Kultur, Geschichte und Natur
Anreise mit dem Pkw zum Parkplatz am Bahnhof in Arnsberg (GPS-Eingabe: N51°24’18″ E8°4’0″)
Tourbeschreibung
Der gut 20 km lange Rundweg an der Sauerland-Waldroute führt durch Arnsberg mit seinem Klassizismusviertel, der Schlossruine, dem ehemaligen Kloster Wedinghausen und der Neustadt. Markiert ist die Route mit einem grünen W und dem Schriftzug Aussichtsroute. Vom Bahnhof geht es linkerhand durch den Wintroper Weg zu einer Umrundung des Lüsenbergs, an dem man eine schöne Aussicht über die Arnsberger Ruhrschleifen genießt. Dann geht es entlang der Ruhr nach Süden und weiter über die Rumbecker Höhe. Hier knickt der Weg nach Westen und verläuft oberhalb des SGV Jugendhofs Wilhelm Münker ins Hellefelder Bachtal und weiter zum Arnsberger Waldfriedhof. Ab hier richtet sich die Arnsberger Aussichtsroute nach Überquerung der Sunderner Straße nordwärts aus. Die Arnsberger Aussichtsroute folgt dem kleinen Stockumer Bach in die Kleingartenanlage Gierskämpen und knickt dann wieder ostwärts zur Ehmsenhütte. Parallel zum Grotmanns Siepen geht es hinauf auf den Seltersberg. Auf dem Kreuzberg trifft die Arnsberger Aussichtsroute auf die spärlichen Überreste der Rüdenburg und wenig weiter auf die Kreuzbergkapelle. Vorbei am Jüdischen Friedhof geht es hinüber in die Altstadt von Arnsberg. Die Aussichtsroute quert über eine Fußgängerbrücke die Ruhr und leitet den Wanderer zum Ehmsendenkmal, einem Aussichtstempel hoch über den Arnsberger Ruhrschleifen. Dann passiert die Aussichtsroute das ehemalige Kloster Wedinghausen, deren Klosterkirche 1803 zur Pfarrkirche und dann 1859 zur Arnsberger Probsteikirche erhoben wurde. Jetzt geht es direkt auf den klassizistischen Neumarkt zu, der sich vor der evangelischen Auferstehungskirche erstreckt. Von hier führt die Aussichtsroute über den Steinweg am Sauerlandmuseum vorbei zum Alten Markt und zum Wahrzeichen von Arnsberg, dem Glockenturm der Stadtkapelle St. Georg. Durchschreitet man den Glockenturm, ist man in der Schlossstraße, die folgerichtig zur Ruine von Schloss Arnsberg führt. Auch hier genießt man von der frei zugänglichen Anlage einen wunderbaren Blick über Arnsberg und das Ruhrtal. Dann ist es bis zum Parkplatz am Bahnhof nicht mehr weit.
Arnsberg
Die Keimzelle der Stadt ist das Schloss Arnsberg. Gottfried der IV., der letzte Graf von Arnsberg, hinterließ keine Erben und vermachte seine Grafschaft 1368 dem Kölner Erzstift. Im Gegenzug erhielt er später als einziger weltlicher Fürst ein stattliches Begräbnis im Kölner Dom. Die Stadt war zur Zeit der kurkölnischen Herrschaft Residenz der Kölner Erzbischöfe im Herzogtums Westfalen und Tagungsort der Landständeversammlung. Daneben war die Stadt mit Sitz des Oberfreistuhls ein Zentrum der frühneuzeitlichen Rechtspflege (Feme). Dort wurden Regeln auch für die übrigen Freistühle in Westfalen erlassen. Für eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung spricht die Zugehörigkeit zur Hanse. Über Jahrhunderte hinweg lag die Einwohnerzahl deutlich unter 2.000 Personen. Nachteilig wirkte sich auch ein Stadtbrand im Jahr 1600 aus, der bis auf elf Häuser die gesamte Stadt vernichtete. Während des Dreißigjährigen Krieges drohte die Stadt mehrfach eingenommen zu werden. Den ersten vergeblichen Versuch unternahm 1634 der gebürtige Arnsberger Eberhard Beckermann, der zu dieser Zeit in schwedischen Diensten stand. Die Errettung der Stadt wurde nicht zuletzt dem Heiligen Norbert von Xanten zugeschrieben. Zum Dank wird seit 1646 alljährlich eine Norbertusprozession abgehalten. Auf Befehl des Landgrafen Ludwig X. besetzten im Jahr 1802 hessisch-darmstädtische Truppen das Herzogtum. Westfalen fiel an den Landgrafen und Arnsberg wurde hessische Regierungsstadt. Schon 13 Jahre später teilte der Wiener Kongress das Herzogtum jedoch dem Königreich Preußen zu. Um den Neumarkt herum entstand für die preußischen Beamten ein eigenes Wohnviertel, die Kleine Berliner Stadt mit 55 Bürgerhäusern, Behördenhäusern, der evangelischen Auferstehungskirche, dem Hotel Zum König von Preußen, der Post und dem Casino.
Ruine Rüdenburg
Im Jahr 1060 erbaut Graf Bernhard II. von Werl die Rüdenburg und nennt sich von nun an Graf von Arnsberg. Die Alte Burg, wie wir sie heute nennen, hat keine große Zukunft. Denn schon 40 Jahre später errichtet Graf Friedrich der Streitbare eine zweite Burg auf dem gegenüberliegenden Adlerberg. Obwohl die Burg im 14. Jahrhundert zerfiel, ist der Grundriss der Burg in der Ruine noch heute gut erkennbar. Ihre Ursprünge reichen vermutlich in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts wechselte die Burg durch Eroberung und Erbfolge mehrfach den Besitzer, dann verfiel sie nach und nach. Heute finden sich vor allem im Bereich der Vorburg noch sichtbare, teilweise wiederhergestellte Reste der Anlage.
Kreuzbergkapelle
Nach der Erhebung der Pfarrkirche St. Laurentius zur Propsteikirche 1859 kam in der Arnsberger Bürgerschaft der Wunsch nach einem neuen Kreuzweg auf. Der alte, zwischen Stadt und Kloster Wedinghausen gelegene, war wegen der Bebauung seit 1818 verschwunden. Zu diesem Zweck bildete sich ein Bürgerkomitee, das aus Spenden und Stiftungen die Stationen des Kreuzweges unterhalb der alten Burg gegenüber der eigentlichen Stadt errichten ließ. Im Jahr 1862 wurde der Kreuzweg mit insgesamt vierzehn Stationen eingeweiht. Die Kreuzbergkapelle, Kapelle zu den sieben Schmerzen Mariens. aus dem 19. Jahrhundert markiert das Ende des Kreuzweges. Immer in der Nacht zu Ostern findet eine große Prozession von Arnsberg zur Kreuzbergkapelle statt, die mit dem Entzünden eines der größten Osterfeuer im Sauerland endet.
Jüdischer Friedhof
Bis zum Ende des Herzogtums Westfalens wurden keine Juden in Arnsberg geduldet. Dies änderte sich mit dem Übergang an Hessen-Darmstadt. Erste jüdische Familien ließen sich um 1810 in der Stadt nieder. In den ersten Jahrzehnten wurden die Verstorbenen der jungen jüdischen Gemeinde auf dem Friedhof in Hüsten beigesetzt. Als im Jahr 1824 eine Verstorbene in Hüsten beigesetzt werden sollte, kam es zum Streit mit der Hüstener jüdischen Gemeinde, die diese Beisetzung verweigern wollte, weil die Arnsberger nicht mehr der Hüstener Synagogengemeinde angehörten. Um weitere derartige Konflikte zu vermeiden, wies die Arnsberger Regierung den Landrat und die Stadt Arnsberg an, einen eigenen Begräbnisplatz auszuweisen. Aber erst 1847 kam es zur Anlage des Friedhofes am Alten Kuhweg am Seltersberg, damals weit außerhalb der Stadt.
Ehmsendenkmal
Das Ehmsendenkmal in Arnsberg erinnert an den Forstrat und Gründer des Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) Ernst Ehmsen. Im Jahr 1897 hat der SGV zu Ehren des verstorbenen Ehmsen ein Denkmal errichtet. Es handelt sich dabei um einen pavillonähnlichen Kuppelbau von etwa 8 m Höhe. Der Bau erhebt sich auf der östlichen Seite des Eichholzes auf einem Felsvorsprung und bietet einen eindrucksvollen Blick auf die Altstadt und Neustadt von Arnsberg. Aufgrund seiner besonderen Akustik wird das Denkmal auch Flüsterhäuschen genannt. An der Frontseite befindet sich neben einer Darstellung Ehmsens eine Inschrift in Goldschrift: Seinem Gründer SGV und den Jahreszahlen 1891 für die Vereinsgründung und 1897 für den Bau des Denkmals.
Kloster Wedinghausen
Das Kloster Wedinghausen ist ein ehemaliges Prämonstratenser-Chorherrenstift. Es wurde um 1170 gegründet und im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803 aufgehoben. Das Kloster war ein religiöses und kulturelles Zentrum der Grafschaft Arnsberg und später des Herzogtums Westfalen. Beim Aufenthalt der Kölner Erzbischöfe in der Residenzstadt Arnsberg ihres Nebenlandes, des Herzogtums Westfalen, diente die Klosterkirche vorübergehend als Kathedralkirche, ohne diesen kirchenrechtlichen Status zu besitzen. Nach der Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen im Jahr 1794 wurde Wedinghausen Zuflucht des Kölner Domkapitels und Aufbewahrungsort des Dreikönigenschreins. Die Klosterkirche, die bereits während des Mittelalters und in der frühen Neuzeit auch Pfarrkirche der Stadt Arnsberg war, ist seit dem 19. Jahrhundert die Gemeinde- und Propsteikirche St. Laurentius. Der ursprünglich deutlich niedrigere Turm wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts erhöht. Im Jahr 1662 wurde der kleine Mittelturm aufgesetzt und an der nördlichen Turmseite ein Beinhaus angebaut. Später wurde dieser Anbau zu einer Sakristei erweitert. Seit 1935 wurde der Bereich als Taufkapelle genutzt. Dort steht heute der Taufstein von 1695. Zwischen 1858 und 1865 wurde die Kirche grundlegend erneuert.
Auferstehungskirche
Die Auferstehungskirche war der erste evangelische Kirchenbau in Arnsberg. Als Folge der Gegenreformation im Herzogtum Westfalen gab es bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches keine protestantische Kirchengemeinde in der Stadt. Dies änderte sich mit dem Übergang des Herzogtums an Hessen-Darmstadt im Jahr 1803. Dadurch kamen zahlreiche protestantische Beamte mit ihren Familien in die Stadt. Außerdem war die Stadt Standort einer Garnison hessischer Truppen. Zunächst nutzten Protestanten und Katholiken die St.-Georgs-Kapelle in der Arnsberger Altstadt wechselweise. Nach dem Übergang der Region an Preußen 1816 und der weiter wachsenden protestantischen Bevölkerung wurde das Bedürfnis nach einem eigenen Gotteshaus dringender. Da sich die Pläne einer neogotischen Kirche, wie sie Schinkel vorgeschlagen hatte, nicht in die Gesamtanlage des Platzes fügten, entstand schließlich ein klassizistischer Zentralbau in Form eines gleichschenkligen griechischen Kreuzes. Über dem Mittelbau erhebt sich ein Turm mit einer umlaufenden Galerie. Innerhalb des Baus wird ein Mittelraum durch acht dorische Säulen umgrenzt. Im Ostteil der Kirche befindet sich der Altar und hinter diesem ein Altarbild des Malers Ernst Deger aus dem Jahr 1830 im Stil der Nazarenerschule, das den auferstandenen Christus zeigt.
Gedenkstätte Blauer Stein
An der Ecke zur Hallenstraße befindet sich in einer vergitterten Bildnische eine Madonna, die von einem unbekannten schwäbischen Meister um 1500 geschaffen wurde. Unterhalb des Bildes ist der sogenannte Blaue Stein eingelassen. Über dessen Bedeutung gibt es verschiedene Deutungen. In älteren Darstellungen sollen auf diesem Stein die „Hexen“ hingerichtet worden sein. Erst später soll der Stein an seine heutige Stelle gebracht worden sein. Andere interpretieren ihn so, dass zum Tode verurteilte dort vor ihrer Hinrichtung ein letztes Mal niederknien und beten durften. Eine weitere Deutung bringt den Stein mit einem blauen Stein in Köln in Verbindung. An dem Stein wurden alle Delinquenten zur Bekräftigung des Urteils angestoßen, bevor sie zur Hinrichtungsstätte geführt wurden.
Stadtkapelle St. Georg
Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1323. Er wurde im Stil einer frühgotischen Hallenkirche errichtet. Der Anbau einer Sakristei erfolgte 1730. Der Glockenturm gehört zu den ältesten Bauwerken der Stadt Arnsberg und bildete den südlichsten Wehr- und Torturm des ältesten Stadtteils. Diese Funktion nahm er ab etwa 1170 ein. Eine neue Funktion bekam der Turm nach dem Einsturz der alten Stadtkapelle. An deren Stelle wurde die heutige Kapelle als der einzige innerstädtische Kirchenbau 1323 errichtet. Der unmittelbar angrenzende Turm dient seither als Glockenturm. Abgesehen von der Haube, blieb die Gestalt des dem frühgotischen Stils zuzurechnenden Turms bis heute weitgehend unverändert. Die Turmspitze bestand über Jahrhunderte aus einem zeltartigen Dach mit vier kleinen Ecktürmen. Nach dem großen Stadtbrand von 1600 wurde er in der alten Gestalt durch den Turmmeister Hermann von Plettenberg wieder errichtet. Nach dem erneuten Brand von 1709 verzögerte sich die Wiederherstellung bis 1723. Erst zu diesem Zeitpunkt erhielt der Turm seine barocke Zwiebelhaube.
Schlossruine Arnsberg
Das ehemalige kurkölnische Schloss Arnsberg, einst eine mächtige Burg, war Mittelpunkt der entstehenden Stadt und Wohnsitz der Grafen von Arnsberg, bis die Grafschaft 1368 an die kurkölnischen Erzbischöfe verkauft wurde. Diese nutzten die Anlage als Wohnsitz bei ihren Besuchen in Westfalen. 1575 gestaltete Salentin von Isenburg sie grundlegend um. Aus der wehrhaften Burg wurde nach und nach ein Schloss, unter anderem durch den Salentinbau mit seinen zwei quadratischen Ecktürmen und dem repräsentativen Großen Saal. An den Schlosshof grenzten nördlich der mittelalterliche Hauptturm, auch Dicker Turm oder Weißer Turm genannt, und eine Kapelle. Umrahmt wurde das Gelände außerdem von verschiedenen Wirtschaftsgebäuden und dem sogenannten Landdrostenflügel. Anfang des 18. Jahrhunderts entstand eine weitere Umgestaltung zu einem prächtigen Jagd- und Residenzschloss. 1762 machten preußische Truppen während des Siebenjährigen Krieges aus dem prachtvollen Schloss eine Ruine. Aber einen Besuch wert ist die Anlage trotzdem.
Oberfreistuhl
Der Oberfreistuhl in Arnsberg war eine bedeutende spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Gerichts- und Versammlungsstätte der Femegerichtsbarkeit. Der Richtplatz liegt in der Nähe der Schlossruine an der Oleypforte etwas unscheinbar in einer Mulde mit einer rekonstruierten kreisförmigen Sitzgruppe aus Sandsteinblöcken. Hier am originalen Schauplatz wurde im frühen 15. Jahrhundert unter freiem Himmel Recht gesprochen und sogleich auch verurteilt. Der Eigentümer des Gerichts war der Stuhlherr, ein Vertreter des Königs. Die Freigrafen waren die Vorsitzenden; sie wurden vom Stuhlherrn gewählt. Weiter waren anwesend 7 Freischöffen und ein Femehelfer. Die Femegerichte profitierten 1371 von dem von Kaiser Karl IV. erlassenen Landfrieden für Westfalen. In engem Zusammenhang mit dem Landfrieden wuchs die Bedeutung der Femegerichte an. Seit 1422 hatten die Kurfürsten offiziell das Recht, die Freigrafen zu Kapiteln (Zusammenkünfte) zusammenzurufen, um allgemeine Fragen zu klären und Problemfälle zu lösen. Als Oberfreistuhl war das Gericht seit 1483 Berufungsinstanz für die übrigen Femegerichte. Obwohl mit der Errichtung des Reichskammergerichts 1495 Bestrebungen zu einer Vereinheitlichung des Reichsrechts bestanden, konnten die westfälischen Femegerichte noch eine Zeitlang ihr Niveau halten.
Wegpunkte Arnsberger Aussichtsroute
WP01 N51°24.2958 E008°04.0405, Wanderportal
WP02 N51°24.1475 E008°04.6290, Lüsenberg
WP03 N51°23.4579 E008°03.0825, Rüdenburg
WP04 N50°23.5812 E008°03.1223, Kreuzbergkapelle
WP05 N51°23.3772 E008°03.0717, Jüdischer Friedhof
WP06 N51°23.2913 E008°04.0271, Ehmsendenkmal
WP07 N51°23.3401 E008°03.5361, Propsteikirche
WP08 N51°23.3845 E008°03.4928, Auferstehungskirche
WP09 N51°23.8412 E008°03.8505, Blauer Stein
WP10 N51°23.5223 E008°03.4899, Glockenturm
WP11 N51°24.0617 E008°03.4312, Schlossruine
WP12 N51°24.0025 E008°03.6797, Oberfreistuhl
WP13 N51°24.2968 E008°03.9772, Parkplatz