischof von Mainz, demgemäß er dem Erzstift gegen eine Geldzahlung die Burg Wittgenstein aufzutragen versprach und sie von diesem als Lehen zurückerhalten sollte. Der Erzbischof blieb jedoch einen Teil der Zahlung schuldig, sodass der Vertrag nicht in Kraft trat und Werner sich schon nach einigen Jahren wieder aus der damit verbundenen Abhängigkeit von Mainz befreien konnte. Erst in einem Vertrag mit Werners Söhnen II., Widekind I. und Hermann vom 2. September 1223 gelang es dem neuen Erzbischof die Auftragung der Burg Wittgenstein an das Erzstift zu erlangen und sie ihnen zu Lehen zu geben. Im Jahr 1238 folgte die Teilung in eine Battenberger und eine Wittgensteiner Linie durch die Söhne Widekinds I. Die Burg Wittgenstein kam mit der zugehörigen Herrschaft an den Oberläufen von Lahn und Eder an Siegfried I., der sich nunmehr Graf von Wittgenstein nannte. Wenig später wurde unterhalb der Burg die Stadt Laasphe gegründet. Mit dem Aussterben der Grafen von Wittgenstein im Mannesstamm 1359 fiel die Burg an das Haus Sayn-Wittgenstein. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das Schloss 1634 besetzt und erheblich beschädigt, wurde jedoch wieder instand gesetzt. Bis 1950 diente es als Wohnsitz der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Wegpunkte Mythen- und Sagenweg
WP1 N50°55.5755 E008°24.6423, Parkplatz Gartenstraße
WP2 N50°55.6672 E008°24.4260, Schautafel in der Königstraße
WP3 N50°55.8804 E008°24.4267, Schlossblick
WP4 N50°55.9958 E008°24.3176, Beginn/Ende Rundweg
WP5 N50°56.9045 E008°24.4376, Ausblick ins Laasphetal
WP6 N50°57.2763 E008°25.6254, Rastplatz
WP7 N50°56.1646 E008°24.3018, Teufelskanzel
Flyer Wanderhöhepunkt Mythen- und Sagenweg (pdf)
Route Mythen- und Sagenweg (gpx/ikt)
Fotoalbum Mythen- und Sagenweg (Flickr)