Mit der Kamera unterwegs im Panneklöpper Land
Anreise mit Pkw zum Rastplatz Neuenkleusheim Hohenhagen zwischen Stachelau und Neuenkleusheim (GPS-Eingabe: N51°1’39″ E7°54’26″). Wanderkarte Kreuztal, Maßstab 1:25.000, Herausgeber Stadt Kreuztal.
Tourbeschreibung
Mäßig schwere 12,6 km lange Rundwanderung auf Feld- und Waldwegen durch überwiegend hügeliges Gelände. Für Familienausflug und für Mountainbikes geeignet. Festeres Schuhwerk und wetterfeste Kleidung empfohlen. Start und Ziel der Wanderung ist der Rastplatz Neuenkleusheim Hohenhagen an der Landstraße zwischen Stachelau und Neuenkleusheim. Wir wandern mit der Markierung N dann aufwärts durch das Tal der Langemicke hoch zum 1932 im Rahmen von Notstandsarbeiten während der Weltwirtschaftskrise durch Rodung geschaffenen Neuenkleusheimer Weidekamp und weiter um den Engelsberg zum Rastplatz Graevenstein. Von dort führt die Route dann ein Stück lang über den Möhne-Westerwald-Weg (X24) nach Südwesten bis zum Stübelhagen nördlich von Altenkleusheim. Von hier geht es über dem Bremer Stück weiter mit Markierung Z zum Wegkreuz. Etwa 100 Meter später dann links in den Wirtschaftsweg unterhalb des Ratzelbergs zum Jüdischen Friedhof abbiegen. An der nächsten Wegespinne dann wieder mit Markierung N geradeaus weiter zum Erdkamin auf dem Hohenhagen und hier Abstieg hinunter zum Parkplatz.
Neuenkleusheim
Das Panneklöpper Land verdankt seinen Namen einer alten Handwerkstradition in Olpe, dem zentralen Ort der Region. Mitte des 16. Jahrhunderts entstand hier die Zunft der Kessel- und Pfannenschmiede, die Olper Panneklöpper. Bis in das 19. Jahrhundert hinein sorgte die florierende Herstellung von Pfannen und Töpfen aus dem in der Region geförderten Eisen für ansehnlichen Wohlstand. Ganz im Osten des Panneklöpper Landes, wo ein Bergkamm mit dem Engelsberg (589 m) als höchster Erhebung des Stadtgebiets von Olpe das Gebiet vom benachbarten Littfelder Grund im Siegerland trennt, liegt die früher eigenständige Gemeinde Kleusheim. Im Mittelalter hatte die Grenze eine wichtige Bedeutung. Kölsches Heck genannt, schottete eine starke Befestigung aus Dornenhecken und Gräben das evangelische Siegerland von den katholischen Nachbarn im Ebbegebirge ab. Heute sind sich die Siegerländer und die „Kölschen“ zum Glück friedlicher gesinnt. Der Ort Neuenkleusheim wird 1406 erstmalig erwähnt. In der ältesten Urkunde des Pfarrarchivs Olpe heißt es, dass „Hannes von Closme gerhardes son“ der Kirche in Olpe einen Garten schenkte. Von 1180 bis 1802 gehörte das Südsauerland zum Kurfürstentum Köln, von 1803 bis 1816 zum Herzogtum Hessen-Darmstadt, danach kam es an Preußen. Nach der Einführung der Landgemeindeordnung 1843 bildete Neuenkleusheim mit den Dörfern Altenkleusheim und Rehringhausen die Gemeinde Kleusheim. Am 1. Juli 1969 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Kleusheim in die Kreisstadt Olpe eingegliedert.
Pfarrkirche St. Georg
Die schlicht weiß verputzte St. Georgskirche mit dem für die Region typischen Schieferdach dominiert mit dem geschwungenen Turmhelm das Ortsbild. Der Turm hat einen quadratischen Grundriss und ist glatte hundert Jahre älter als Kirchenschiff und der Chor. Er entstand 1727, letztere erst 1827. Die Kreuzigungsgruppe mit einem lebensgroßen Kruzifixus wurde im 18. Jahrhundert aus Lindenholz geschaffen. Interessant ist die auf das Jahr 1663 datierte Orgel. Sie stand ursprünglich im ehemaligen Kloster Drolshagen und ist ein Geschenk des Hessischen Landgrafen. Ebenfalls einen Blick wert sind die beiden erhaltenen Sandstein-Grabkreuze aus den Jahren 1715 bzw. 1723 direkt neben der Kirche. Sie zeigen an, wo sich einst der Friedhof befand.
Alte Mühle
1790 wurde in Neuenkleusheim eine Mühle gebaut, um die es mit der Stadt Olpe, die das Mühlbannrecht hatte, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Dieser Streit von 1791 bis 1806 ist als Mühlenstreit in die Geschichte des Dorfes eingegangen. Dem Befehl, die Mühle zu schließen, kamen die Kleusheimer nicht nach. Daher erging der kurfürstliche Befehl, die Stadt Olpe solle mit starker Hand die Mühle schließen. Es war im Jahre 1791, den 18. März, morgens 11 Uhr, da kamen die Olper Bürger an der Zahl 450 Mann mit fliegenden Fahnen, mit Flöten und Trommeln in Neuenkleusheim an. Bei ihrer Attacke holten sich die Olper jedoch ziemlich blutige Köpfe. Durch die Delle im Hohenhagen suchten sie dann den Weg nach Hause. Nachdem Militär aus Winterberg zum Einsatz kam, gaben die Neuenkleusheimer endlich ihren Ungehorsam auf und schlossen befehlsgemäß die Mühle. 1970 wurde die Mühle, die schon seit Jahren still gestanden hatte, von der Stadt Olpe gekauft und abgerissen. Heute erinnert ein Mahlstein an die alte Mühle, die an diesem Platz gestanden hat.
Iserhütte
Die Iserhütte auf dem Hüttenplatz wird bereits 1468/69 als eine der ersten Schmelzhütten im Kreise Olpe erwähnt. 1572 Erwähnung der Grube Elpertshagen in den Tagebüchern des Drosten Caspar von Fürstenberg. Bergmeister Engelhardt nennt 1668 in einem Bericht auch die Eisensteinbergwerke auf dem Elpertshagen und das Bergwerk Kupferseifen. 1883 kommt es zum Erliegen der Grube Elpertshagen und 1889 zum Erliegen der Grube St. Georgius. 1923/27 wird zwar ein neuer Förderschacht auf dem Elpertshagen angelegt; Erze werden aber nicht mehr gefördert. Der Förderturm wird 1932 daher wieder abgerissen.
Alte Schule
Eine Schule in Neuenkleusheim wurde erstmals 1676 erwähnt; ein neues einklassiges Schulhaus dann 1896/97 erbaut. Während der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges war die Volksschule Neuenkleusheim das Hauptquartier der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model. 1955/56 erfolgte der Neubau einer zweiklassigen Volksschule am Schmittenberg. Aber bereits 1967 wurde die Volksschule Neuenkleusheim
wieder aufgelöst. Unterhalb eines an der Nordwand der Alten Schule angebrachten Glockenspiels ist der Text zum Lied „Hoch Kleusheim“ niedergeschrieben. Im Fenster daneben wird mit Wilhelm Busch darauf hingewiesen, dass der Mensch was lernen muss.
Schützenverein
Unter dem Datum 29. August 1767 genehmigte der Erzbischof Maximilian Friedrich von Köln die Bruderschafts-Statuten der Männer Schützen Compagnie. Diese wurde gegründet „zu Vermehrung der Ehr Gottes, damit das Hochwürdige Guth auf Pfingst-Montag bei der jährlichen und gewöhnlichen Prozession sonderlich an denen Nassauischen Grenzen zu mehrer Auferbauung deren angrenzenden Reformierten mit desto größerer Solemnität (Feierlichkeit) herumgetragen und begleitet werden möge“. Diese Begründung deutet darauf hin, dass es bei der seit 1717 an Pfingstmontag durchgeführten Prozession an der Grenze zwischen Kurköln und Nassau-Siegen wiederholt zu Zwischenfällen gekommen sein muss.
Marienkapelle
Die Marienkapelle mit Wasserrad und Glöckchen wurde in den Jahren 1945/47 gebaut zum Dank dafür, dass Neuenkleusheim im Krieg nicht zerstört worden war. Das Wasserrad wird vom Quellwasser aus der ehemaligen Grube angetrieben. Die Kapelle lädt ein zum Gebet, und auf acht Ruhebänken bei der Kapelle kann man die Natur in dem herrlichen Buchenwald genießen. Die kleine, im barocken Stil erbaute Marienkapelle ist inzwischen von vielen Pilgern, Wanderern und Spaziergängern besucht worden. Die Neuenkleusheimer gehen jedes Jahr zum Fest Maria Himmelfahrt in die Beismicke und feiern vor der Kapelle unter den hohen Buchen eine Hl. Messe, die vom Musikverein mitgestaltet wird.
Jüdischer Friedhof
1781 zog mit Moses Abraham der erste Jude nach Neuenkleusheim. Um 1810 umfasste die jüdische Gemeinde etwa zwölf Personen. Sie hatten einen eigenen Betraum und bildeten vorübergehend eine eigene Synagogengemeinde. 1876 verließen die letzten Juden Neuenkleusheim Richtung Olpe. Südlich von Neuenkleusheim, am nördlichen Hang des Ratzelbergs ist der ehemalige jüdische Friedhof in einer Lichtung zu finden. Der Friedhof wurde vermutlich bald nach 1781 angelegt. 15 Beerdigungen 1834 – 1877 und 1919 sind hier nachweisbar. 1931 wurde er mit einem Riegelzaun vor Vieh geschützt. In der NS-Zeit wurden die Grausteine aus rotem Sandstein entfernt und angeblich als Wetzstein benutzt. Nach 1983 wurden die 15 Grabhügel mit Einfassungen versehen. Die Begräbnisstätte ist durch einen niedrigen Erdwall und einen Graben eingefriedet.
Erdkamin
Nachdem im Tal Zinnober entdeckt worden war, errichtete man 1864, da wo heute die Firma Karl Imhäuser ansässig ist, eine Quecksilber-Verhüttungsanlage. Schon damals war bekannt, dass die bei der Verhüttung entstehenden Abgase hoch giftig sind. Ebenso gab es schon ein Emissionsschutzgesetz. Deshalb wurde zur Ableitung der schwefeligen Gase ein Erdkamin errichtet, der von der Hütte bis auf den Gipfel des Hohenhagen führte. Der Erdkamin wurde komplett halb untertägig, halb übertägig in Gewölbeform aus Bruchstein gemauert. Der zu überwindende Höhenunterschied beträgt 110 m, die zu bewältigende Strecke ca. 400 m. Oben auf dem Berg errichtete man noch einen 10 m hohen Schornstein, so dass die Gase vor Ort keinen Schaden mehr anrichten konnten. Dieser Schornstein ist im Laufe der Jahre abgetragen worden. Bei genauem Hinsehen kann man jedoch noch die Plattform erkennen, an dem damals der Schornstein stand. Ein Großteil des Kamins ist noch erhalten.
Landstraße Neuenkleusheim-Kruberg
Im Jahre 1926 erhielt die Firma Schenk aus Arnsberg den Auftrag zum Bau der Straße zwischen Neuenkleusheim und Kruberg. Vorher gab es nur einen Waldweg. Aber allmählich fuhren auch im südlichen Sauerland Kraftfahrzeuge. Für den Straßenuntergrund brauchte man Steine. Aus dem Steinbruch Nussweile oberhalb des Sägewerks Schrage und aus dem Steinbruch Bremsberg bei Kruberg wurden diese auf vorher verlegten Rollschienen und auf Loren mit einer Seilwinde bis zur jeweiligen Baustelle gezogen. An der Grenze, zwischen den beiden Gemeinden Kleusheim und Rahrbach wurde ein Gedenkstein aufgestellt. Der so genannte Graevenstein neben der im Jahre 1928 fertig gestellten Landstraße 711 erinnert an den Amtsbürgermeister des Amtes Bilstein Karl Graevenstein, der sich als Verbandsvorsteher des Wegeverbandes Rahrbach-Kleusheim für die Erneuerung und den straßenmäßigen Ausbau dieser uralten Wegeverbindung durch Notstandsarbeiten eingesetzt hatte. Der Gedenkstein trägt folgende Inschrift: „Von den Vätern ersonnen / Von den Enkeln begonnen / Zum Segen es werde / Der Heimaterde / AD 1928“. Der Graevenstein ist heute ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und andere Sportarten.
Wegpunkte Rundwanderung Neuenkleusheim
WP01 N51°01.7699 E007°56.8071, Graevenstein
WP02 N51°00.9711 E007°55.3624, Stübelhagen / Bremer Stück
WP03 N51°01.0973 E007°54.9455, Wegkreuz Neuenkleusheim
WP04 N51°01.1628 E007°54.7049, Jüdischer Friedhof
WP05 N51°01.8472 E007°53.9003, Erdkamin
WP06 N51°01.6402 E007°54.4603, Rastplatz Neuenkleusheim Hohenhagen
Route Rundwanderung Neuenkleusheim (gpx)
Fotoalbum Rundwanderung Neuenkleusheim (Flickr)