Mit der Kamera unterwegs im Tal der „jungen Ruhr“
Anreise mit dem Pkw zum Wanderparkplatz in Assinghausen (Navi-Eingabe N51°18’36″ E8°30’16″).
Tourbeschreibung
Drei Mal Gold auf gut 17 km – wer diesen Rekord erwandern will, sollte einen Ausflug ins obere Ruhrtal bei Olsberg machen. Denn hier liegen sie, drei Dörfer, die bei Wettbewerben wie „Unser Dorf hat Zukunft“ eine Goldmedaille erreichen konnten. Der Olsberger Golddörferweg, der die Orte Assinghausen, Bruchhausen und Elleringhausen auf einer schönen Rundtour durchs Hochsauerland verbindet, beginnt am Grimme-Denkmal in Assinghausen.. Ein weißes G auf schwarzem Grund weist den Weg. Durch Assinghausen mit seinen schönen Fachwerkhäusern geht es zur noch jungen Ruhr, die hinter der Schützenhalle passiert wird. Dann erreicht der Golddörferweg das Küsterland, eine Grünanlage, in der sich neben einer Lourdes-Grotte auch die Küsterlandkapelle befindet. Sie wurde 1758 als Kapelle für Fuhrleute erbaut. Diese konnten hier beim Pferdetränken gleich noch um einen guten weiteren Reiseverlauf durchs bergige Hochsauerland beten.
Der Golddörferweg führt hinaus aus Assinghausen um den Iberg (596 m) herum. Seit dem Orkan Kyrill gibt es von hier oben einen hervorragenden Ausblick und auch der Strüker Stein – ein gewaltiger Felsbrocken – lohnt den kleinen Umweg. Durch offenes Gelände geht es nach Bruchhausen. Im Oktober 1998 wurde Bruchhausen aufgrund seiner Lage und der einmaligen landschaftlichen Umgebung als Europa-Golddorf ausgezeichnet. Der Golddörferweg führt durch Bruchhausen an der 1967 neu erbauten Pfarrkirche St. Cyriakus vorbei direkt auf Schloss Bruchhausen zu. Es entstand im 14. Jahrhundert aus einem Wohnturm und wurde im 16. Jahrhundert zum Wasserschloss ausgebaut. Zur Anlage gehören die Rentei, das Meiereigebäude und eine eigene Hofbrauerei. Das Bornsteiner Bier ist nach dem höchsten der vier Bruchhauser Steine benannt, bei einem Besuch in der Gutsschänke kann man sich den kühlen Tropfen schmecken lassen. Am Hang des Istenbergs (728 m) entlang führt der Golddörferweg weiter zum Parkplatz an den Bruchhauser Steinen und trifft hier auf den Rothaarsteig. Dann erreicht man Elleringhausen, das im Jahr 2000 Landesgold in Nordrhein-Westfalen holte. Im Elleringhauser Fachwerkviertel beherbergen die Solstätten unter anderem drei Gastronomiebetriebe – der Landgasthof Körner wird schon in der 7. Generation als Familienbetrieb geführt –, eine Bäckerei und das Atelier des überregional bekannten Künstlers Jürgen Suberg. An der Hauptstraße in Elleringhausen geht es rechts über einen Treppenweg hinauf zum Kreuzweg am Ruthenberg und ziemlich steil bergauf bis zur Heimkehrerkapelle. Auf dem Rückweg nach Assinghausen genießt man noch einmal die schöne Aussicht auf das Dach von Nordrhein-Westfalen mit dem Langenberg (843 m) als höchstem Gipfel des Bundeslands. Durchs Gierskoppbachtal führt der Golddörferweg zurück nach Assinghausen. Hier kommen wir vor dem Ziel am Grimme-Denkmal noch am Alten Eiskeller vorbei; in ihm lagerte man das winterliche Eis, das sich hier bis in den Sommer hinein hielt.
Assinghausen
Um Assinghausen gerecht zu werden, reicht der Platz an dieser Stelle nicht aus. Landesgolddorf, Bundesgolddorf, Rosendorf, Grimmedorf: der Olsberger Ortsteil trägt viele Namen, und jeden einzelnen zu Recht. Assinghausen liegt direkt am Oberlauf der Ruhr, südlich von Olsberg. Der Hausberg des Ortes ist der Iberg (596 m), der sich im Osten erhebt. Der Reiz des Ortes liegt im Kern in seinen wunderschönen alten Fachwerkhäusern. Die Hauptstraße mit vier Fachwerkhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist ein Motiv, das man in vielen Bildbänden über das Sauerland findet. Ein wenig erhöht liegt das älteste Bauernhaus in Assinghausen, genannt Buskers Haus. Seine Errichtung wird auf das Jahr 1688 datiert. Ebenfalls ein Fachwerkbau ist das Grimmehaus unterhalb der Kirche, das Geburtshaus von Friedrich Wilhelm Grimme. 1827 wurde er hier geboren, 27 Jahre nach dem Bau des Hauses, das unter anderem auch als Schul- und Pfarrhaus diente. Eine Statue des sauerländischen Heimatdichters steht direkt vor dem Haus, in dem sich heute der Grimme-Gedächtnisraum befindet. Die Sammlung umfasst verschiedene Manuskripte und Briefe des Dichters, Drucke seiner Arbeiten und Bilder. Es gibt noch eine zweite Ausstellung, die im sogenannten Reisen-Speicher, einem der ältesten Zehntspeicher Westfalens aus dem Jahr 1556, untergebracht ist. Im Zehntspeicher wurden ursprünglich die Abgaben der Bauern, der Zehnt, aufbewahrt. Damals zahlte man seine Steuern noch in Naturalien. Auf drei aus massivem Bruchstein gemauerten Geschossen sitzt wie auf der Spitze eines Turms ein Fachwerkhäuschen, ein kurioser Anblick. Zusätzlich ist noch ein alter Keller mit Halbtonnengewölbe vorhanden. Ein weiterer interessanter Keller findet sich im Unterdorf von Assinghausen. Der mit einem Gitter verschlossene Stollen des Alten Eiskellers ist 15 Meter weit in den Felsen getrieben, in ihm lagerte man das winterliche Eis des Sees, das sich im Eiskeller bis in den Sommer hinein hielt. Nützlich war es zum Kühlen von Bier. In den Sommermonaten lohnt sich ein Besuch Assinghausens besonders, wenn die Rosen blühen. Das Sauerland, das man sonst eher mit ausgedehnten Wäldern und schroffen Felsen verbindet, zeigt sich hier nämlich von seiner romantischen Seite. Assinghausen hat seit 2007 vom Verein deutscher Rosenfreunde die offizielle Berechtigung, sich Rosendorf im Hochsauerland zu nennen. Warum, das wird bei einem Spaziergang schnell deutlich. Vier ausgeschilderte Spazierwege führen durch den Ort und leiten den Besucher zu rund 150 verschiedenen Rosensorten. Einige davon wachsen im Romantikgarten vor dem Reisen-Speicher oder an anderen öffentlichen Plätzen, viele aber auch in den privaten Gärten der Einwohner.
Freistuhl Assinghausener Grund
Seit germanischer Zeit gab es in Westfalen die Freigerichte (Femegerichte). Das Freigericht tagte stets an einem bestimmten Ort, dem Freistuhlplatz. Unter dem Vorsitz des Freigrafen sprachen dort im Beisein aller Freien die Schöffen (Wissenden) Recht. Das Gericht befasste sich u. a. mit Mord, Diebstahl, Brandstiftung, Notzucht, Verrat und Ketzerei. Ursprünglich kannte man nur die Todesstrafe, die vom Fronboten oder den Schöffen vollzogen wurde, später auch andere Strafen. Zum Freibann „Assinghauser Grund“ gehörten die Freigrafschaften Bigge, Olsberg, Grönebach, Rüdenberg (im Elpetal), Nordenau und Wernsdorf (im Orketal), zeitweise auch Düdinghausen. Stuhlherren waren die Grafen von Waldeck, die um das einträgliche Stuhlrecht einen jahrhundertelangen Streit mit dem Erzbischof von Köln (Kurköln) führten. Der Freistuhl befand sich auf dem Hofe des Fronboten, dem Pothofe, auf dem Blaumenbuske südlich der Pfarrkirche St. Katharina.
Küsterlandkapelle
Die Kapelle auf dem Küsterland in Assinghausen ist der schmerzhaften Muttergottes geweiht. Das verputzte Bruchsteingebäude liegt malerisch unter alten Bäumen an einem alten Handelsweg und wurde als Fuhrmannskapelle gebaut. Das rechteckige Gebäude mit flacher Holzdecke ist durch vier Fenster mit Segmentbögen gegliedert. Die Fenster- und Türrahmen sind aus Holz. Der Chor steht an der Westseite. In die Ostfront ist eine schöne Tür eingebaut, auf deren Sturz sich eine Inschrift befindet: SANCTA MATER DOLORIS ORA PRO NOBIS TE PRECANTIBVS (1758). Im Altar befindet sich ein ausdrucksvolles Vesperbild, vermutlich vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Ebenfalls gehören zum Bereich der Küsterlandkapelle die Kapelle des blutschwitzenden Heilandes und die Lourdesgrotte. In der Kapelle des blutschwitzenden Heilandes ist die Ölbergszene mit fast lebensgroßen Figuren nachgebildet. Die Kapelle ist auch der Ausgangspunkt des historischen Kreuzweges.
Historischer Kreuzweg Assinghausen
Der 150 Jahre alte Kreuzweg von Assinghausen im Hochsauerland stellt das Lebenswerk des Gemeindehirten Adam Leonhard dar. Dieser hat nicht nur sein Geld und seine Arbeitskraft in den Bau des Kreuzweges mit seinen verschiedenen Einrichtungen gesteckt, sondern genau Buch über die eingegangenen Spenden und die Ausgaben geführt, so dass auch heute noch nachzuvollziehen ist, wann eine Maßnahme durchgeführt wurde, wer dabei geholfen hat und wie viel diese gekostet hat. Diese Aufzeichnungen stellen damit ein einzigartiges Dokument dar. Der Kreuzweg wird heute im Wesentlichen von dem gemeinnützigen Verein Aktion Kreuzweg Assinghausen e.V. betreut. Ziel ist es, ihn so auszubauen und zu gestalten, dass er nicht nur beim jährlichen Karfreitagkreuzweg ins Bewusstsein gerückt wird, sondern von Einheimischen und Touristen gern gegangen wird.
Bruchhausen
Wann genau Bruchhausen erstmals urkundlich erwähnt wurde ist umstritten, da es im Sauerland mehrere Orte mit diesem Namen gibt. Der Bruchhauser Lehrer und Heimatkundler Josef Wälter kommt in seinem Buch „Brochhusen – ein Sauerländer Dorfbuch“ von 1957 zu der Erkenntnis, dass Bruchhausen im Jahre 1144 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die eigentliche Siedlungsgeschichte in dieser Gegend ist aber weitaus älter. Bereits in der vorrömischen Eisenzeit befand sich auf dem Istenberg zwischen den Bruchhauser Steinen eine Wallburganlage. Im Zentrum des Dorfes liegt seit dem 14. Jahrhundert das Wasserschloss Bruchhausen. Bruchhausen war im 19. Jahrhundert insbesondere für seine Nagelindustrie bekannt. Im Jahr 1872 gründete sich die St.-Cyriakus-Schützenbruderschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente Bruchhausen einige Jahre als ständiges Lager von ca. 1000 belgischen Soldaten. Ab 1967 kam es zu einer umfangreichen Dorfsanierung, bei der die Pfarrkirche St. Cyriakus neu errichtet, der Medebach zum Teil unterirdisch kanalisiert und ein neuer Ortsmittelpunkt geschaffen wurde.
Bruchhauser Steine
Die Bruchhauser Steine liegen oberhalb von Bruchhausen auf dem 727 m hohen Istenberg. Die vier Felsen Bornstein, Goldstein, Feldstein und Ravenstein überragen den Wald und wenn man den höchstgelegensten erklimmt, hat man eine atemberaubende Aussicht über weite Teile des Sauerlandes. Zwischen den Bruchhauser Steinen lag früher eine Wallburg. Ihre Befestigung schließt die vier Hauptfelsen mit ein. Diese Felsen waren mit Wällen verbunden, wobei heute nur noch Wallteile sichtbar sind. Bei Ausgrabungen von Archäologen wurden in Wällen Pfostenlöcher früherer Holzpalisaden gefunden. Die genaue historische Bedeutung bzw. Nutzung der Bruchhauser Steine ist bis heute unklar. Es wird eine Nutzung als vorgeschichtliche Fluchtburg angenommen. Aufgrund von Scherbenfunden in der Umgebung der Felsen wird hier ein Versammlungsplatz zu einem Felsheiligtum vermutet. Die Funde datieren in die frühe und mittlere Eisenzeit; der älteste Fund war eine kleine Axt aus der Jungsteinzeit.
Elleringhausen
Elleringhausen wurde erstmals 1222 urkundlich erwähnt. Besiedelt wurde die Gegend aber bereits um 900. Das Dorf liegt in einer offenen Landschaft, nur die umliegenden Bergkuppen sind bewaldet. Attraktiv machen es seine schönen alten Fachwerkhäuser. 1971 gewann der Ort zum ersten Mal eine Silbermedaille im Landeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden, 2001 und 2009 erneut. Und im Jahr 2000 reichte es sogar für die Goldmedaille auf Landesebene. Insgesamt 20 Brücken überqueren den, das Ortsbild prägenden Hausbach, der sich noch heute in seinem natürlichen Bachbett durch das Dorf schlängelt. Elleringhausen bietet so bezaubernde Sehenswürdigkeiten, dass man sich kaum daran sattsehen kann. Die St.-Laurentius-Kirche, eine der schönsten im Bistum Paderborn, wurde vom Architekten Johannes Becker aus Kassel entworfen. Eine interessante Station beim Spaziergang durch den Ort ist das Kunstatelier Jürgen Suberg gegenüber der modernen Kirche. Das Fachwerkhaus ist weit über 300 Jahre alt und liebevoll restauriert; im Inneren gibt es Malereien und Skulpturen zu entdecken. Umgeben von hohen Bergen, auf denen z. T. der Rothaarsteig verläuft (Borberg 669 m, Habberg 659 m, Ginsterkopf 661 m, Namenlos 664 m, Istenberg 727 m, Heidkopf 715 m und Ruthenberg 543 m), liegt das Dorf geschützt im Tal, wie en Kinneken in der Waige. Nach Süden hin öffnet sich das Tal zum Istenberg mit seinen vier Steinen und bietet dem Betrachter ein einmaliges Panorama bzw. Fotomotiv.
Wegpunkte Golddörferweg
WP1 N51°18.0687 E008°31.2414, Grimmedenkmal
WP2 N51°18.4733 E008°31.8164, Küsterlandkapelle
WP3 N51°19.6070 E008°33.1169, Schloss Bruchhausen
WP4 N51°20.4069 E008°32.1788, Landgasthof Körner
WP5 N51°19.9962 E008°31.2848, Heimkehrerkapelle
WP6 N51°18.3524 E008°30.2088, Wanderparkplatz